Der Bundesrat startet eine gigantische Impfoffensive. Nötig ist es: Mit einer Impfquote, die nicht einmal 60 Prozent erreicht, sind wir das Impf-Schlusslicht in Westeuropa. Bleibt das so, wird der Winter hart. Alle Massnahmen aufzuheben, wie das Dänemark, Schweden und Portugal nun tun, wird nicht möglich sein.
Dass der Bund nun 150 Millionen Franken in die Hand nimmt, ist da richtig und wichtig. Insbesondere die Idee, 170 mobile Impf-Equipen durchs Land zu schicken, ist gut. Wenn die Menschen nicht zur Impfung kommen, muss eben die Impfung zu den Menschen! So lassen sich sicher ein paar Bequeme motivieren. Auch die Ausweitung der persönlichen Beratung für jene, die unsicher sind, Fragen oder Ängste haben, ist sinnvoll.
Anders sieht das mit der Impfwoche und den Überredungs-Gutscheinen aus. Wer die Impfung ablehnt, wird auf eine Dauerbeschallung, die «vom Nutzen einer Impfung überzeugen» soll, bestenfalls genervt sein, im schlechtesten Fall aber noch skeptischer werden.
Schlicht falsch ist der Plan, Menschen mit 50-Franken-Gutscheinen zu belohnen, wenn sie andere von der Impfung überzeugen. Denn das ist nichts anderes als eine verzweifelte Kapitulation: das Eingeständnis, dass Argumente nicht ausreichen. Sondern, dass man Überzeugung kaufen kann. Das wird nicht nur nicht funktionieren. Es gefährdet das bewährte Verhältnis zwischen Staat und Bürger.