«Wir sind auf Kurs – aber es gibt laufend Unsicherheiten»
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BAG gibt sich optimistisch
«Wir sind auf Kurs – aber es gibt laufend Unsicherheiten»

Aller Lieferverzögerungen zum Trotz: Das Bundesamt für Gesundheit sieht sich bei der Impfkampagne weiter im Zeitplan. Die Kantone wirken da weniger optimistisch.
Publiziert: 20.04.2021 um 13:13 Uhr
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Aktualisiert: 24.04.2021 um 21:01 Uhr
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Schon wieder kommt es zu Lieferverzögerungen beim Impfstoff von Moderna.
Foto: AFP

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) will sich keine Blösse geben. «Wir sind bei den Impfungen weiter auf Kurs», betonte BAG-Vizedirektorin Nora Kronig am Dienstag wiederholt vor den Medien.

Und das, obwohl eine weitere Lieferverzögerung die Impfkampagne in der Schweiz ins Stocken zu bringen droht. Wie «SRF» berichtet, könnte es im Mai erneut weniger oder verspätete Lieferungen von Moderna geben. Schon am Wochenende hatte die Moderna-Verspätung für Knatsch zwischen Bund und Kantonen gesorgt.

«Keine Kürzungen, nur Verschiebungen»

Laut einer Meldung vom Impfhersteller Moderna an das BAG werden im Mai 200'000 Dosen weniger geliefert als zuvor angekündigt. Diese Dosen werden im Juni nachgeliefert. Es gebe deshalb keine Kürzungen, sondern nur Verschiebungen von einem Monat auf den nächsten. «Unser Ziel, alle Impfwilligen im ersten Halbjahr zu impfen, bleibt bestehen», betonte Kronig auf Frage von Blick.

«Wir wissen von Tag zu Tag nicht genau, welche Menge kommt», so Kronig weiter. Am Samstag war die Moderna-Lieferung bereits kleiner als vorgesehen. Der zweite Teil der Lieferung werde am Donnerstag kommen. Die Gründe für die Verzögerungen seien bisher unklar. Klar ist: Die Kantone müssten entsprechend flexibel bleiben.

Folge ist eben doch eine verlangsamte Impfkampagne

Rudolf Hauri zeigte sich denn auch nicht ganz so optimistisch. «Auch nur geringe Lieferverzögerungen oder kleinere Lieferkürzungen haben grosse Auswirkungen auf die Impfungen», erklärte der Präsident der Kantonsärzte.

«Lieferschwankungen führen zu einem andauernden Umdisponieren und damit auch zu einer Verlangsamung der Impfungen», so Hauri. «Wir können nicht immer alles gleich verimpfen, was wir erhalten.» Impfstellen seien teilweise gezwungen, terminierte Erstimpfungen zu verschieben, damit sie genügend Impfstoff für die anstehenden Zweitimpfungen haben.

«Die Produktionsketten sind komplex. Es kann dort immer wieder Verzögerungen und Schwankungen geben», räumte Kronig ein. So komme es unter Umständen zu Schwankungen, weil es irgendwo in der Kette einen Fehler gab. «Mit Moderna haben wir den Vertrag im letzten Jahr abgeschlossen, da war es fast unmöglich abzuschätzen, was tatsächlich realistisch ist», so Kronig.

Vergangene Woche habe die Schweiz die Schwelle von zwei Millionen verimpften Dosen überschritten. Bis in dieser Woche sollen insgesamt drei Millionen Dosen eingetroffen sein.

Weiter Warten auf Astrazeneca

Erfreut zeigte sich das BAG über den Zulassungsantrag von Curevax, von dessen Impfstoff die Schweiz bereits fünf Millionen Dosen bestellt hat. Gleichzeitig aber wartet das Bundesamt noch immer auf den Impfstoff von Astrazeneca.

Das Warten dürfte noch eine Weile andauern. Die Arzneimittelbehörde Swissmedic würde gerne über die Astrazeneca-Zulassung entscheiden. Ihr fehlen aber die notwendigen Studien, erklärte Swissmedic-Vertreter Claus Bolte. Anders als angekündigt liefere das Unternehmen die notwendigen Daten nicht: «Dieses Impfstoffgesuch war das erste, das bei uns eingereicht wurde. Seither warten wir.» Es liege an der Firma und nicht an Swissmedic, betonte Bolte, dass der Impfstoff noch nicht beraten worden sei.

Grünes Licht hat Swissmedic dagegen für den Einsatz eines Medikamentencocktails gegen Corona gegeben. Der Bund hat mit dem Basler Pharmakonzern Roche einen Vertrag über die Beschaffung des Medikamentes RegN-Cov2 abgeschlossen. 3000 Dosen des vom US-Biotechnologieunternehmen Regeneron Pharmaceuticals entwickelten Medikamentencocktails hat der Bund bestellt.

Taskforce malt düstere Bilder

Aller Impfbemühungen zum Trotz steigen drohen die Corona-Fallzahlen vorerst weiter anzusteigen. Darauf deuten auch Szenarien der wissenschaftlichen Taskforce des Bundes. Auch bei intensiveren Tests wäre mit einer weiteren Ausbreitung zu rechnen, sagte Taskforce-Präsident Martin Ackermann.

Durch die am Montag erfolgten Öffnungsschritte könnte die Zahl der Ansteckungen und damit der Hospitalisierungen rasch zunehmen, sagte Ackermann. Gerade in den Altersgruppen zwischen 45 und 65 sei ein schneller Anstieg möglich.

Gemäss Szenarien der Taskforce würden sowohl 50'000 als auch 100'000 Impfungen pro Tag eine Zunahme nicht verhindern. Auch eine Intensivierung des Testens auf einen Test pro Woche für 20 Prozent der Bevölkerung würde eine Ausbreitung nicht verhindern. Das Impfen sei nun in der zweiten Phase und durch Logistik und Strategie der Kantone geprägt. Ausschlaggebend sei weiterhin das Verhalten jedes Einzelnen. (dba)

BAG-PK 20.04.2020

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