«Ich will in Zukunft auch lesbischen Paaren helfen»
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Patrick S. ist Samenspender:«Ich will in Zukunft auch lesbischen Paaren helfen»

Blick trifft Samenspender Patrick S.
2000 Franken für 10 Klinik-Termine

Mit der Ehe für alle wird auch die Samenspende für lesbische Paare legalisiert. Ein Spender erklärt, warum er auch ihnen den Kinderwunsch erfüllen möchte.
Publiziert: 06.09.2021 um 10:05 Uhr
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Aktualisiert: 26.09.2021 um 12:34 Uhr
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Patrick S. ist seit drei Jahren Samenspender.
Foto: Siggi Bucher
Lea Hartmann

Patrick S.* (42) ist Vater geworden. Von wem, weiss er nicht. Und er wird es auch noch lange nicht erfahren. Denn der gebürtige Ostschweizer, der heute in Zürich lebt, ist Samenspender.

S. heisst eigentlich anders. Er möchte nicht anonym bleiben, weil er ein Problem damit hätte, zu seinem Entscheid zu stehen. «Sondern aus Respekt gegenüber den Paaren, die durch eine Samenspende Eltern werden», sagt er. Diese dürfen nicht erfahren, wer der biologische Vater ihres Kindes ist.

Eine Kollegin brachte ihn auf die Idee

Der Zusatz «biologisch» ist S. wichtig. Der hochgewachsene Mann, der in der Medizintechnik tätig ist, geht das Thema Samenspende sehr nüchtern an. Als er von der Klinik erfahren hatte, bald Vater zu werden, habe dies in ihm keine besonderen Emotionen ausgelöst, erzählt er. «Ich stelle ja lediglich einen Teil meines genetischen Materials zur Verfügung. Ich würde das nicht überbewerten.»

S. ist seit drei Jahren Samenspender. Eine Kollegin, die in einem Kinderwunsch-Zentrum arbeitete, hatte ihn auf die Idee gebracht, sein Sperma zu spenden. Worüber er und seine Freunde erst im Spass diskutierten, setzte S. schon bald in die Tat um. Er meldete sich bei der Klinik – und bekam innert kürzester Zeit eine Rückmeldung. Das Zentrum konnte einen Spender mit seinem Aussehen und seiner Blutgruppe tatsächlich gut gebrauchen. Nach zahlreichen medizinischen Tests und einem Gespräch mit dem leitenden Arzt wurden mehrere Proben in die Samenbank aufgenommen.

«Ich möchte helfen»

«Ich möchte Paaren helfen, die auf biologischem Weg keine Kinder haben können», erklärt S. seine Motivation. Ob homo- oder heterosexuell, spiele für ihn keine Rolle. «Ich finde es super, wenn die Samenspende für lesbische Paare legalisiert wird», sagt er im Hinblick auf die Abstimmung am 26. September. Dies, weil es für die Betroffenen mehr rechtliche Sicherheit bedeute. Und schiebt nach: «Noch besser als die Ehe für alle fände ich die Samenspende für alle.»

Zusätzlich spiele mit, dass er es «eine schöne Vorstellung» finde, seine Gene weiterzugeben. «Dieser Wunsch steckt im Menschen drin», glaubt S. Nicht zuletzt habe das Spenden ausserdem ganz praktische Vorteile, unter anderem ein kostenloses Spermiogramm. Für die zahlreichen Tests und Termine – S. musste insgesamt rund zehnmal in die Klinik – bekam er ausserdem 2000 Franken Aufwandsentschädigung. Eine Entlöhnung, die über eine Entschädigung hinausgeht, ist in der Schweiz verboten.

Ist das Kind volljährig, kann es mit ihm Kontakt aufnehmen

S. lebt in einer polyamoren Beziehung. Seine Partnerin, mit der er seit 19 Jahren zusammen ist, hatte deshalb auch kein Problem damit, dass ihr Freund Samenspender wird – im Gegenteil. «Sie hat mich unterstützt», sagt S. Freunde und Familie wüssten ebenfalls Bescheid und hätten grösstenteils positiv reagiert – obwohl S. in einem sehr konservativen, christlichen Umfeld aufgewachsen ist. «Dass ich Samenspender bin, haben meine Geschwister viel positiver aufgenommen als mein Beziehungsmodell», stellt er fest.

Für S. ist nicht ausgeschlossen, irgendwann einmal auch ein «richtiger» Vater zu werden. Klar ist für ihn indes: Die Kinder, die dank seiner Samenspende zur Welt kommen, würde er später gerne kennenlernen – sofern sie das möchten. Ab dem 18. Geburtstag haben sie das Recht, die Identität des Spenders zu erfahren. «Ich würde mich freuen, wenn das biologische Kind – oder die Kinder – einmal Kontakt mit mir aufnimmt.»

* Name geändert

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