Für lesbische Paare bedeutet die Ehe für alle nicht nur, dass sie heiraten dürfen. Seit dem 1. Juli steht Frauen-Ehepaaren auch der Zugang zu Schweizer Samenbanken offen.
Die Wartezeiten zur Erfüllung des Kinderwunsches sind derzeit allerdings lang. Peter Fehr ist Leiter der OVA IVF Clinic in Zürich, einer von sieben Samenbanken in der Schweiz. «Wir können erst für Dezember wieder Termine für Erstvisiten vergeben», sagt er zur «SonntagsZeitung».
Samenspender gesucht!
Wegen der grossen Nachfrage müsse man nun die Samenbanken aufstocken. 45 Spender hat die Zürcher Klinik im Portfolio, nun brauche man über 20 weitere, sagt Fehr. Er rechnet damit, dass sich die Zahl der Kinder, die durch Spenderbehandlungen in der Schweiz gezeugt werden, verdoppeln wird. Von heute rund 100 auf etwa 200 pro Jahr. Wobei heterosexuelle Paare wegen des medizinischen Fortschritts immer seltener auf Samenspenden angewiesen seien.
Die Schweizer Samenbanken haben mit dem Ansturm gerechnet. Schon bevor die Gesetzesänderung in Kraft trat, liessen sich viele Paare bei Samenbanken über das Verfahren informieren. Die Nachfrage sei sehr gross, meinte die Leiterin einer Samenbank vergangenen Mai zu Blick.
Kein Wunschprogramm
Bisher war es lesbischen Paaren nur möglich, den Kinderwunsch im Ausland zu erfüllen. Obwohl die Samenspende für sie nun auch in der Schweiz legal ist: Manche werden dafür auch künftig über die Landesgrenzen reisen. Dies, weil es im Gegensatz zu anderen Staaten in der Schweiz nicht erlaubt ist, den Samenspender selbst auszuwählen – beispielsweise aufgrund von Bildung oder Hobbys.
Hierzulande trifft die Klinik die Wahl. Es wird geschaut, dass der Spender bezüglich Haut-, Haar- und Augenfarbe sowie Körpergrösse möglichst ähnlich aussieht wie der Vater. Auch die Blutgruppe wird berücksichtigt.
Frauen-Paare dürfen sich gemäss der Richtlinien, die Fehr gemeinsam mit der Zürcher Kantonsärztin erarbeitet hat, einige Merkmale des Spenders wünschen. Beispielsweise sei möglich, dass eine etwas fülligere Co-Mutter einen schlankeren Spender wähle. Auch der Kanton Bern habe diese Richtlinien inzwischen übernommen. (lha)