Das deutliche Ja der Schweiz zur 13. AHV-Rente sorgt weit über die Landesgrenzen hinaus für Aufsehen. Die britische BBC, die französische Zeitung «Le Monde», ja gar ein nigerianischer TV-Sender: Diverse ausländische Medien berichteten darüber, dass sich die Schweizer Stimmbevölkerung eine zusätzliche monatliche Rente gesprochen hat.
Auch bei unserem grossen Nachbarn im Norden weckt der Schweizer Volksentscheid Begehrlichkeiten. Am Dienstag stellte die deutsche Regierung einen neuen Plan vor, wie die Renten dauerhaft gesichert werden sollen.
Deutsche Linke pochen auf 13. Rente
Der bekannte deutsche Linken-Politiker Gregor Gysi (76) fordert, dass eine 13. Rente auch in Deutschland eingeführt wird. «Die Schweiz machts vor: 13. Rente», postete er auf der Plattform X.
Der Rentenzustupf sei auch in Deutschland nötig, um «bereits vorhandener und drohender Altersarmut von Millionen Rentnerinnen und Rentnern» zu begegnen, erläutert er. Über 40 Prozent der Pensionierten in Deutschland, rund 10 Millionen Menschen, müssten mit der gesetzlichen Rente von 1250 Euro im Monat oder weniger auskommen. Ab dieser Grenze gilt man in Deutschland als armutsgefährdet. Gegenüber Blick sagt ein Sprecher der Linken, man werde im Bundestag eine Gesetzesänderung zur Einführung einer 13. Rente vorschlagen.
Auch die einstige Linken-Abgeordnete Sahra Wagenknecht (54), die Anfang Jahr eine eigene Partei gegründet hat, pocht darauf, sich die Schweiz als Vorbild zu nehmen. Sie fordert auch in Deutschland eine Volksabstimmung über die Rente.
Steuerfrei oder nicht?
Das deutsche Rentensystem ist in den Grundzügen vergleichbar mit jenem in der Schweiz. Es gibt aber wesentliche Unterschiede, wie die unterschiedlichen Säulen ausgestaltet sind. So findet bei der Schweizer AHV eine viel grössere Umverteilung von Reich zu Arm statt als bei der deutschen Rentenversicherung.
Schon in der Vergangenheit ist die Schweiz von deutschen Politikerinnen und Experten immer wieder als Vorbild genannt worden, was die Altersvorsorge betrifft. Die rechtspopulistische AfD wünscht sich seit Jahren eine Rente à la Suisse. Aber auch Expertinnen der Organisation für Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) empfahlen Deutschland schon vor über einem Jahrzehnt, sich an der Schweiz zu orientieren.
Geht es nach dem deutschen Linken-Politiker Gysi, soll Deutschland sogar noch einen Schritt weitergehen als die Schweiz. Er fordert, dass die 13. Rente steuerfrei wäre. Auch hierzulande wird diskutiert, die Steuern auf die AHV-Rente – und zwar auf die ganze – abzuschaffen. Ein Vorstoss von SVP-Nationalrat Erich Hess (42) geniesst Links wie Rechts grossen Rückhalt. Das Parlament dürfte bald darüber befinden.