Darum gehts
- Postgewinn steigt, Preiserhöhungen für die Zukunft sind trotzdem geplant
- Verwaltungsratspräsident Levrat warnt vor «dunklen Wolken»
- Post machte 324 Millionen Franken Gewinn, 70 Millionen mehr als 2023
Zum Abschied erhielt Roberto Cirillo (53) auch lobende Worte – aber zuerst einmal eine Massregelung. Der abtretende Post-Chef habe sich nicht an den Dresscode gehalten, sagte Verwaltungsratspräsident Christian Levrat (54) vor den Medien. «Wir haben uns auf blaue Anzüge ohne Krawatte geeinigt», so Levrat. Doch Cirillo trug eine – in auffälligem Hellblau. «Den Einfluss seiner Frau scheint bereits grösser als der seines Arbeitgebers», witzelte Levrat.
Postfinance-CEO Beat Röthlisberger (53) und Finanzchef Alex Glanzmann (54), der Cirillos Posten ab April ad interim übernehmen wird, hielten sich dagegen an die Abmachung. Die Jahreszahlen kommentierten sie aber mit unterschiedlichem Gemüt.
Levrat will die Post für die Zukunft rüsten
Während die Bank unter tiefen Zinsen ächzt und schrumpft, geht es dem Konzern insgesamt blendend: 324 Millionen Franken Gewinn machte das Unternehmen letztes Jahr – 70 Millionen Franken mehr als 2023. «Der Post geht es gut», sagte Levrat. «In der Zukunft ziehen aber dunkle Wolken auf.»
Mit den Worten will Levrat auch der Kritik gegenüber den steigenden Preisen für Privatkunden entgegentreten. 2022 wurden diese in der Grundversorgung erstmals seit 18 Jahren erhöht – und letztes Jahr gleich ein weiteres Mal. Weshalb schraubt die Post direkt bei den Privatkunden, wenn es ihr ja nun so blendend geht?
Preismassnahmen seien halt ein Hebel, um die Post für die ungewisse Zukunft zu rüsten, bekräftigten die Anwesenden. Sowieso seien die «paar Rappen», die bei Briefen und Paketen aufgeschlagen wurden, für die Kundinnen und Kunden verkraftbar, sagte Noch-Chef Cirillo.
Preisanpassungen sollen Service public am Leben halten
Doch sowohl Cirillo als auch Levrat machten klar: Die Preise werden auch in der nahen Zukunft angepasst, wenn nötig. Sonst drohe das Horrorszenario Dänemark, wie die beiden immer wieder betonen. Denn auch in der Schweiz wurden letztes Jahr erneut weniger Briefe und Pakete versandt als im Vorjahr – bei Ersteren ist keine Erholung in Sicht. In Dänemark habe man auf Massnahmen bei der Grundversorgung verzichtet und stattdessen rein die digitalen Märkte vorangetrieben, sagt Levrat. Resultat: Ab nächstem Jahr wird die dänische Post im eigenen Land keine Briefe mehr zustellen.
In der Schweiz sollen keine «dänischen Verhältnisse» entstehen. «Wir sind kaufkraftbereinigt immer noch unter den günstigsten Postunternehmen Europas», so Cirillo. Und dann noch mit der höchsten Qualität: 2024 kürte der Weltpostverein den gelben Riesen zum achten Mal in Folge zur besten Post der Welt.
Und Cirillos Nachfolge? Er habe noch keinen neuen Post-Chef gefunden, sagte Levrat. «Bis vor dem Sommer» soll dieser aber angekündigt werden. Er habe bereits einige gute Gespräche geführt, sagt der Verwaltungsratspräsident. Er suche jemanden, der die erfolgreiche Tranformation und Digitalisierung unter Cirillo weiterführen könne.