Männerbastion Kantonsregierungen
Hier haben Frauen wenig zu sagen

Ab Mai wird wieder eine Frau in der Walliser Kantonsregierung sitzen. Damit gibt es in den Kantonen keine reinen Männerregierungen mehr. Allerdings bleiben die kantonalen Exekutiven eine Männerbastion. Blick zeigt, wie es um die Frauenvertretung in den Kantonen steht.
Publiziert: 25.03.2025 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 25.03.2025 um 07:15 Uhr
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Franziska Biner gewann die Wahl in die Walliser Regierung. Mit ihrer Wahl gibt es keine Kantonsregierungen ohne Frauenvertretung mehr.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Keine reine Männerbastion mehr in Schweizer Kantonsregierungen ab Mai
  • Es gibt kaum Kantone mit Frauenmehrheiten
  • Der Frauenanteil bleibt relativ tief
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Lucien FluriCo-Ressortleiter Politik

Sie landete gleich auf dem ersten Platz: Bei den Walliser Staatsratswahlen überholte die Zermatter Newcomerin Franziska Biner (38) alle Männer, auch die Bisherigen. Als Einzige im Kandidatenfeld schaffte sie Anfang März die Wahl auf Anhieb. 

Und sie sorgt dafür, dass nach vier Jahren Pause wieder eine Frau in der Regierung des Alpenkantons sitzt. Denn das Wallis war zuletzt der einzige Kanton, in dem die Frauen auf höchster politischer Ebene nicht mitreden konnten. 

Wenn Biner am 1. Mai ihr Amt antritt, dann wird es in der Schweiz keine einzige Kantonsregierung mehr geben, in der nur Männer den Ton angeben. Denn im letzten Jahr zogen auch in Uri und im Aargau Frauen in die zuvor reinen Männergremien ein. 

Frauenmehrheit nur in vier Kantonen

Doch auch wenn bald die letzte reine Männerbastion unter den Kantonsregierungen gefallen ist: Nach wie vor sind die Regierungs- und Staatsräte in der Schweiz männerlastig. Dies zeigt eine Auswertung von Blick: In knapp der Hälfte der Kantone sind Frauen Einzelkämpferinnen. In acht Kantonen sitzt jeweils eine Frau mit vier Männern am Tisch, in Schwyz, Freiburg, Appenzell Innerrhoden und Uri regiert jeweils sogar nur eine Frau neben sechs Männern. 

In gerade einmal vier Kantonen gibt es eine Frauenmehrheit. Die Waadt steht dabei schweizweit an der Spitze: In der siebenköpfigen Exekutive stehen zwei Männer fünf Frauen gegenüber. In Genf gibt es vier Regierungsrätinnen und drei männliche Kollegen. Ab Sommer wird auch Neuenburg über eine Frauenmehrheit verfügen: Dies entschieden die Neuenburgerinnen und Neuenburger bei den Wahlen am Sonntag.

In der Deutschschweiz gibt es gerade einmal zwei Kantone mit einer Frauenmehrheit. Zum einen in Zürich, zum anderen in Solothurn – noch: Am 13. April findet dort der zweite Wahlgang für die Regierungsratswahlen statt. Ob es danach weiterhin eine Frauenmehrheit gibt, ist noch offen. 

Die Linke stellt mehr Frauen

Im Schnitt liegt der Frauenanteil in den Kantonsregierungen aktuell bei 34,4 Prozent, obwohl die Frauen 50,3 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Generell gilt in der Schweiz, egal ob städtische oder nationale Parlamente, ob Regierungen auf kantonaler oder kommunaler Ebene: Im Schnitt erreicht der Frauenanteil jeweils nicht einmal 40 Prozent. 

Unter den Parteien schneidet die SP am besten ab. Sie ist nicht nur die einzige Partei, deren Frauenanteil in den Kantonsparlamenten über 50 Prozent liegt. Die Sozialdemokraten stellen schweizweit 28 Regierungsmitglieder, davon 16 Frauen und 12 Männer. Die Mitte hat unter ihren 41 Exekutivmitgliedern 16 Frauen und 25 Männer. Die SVP stellt schweizweit nur 6 Regierungsrätinnen, aber 21 Regierungsräte. Bei der FDP stehen 9 Frauen 26 Männer gegenüber. 

Kein Vorbild ist auch der Bundesrat: Mit dem Abgang von Verteidigungsministerin Viola Amherd werden in der siebenköpfigen Landesregierung nur noch zwei Frauen sitzen. Ein einziges Mal, 2011, gab es dort bisher eine Frauenmehrheit, als Doris Leuthard (61), Micheline Calmy-Rey (79), Eveline Widmer-Schlumpf (69) und Simonetta Sommaruga (64) gemeinsam in der Landesregierung sassen.

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