Die Zahlen lassen aufhorchen. Seit Beginn der Pandemie gibt es gegenüber der Vor-Corona-Zeit 10 bis 15 Prozent weniger Pflege-Kapazitäten auf den Intensivstationen. Die starke Belastung des Gesundheitspersonals zeigt seine Folgen. Das wurde an einer Medienkonferenz mit Experten von Bund und Kantonen vom Dienstag bekannt.
Roswitha Koch vom Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK) bezog sich dabei auf Hinweise aus verschiedensten Regionen. Dort habe Personal wegen der Überlastung das Pensum reduziert oder sei ganz aus dem Beruf ausgestiegen. Flächendeckende Zahlen gebe es aber nicht.
Es droht die Schliessung von Betten
Glücklicherweise verbessere sich derzeit die epidemiologische Lage. Auch die Hospitalisierungen seien rückläufig, ergänzte Virginie Masserey vom Bundesamt für Gesundheit (BAG). Die Spitäler seien damit im Moment weniger stark belegt. «Es ist weiterhin so, dass jene Personen, die ins Spital müssen, mehrheitlich nicht geimpft und eher jung sind.»
Doch: Sobald die Zahlen der Spitaleinweisungen wieder steigen, drohen Engpässe in den Spitälern. «Wegen Personalmangel kann es zu Bettenschliessungen kommen. Dagegen müssen wir etwas unternehmen», sagte Koch. Deshalb unterstütze auch der SBK die neu lancierte Impf-Kampagne des BAG, die vor allem junge Menschen ansprechen will.
Patienten werden ungleich behandelt
Die Engpässe in den Spitälern können weitreichende Folgen haben. Es dürfe nicht mehr vorkommen, dass Krebsbehandlungen verschoben werden müssen wegen der Corona-Pandemie, so Koch. Die Covid-19-Impfung sei dabei die wirksamste Methode, sich selber, die anderen und auch das Gesundheitswesen zu schützen.
Auch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie gebe es schon lange einen Mangel an Fachkräften, ergänzte Philipp Luchsinger, Präsident des Verbands Haus-und Kinderärzte Schweiz. Es wäre jetzt besonders wichtig, diese Dienste auszubauen, sagte er: «Wir hoffen, dass das bei den Kantonen Gehör findet und man merkt, dass die Jugendlichen gefährdet sind.»
Vor allem die sozialen Medien sorgten unter den Jugendlichen für Unsicherheit. Als gutes Beispiel lobte Luchsinger hingegen Liverpool-Trainer Jürgen Klopp. Dieser vertraue immer auf Experten, wie Klopp selber betonte. Die Folge: «Er hat seinen Arzt gefragt – und ist geimpft.»
Das Beispiel zeige: Es brauche Fachleute, die Antworten auf die Fragen lieferten. Im Gespräch solle die Impfentscheidung unterstützt werden. Eine gute Beziehung sei dabei das Fundament für eine vertrauensvolle Beratung, sagte Luchsinger. Viele Personen liessen sich nach einer Beratung impfen. (dba/SDA)