Das passiert bei einem «Ja» für die Ehe für alle
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Die Vorlage erklärt:Das passiert bei einem «Ja» für die Ehe für alle

Kliniken rüsten sich wegen Ehe für alle
Samenspender für verheiratete Lesben gesucht!

Auf die Schweizer Samenbanken kommt mit der Ehe für alle mehr Arbeit zu. Die Nachfrage lesbischer Paare nach Samenspenden werde gross, glaubt die Ärztin Anna Raggi. Die Kliniken bereiten sich schon vor.
Publiziert: 06.09.2021 um 00:52 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2021 um 11:37 Uhr
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Ein letztes Mal vor der Abstimmung: An der Pride Zürich machte die LGBTQ-Community am Samstag auf ihr Anliegen aufmerksam.
Foto: Keystone
Lea Hartmann

Der Ort, an dem Kinderwünsche wahr werden, liegt im ehemaligen Industriequartier der Stadt Zürich, neben Supermarkt und Arbeitsvermittlungszentrum. Die OVA IVF Clinic ist eine von sieben Samenbanken in der Schweiz. Rund 100 Paare sind hier in Behandlung, um durch künstliche Befruchtung Eltern zu werden.

Bald dürften es noch mehr werden. Sagt die Schweiz am 26. September Ja zur Ehe für alle – und dieser Entscheid zeichnet sich deutlich ab –, wird auch die Samenspende für verheiratete lesbische Paare legalisiert.

Die meisten Spender sind offen

Die Zürcher Fruchtbarkeitsklinik bereitet sich schon auf die Gesetzesänderung vor. «Schon seit zwei Jahren spreche ich das Thema im Erstgespräch mit potenziellen Samenspendern konsequent an», sagt Peter Fehr (63), ärztlicher Leiter der Klinik. Fehr möchte jeweils wissen, ob es für die Spender theoretisch in Ordnung wäre, wenn dereinst nicht nur heterosexuelle, sondern auch homosexuelle Paare dank ihres Spermas Eltern würden. «Die meisten Männer sagen, dass sie auch lesbischen Paaren spenden würden», erzählt Fehr.

Knapp 800 Samenspender in 20 Jahren

Die Zahl der Kinder, die in der Schweiz durch eine registrierte Samenspende gezeugt werden, ist tief: Gerade einmal 108 Geburten gab es im vergangenen Jahr, wie Zahlen des Bundesamts für Gesundheit (BAG) zeigen. Dabei kann es sich um Einzel- oder Mehrlingsgeburten handeln. Keine Statistik gibt es zu Kindern, die durch private Samenspenden oder solche im Ausland gezeugt werden.

In der Schweiz ist die anonyme Samenspende seit 2001 verboten. Das heisst, dass das Kind ab seinem 18. Geburtstag das Recht hat, die Identität des Spenders zu erfahren. 2020 verlangte ein einziges Kind beim Bund Auskunft. Die Zahl dürfte aber in den nächsten Jahren steigen, wenn mehr Kinder, die nach der Gesetzesänderung geboren wurden, volljährig werden.

777 Männer haben sich in den vergangenen 20 Jahren für eine Samenspende zur Verfügung gestellt. Im letzten Jahr kam ein einziger neuer Spender dazu. (lha)

Die Zahl der Kinder, die in der Schweiz durch eine registrierte Samenspende gezeugt werden, ist tief: Gerade einmal 108 Geburten gab es im vergangenen Jahr, wie Zahlen des Bundesamts für Gesundheit (BAG) zeigen. Dabei kann es sich um Einzel- oder Mehrlingsgeburten handeln. Keine Statistik gibt es zu Kindern, die durch private Samenspenden oder solche im Ausland gezeugt werden.

