So begründet der SFV die BAG-Absage
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«Uns sind die Hände gebunden»:So begründet der SFV die BAG-Absage

«Mangelndes Engagement»
Politiker streiten über Impfkampagnen-Nein der Nati

Der Schweizer Fussballverband erteilt der Impfkampagne des Bundes eine Absage. Gerade nach Corona-Rettungspaketen für den Sport hat mancher dafür wenig Verständnis übrig.
Publiziert: 30.08.2021 um 18:09 Uhr
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Aktualisiert: 30.08.2021 um 23:35 Uhr
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Exklusivrechte für sechs Hauptsponsoren: Der Fussballverband erteilt der Impfkampagne des Bundes eine Absage.
Foto: Keystone
Daniel Ballmer und Sebastian Rieder

«Wenn der Wille da wäre, gäbe es einen Weg. Davon bin ich überzeugt», sagt LDP-Nationalrat Christoph Eymann (70). Die Absage des Schweizer Fussballverbands SFV an die Impfkampagne des Bundes stösst im Parlament mehrheitlich auf Unverständnis. Die Nati-Stars um Sommer, Xhaka, Shaqiri und Co. hätten gerade auch viele Junge mit Migrationshintergrund vom Corona-Piks überzeugen sollen.

«Ich hätte mir vom SFV mehr Entgegenkommen erhofft», sagt auch FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen (40). «Gerade der Fussballverband müsste grösstes Interesse haben an einer Rückkehr zur Normalität. Niemand will wieder leere Stadien.»

Es bleibt dabei: Hauptsponsoren haben Exklusivrecht

Das will auch der SFV sicher nicht. Dennoch sieht der Verband seine Hände gebunden. «Kampagnen mit der Nationalmannschaft sind exklusiv unseren Sponsoringpartnern vorbehalten», sagt SFV-Kommunikationschef Adrian Arnold. Und: Will das BAG mit der Nationalmannschaft zusammenarbeiten, könne es Sponsoringpartner werden.

Die Reaktionen waren heftig. Geldgier warfen Leser dem Verband vor. Stimmt nicht, beeilte sich Arnold zu betonen. Gegenüber Blick versicherte er, es sei nie darum gegangen, «mit einer Impfkampagne des Bundes Geld zu verdienen». Die Nationalmannschaft und der SFV jedoch hätten nicht die Rechte an den einzelnen Spielern, um sie für Kampagnen ausserhalb der Sponsoringpartner einzusetzen. Aber: Der SFV gebe dem Bund die Gelegenheit, direkt auf Spieler zuzugehen.

«Für mich ist das etwas sehr formalistisch»

Auf Verständnis stösst der Fussballverband bei SP-Nationalrat Matthias Aebischer (53), als ehemaliger Sportreporter selber jahrelang Begleiter der Nationalmannschaft. «Die Nati-Delegation hat gar nicht die Macht, einzelne Spieler zu einer solchen Kampagne zu verpflichten. Das ist nur bei klar definierten Verträgen mit Sponsoringpartnern möglich», sagt auch er. Würden Spieler aber direkt angefragt, «bin ich überzeugt, dass manche mitmachen werden».

Neo-Nati-Stürmer Andi Zeqiri kann sich gut vorstellen, das BAG zu unterstützen. «Wenn ich einen Beitrag leisten kann, würde ich gerne helfen. Corona hat uns alle in eine schwierige Situation gebracht», sagt Zeqiri. Der 22-jährige Schweizer mit kosovarischen Wurzeln hat kurz vor dem Einrücken ins Nati-Camp seinen Wechsel von Brighton nach Augsburg bestätigt. Der Bundesliga-Club geht in diesen Tagen selbst mit bestem Beispiel voran und lädt die ganze Region zur grossen Impfaktion ins Stadion ein.

Weit weniger offensiv ist da Murat Yakin. Der neue Nati-Trainer ist vorderhand mit sportlichen Fragen beschäftigt und schiebt die Impffrage elegant beiseite. «Wir müssen das im Detail noch einmal abklären, aber persönlich darf sich jeder dafür einsetzen.»

FDP-Politiker Eymann stört sich aber an dieser defensiven Ausrichtung des SFV: «Für mich ist das etwas sehr formalistisch.» Immerhin habe gerade auch der Schweizer Fussball in der Pandemie von Corona-Rettungspaketen profitiert. Da ist er sich mit Wasserfallen einig. «Da könnte sich der SFV schon etwas mehr bemühen.» Denn gerade der Fussballverband könne auf viele Bevölkerungsschichten Einfluss nehmen.

Viele haben sich nach Rettungspaketen mehr erhofft

Tatsächlich hatte der Bund für den vom Coronavirus arg gebeutelten Sport gleich mehrere millionenschwere Rettungspakete geschnürt. Hilfsgelder wurden als zinslose Darlehen gesprochen – oder gleich à fonds perdu. So hat alleine der Schweiz Fussball bisher über 100 Millionen Franken erhalten. Umso mehr wollen viele nicht begreifen, dass der SFV dem Bund nun nicht mehr entgegenkomme.

Eine ganz andere Haltung vertritt SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel (55). «Die Nati-Spieler sollen nicht zur Beeinflussung der Bevölkerung missbraucht werden», sagt er. Solche «Staatspropaganda» sei unnötig. «Die Spieler sollen Fussball spielen – und am Sonntag in der WM-Qualifikation Italien schlagen.»

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