Chef von DER Touristik Suisse
«Dieser Sommer wird kompliziert»

Auch in diesem Sommer werden wir nicht einfach so ans Mittelmeer fliegen oder mit dem Camper quer durch Europa reisen können. Das bekommen Reiseanbieter wie DER Touristik Suisse zu spüren.
Publiziert: 20.04.2021 um 08:39 Uhr
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Aktualisiert: 21.04.2021 um 11:09 Uhr
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Dieter Zümpel, Chef von DER Touristik Suisse, fordert bessere Rahmenbedingungen für die Reiseveranstalter.
Foto: Christian Wyrwa
Ulrich Rotzinger

Viel Arbeit, aber kaum Umsatz, leere Kassen. So sieht die aktuelle Lage bei den Schweizer Reiseveranstaltern aus. Und das schon seit Monaten. «Wir beschäftigen uns sehr stark mit Umbuchungen und Annullierungen», sagt Dieter Zümpel, Chef DER Touristik Suisse, an der virtuellen Ferien Messe «Land in Sicht». Zümpel ist Vertreter der Marken Kuoni, Helvetic Tours und zahlreicher Spezialisten.

Von Land in Sicht ist allerdings keine Spur. «Die Krise trifft uns viel härter als wir jemals erwartet haben», sagt Zümpel. «Dieser Sommer wird kompliziert. Wir werden eine Menge Arbeit haben.» Damit meint er weniger einen Buchungsboom, sondern mehr kurzfristiges Reagieren auf neue Einreise-Bestimmungen, Quarantänepflichten und Erleichterungen für Geimpfte. Für Zümpel ist klar: Es wird auch in den kommenden Monaten «extrem kurzfristig gebucht». Und das bedeute eben einen Haufen Arbeit.

Man müsse nicht nur äusserst flexibel reagieren, sondern auch dem enormen Beratungsbedarf der Kundschaft nachkommen können, so Zümpel. «Wir spüren eine enorme Unsicherheit bei denjenigen, die reisen wollen.»

Testpflicht für viele ein Problem

Die Quarantäne hält zahlreiche Schweizerinnen und Schweizer davon ab, derzeit Auslandsferien zu buchen. Das hat auch eine aktuelle Befragung von Hotelplan ergeben, an der 13'000 Kundinnen und Kunden teilnahmen (Blick berichtete). Jeder zweite Deutschschweizer möchte gerne Auslandsferien machen, in der Romandie sind es gar 65 Prozent. Nicht nur die Quarantäne zu Hause, sondern auch die Testpflicht bei Ein- und Rückreise sind für viele ein Problem.

Laut Hotelplan ziehen 63 Prozent der Befragten erst wieder eine Auslandsreise in Betracht, wenn sie dafür keinen Corona-Test machen müssen. Kein Wunder fordert Hotelplan-Chefin Laura Meyer (39) im Interview mit Blick: «Wir brauchen jetzt schnell den Impfpass.»

Videoberatung auch am Wochenende

Bis ein solcher Impfpass vorliegt, wird noch etwas Zeit vergehen. Unterdessen nutzen die Reiseanbieter die Zeit, ihr Beratungsangebot digitaler zu machen, wie Zümpel von DER Touristik Suisse sagt. Man könne Termine für eine Reiseberatung via Video auch an den Wochenenden vereinbaren, so Zümpel. «Wir arbeiten daran, den Kunden rund um die Uhr zur Verfügung zu stehen.»

Zümpel appelliert an der virtuellen Ferien Messe auch an die Politik. «Wir müssen bessere Rahmenbedingungen schaffen und haben, unter den Reisen wieder ohne ein schlechtes Gefühl oder Gewissen möglich ist.»

Weg mit der Quarantäneliste

Konkret könne man das mit der Abschaffung der Quarantäneliste des BAG erreichen. Die Liste sei willkürlich und die ständigen Anpassungen machten keinen Sinn, heisst es bei den Reiseexperten. So fordert Zümpel, dass getestete Reiserückkehrer nicht in Quarantäne müssen.

Er macht dazu ein Beispiel: Wenn er aus Interlaken BE zurückkehre, könne er sich testen lassen und dann ins Büro zur Arbeit gehen. Wenn er aber aus vielen Auslanddestinationen zurückkehre, könne er dies auch bei einem negativen PCR-Test nicht. Und dies sei willkürlich.

Die Branche stelle sich der Verantwortung. Aber, so Zümpel: «Wir brauchen eine Perspektive, damit wir aus dem Loch herauskommen.»

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