«Machen wir doch kein Büro auf wegen eines Monats»
Den Booster gab es schon ab fünf Monaten

Die dritte Impfdosis ist eigentlich erst nach einem halben Jahr vorgesehen. Für Mitglieder des Parlaments gab es Piks 3.0 aber schon nach fünf Monaten.
Publiziert: 15.12.2021 um 10:20 Uhr
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Aktualisiert: 15.12.2021 um 10:38 Uhr
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Am Grippeimpftag im Parlament wurde der Corona-Booster schon nach fünf Monaten verabreicht.
Foto: Keystone

Eigentlich hat die Heilmittelbehörde Swissmedic den Booster für die Corona-Impfung erst nach einem halben Jahr zugelassen. Verboten ist es aber nicht, sich den dritten Piks schon vorher zu holen. Dieser sogenannte Off-Label-Use geschieht aber auf eigene Verantwortung und nur in Absprache mit dem Arzt oder der Ärztin.

Die Kantone handhaben die Frist unterschiedlich streng. Im Zürcher Impftram etwa war der Vorab-Booster bis vor kurzem inoffiziell noch zu haben – doch die Gesundheitsdirektion stoppte das Angebot, nachdem es publik geworden war.

Besonders einfach zu haben war die Auffrischimpfung dagegen vor zwei Wochen im Parlament. Am Grippeimpftag vom vorletzten Dienstag wurden Corona-Impfungen verabreicht. Auf der Einladung war zwar von Erst- und Zweitimpfungen die Rede, doch auch der Booster-Piks war bereits zu haben – und zwar schon vorab. Und wie die Zeitungen von CH Media berichten, gab es den Booster auch für Ratsmitgliedern, deren zweite Impfung erst fünf Monate her war. 58 Parlamentarierinnen und Parlamentarier hielten den Arm hin, wie viele von ihnen vor Ablauf der Halbjahresfrist, ist nicht bekannt.

Dritte Dosis nach fünf Monaten

Durchgeführt wurde der Impftag von der Plattform Schweizer Gesundheitstage gemeinsam mit der Klinik für Infektiologie und mit dem Impfzentrum des Inselspitals. «Wir verabreichten die Booster-Impfung in Absprache mit der Gesundheitsdirektion des Kantons Bern fünf Monate nach der zweiten Impfung», so der Leiter der Aktion, Roger Konrad.

SVP-Nationalrat Thomas Hurter (58) erhielt den dritten Piks fünfeinhalb Monate nach dem zweiten. Da er als Pilot viel international unterwegs sei, lasse er sich jährlich gegen die Grippe impfen. Als er gesehen habe, dass der Booster schon zu haben war, habe er zugegriffen. «Wer sich boostern lassen kann und das auch will, soll es tun», findet Hurter.

Die Frist gerade so eingehalten hat SP-Nationalrätin Edith Graf-Litscher (57). Sie bekam den Booster sechs Monate und einen Tag nach der Zweitimpfung: «Als Parlamentarierin kann ich so einen wichtigen Beitrag leisten, um das epidemiologische Geschehen einzudämmen.»

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Keine Extrawurst

Morgen Donnerstag gibt es im Parlament erneut einen Impftag, diesmal offiziell für die Booster. Diesmal dürfte die Halbjahresfrist ein bisschen strenger ausgelegt werden, von fünf Monaten ist nicht mehr die Rede. Möglich wird der Vorab-Piks aber weiterhin: «Falls bei einzelnen Ratsmitgliedern seit der zweiten Impfung noch nicht sechs Monate vergangen sind, obliegt es der Ärztin oder dem Arzt, vor Ort zu entscheiden, ob eine frühere Booster-Impfung möglich ist», so Lucienne Vaudan von den Parlamentsdiensten.

Die Booster-Aktion von Donnerstag ist auch letzte Amtshandlung von SVP-Ständerat Alex Kuprecht (63) als Präsident der Verwaltungsdelegation. «Machen wir doch kein Büro auf wegen eines Monats», sagt er zu CH Media. Ist es eine Extrawurst fürs Parlament? Kuprecht winkt ab. Man habe diskutiert, ob das Parlament privilegiert werde. Aber da es genügend Impfstoff und -Termine gebe, sei man zum Schluss gekommen, dass das nicht der Fall sei. (gbl)

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