In der Schweiz ist die anonyme Samenspende seit 2001 verboten. Das heisst, dass das Kind ab seinem 18. Geburtstag das Recht hat, die Identität des Spenders zu erfahren. 2020 verlangte ein einziges Kind beim Bund Auskunft. Die Zahl dürfte aber in den nächsten Jahren steigen, wenn mehr Kinder, die nach der Gesetzesänderung geboren wurden, volljährig werden.

777 Männer haben sich in den vergangenen 20 Jahren für eine Samenspende zur Verfügung gestellt. Im letzten Jahr kam ein einziger neuer Spender dazu. (lha)

Laut dem Arzt haben sich bereits lesbische Paare gemeldet, die sich für eine Samenspende interessieren und schon mal ein Vorgespräch wünschen. Heute müssen sie ins Ausland oder privat einen Samenspender organisieren, wenn sie sich Nachwuchs wünschen.

«Nachfrage nach Samenspenden wird gross»

Auch das Zentrum Fertisuisse in Olten SO rüstet sich schon für die Gesetzesänderung. «Wir sind immer auf der Suche nach neuen Spendern – jetzt freuen wir uns besonders über jede Bewerbung», sagt Anna Raggi (48), Ärztin im Zentrum in Olten und Vorstandsmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin. «Die Nachfrage nach Samenspenden wird gross», prognostiziert sie.

Die Samenbanken gehen davon aus, dass man mit den bestehenden Strukturen die steigende Nachfrage wird decken können. Raggi rechnet aber damit, dass ihre Klinik in Olten die Zahl der Spender etwa verdoppeln muss, von heute 20 auf ungefähr 40.

Zwar dürfte es weiterhin lesbische Paare geben, die aus Kostengründen auf eine private Lösung setzen oder wegen der liberaleren Gesetze für die Spendersuche ins Ausland gehen. Dort ist es zum Teil erlaubt, den Spender auszusuchen. Die Ärztin glaubt aber, dass eine Mehrheit künftig auf die registrierte Samenspende in der Schweiz setzen wird. Vor allem auch wegen der besseren rechtlichen Absicherung, die damit verbunden ist.

Nicht alles ist schon geklärt

Die Samenbanken in der Schweiz sind klein, weil die Rekrutierung neuer Spender aufwendig ist. Angenommen wird nur, wer kerngesund und dessen Spermienqualität top ist. Das Gesetz schreibt ausserdem vor, dass pro Spender maximal acht Kinder gezeugt werden dürfen und Proben in der Regel nach fünf Jahren vernichtet werden müssen. Paare dürfen sich den biologischen Vater nicht aussuchen – gewählt wird jener Samenspender, der von Aussehen und Blutgruppe her dem rechtlichen Vater möglichst nahekommt.

Mit der Öffnung der Samenspende für lesbische Ehepaare stellt sich die Frage, wie dies künftig geregelt wird. Werden sich Frauenpaare einen Spender aussuchen dürfen? Und wenn nicht: Nach welchen Kriterien wird der biologische Vater ausgesucht? Das ist noch nicht geklärt. Geht es nach Reproduktionsmediziner Fehr, sollen die Paare wählen können. Ärztin Raggi hingegen ist dagegen, weil dies aus ihrer Sicht heterosexuellen Paaren gegenüber unfair wäre.

Umsetzung so schnell wie möglich

Offen ist auch, ob Samenspender künftig wählen können oder müssen, ob sie das Sperma hetero- wie auch homosexuellen Ehepaaren zur Verfügung stellen wollen oder jeweils nur Ehepaaren ungleichen oder gleichen Geschlechts. «Das ist eine Frage, die wir noch klären müssen», sagt Raggi. Schon jetzt würden Samenspender aber darüber informiert, dass ihre Spende in näherer Zukunft auch homosexuellen Paaren gegeben werden könnte.

Fehr geht davon aus, dass man mit den bisherigen Spendern einen Zusatzvertrag abschliessen werde. Der Arzt sagt: «Wir sind bemüht, dass wir die Gesetzesänderung so schnell wie möglich umsetzen können.»

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