«Menschenrechte einhalten ist doch nicht so schwierig»
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Unternehmer Kobbina Awuah (35):«Menschenrechte einhalten ist doch nicht so schwierig»

Kobbina Awuah aus Ghana setzt Hoffnungen in die Konzern-Initiative
«Menschenrechte einhalten ist doch nicht so schwierig»

Die Konzern-Initiative würde in vielen Entwicklungsländern helfen, nachhaltige Geschäftspraktiken einzuführen. Da ist sich Kobbina Awuah, Unternehmer aus Ghana und Doktorand an der Uni Zürich, sicher.
Publiziert: 17.11.2020 um 08:26 Uhr
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Aktualisiert: 24.02.2021 um 13:30 Uhr
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Die Konzern-Initiative fördert nachhaltige Geschäftspraktiken – davon ist Kobbina Awuah, Unternehmer und Ökonom aus Ghana, überzeugt.
Foto: Foto: partners in GmbH - Stefan Weiss
Interview: Gianna Blum

Die Konzern-Initiative schade der Wirtschaft seines Landes, warnt der Handelsminister von Burkina Faso. Kobbina Awuah (35), Ökonom und Unternehmer aus Ghana, sieht das ganz anders. Er ist überzeugt, dass die Initiative ein Vorteil für Afrika ist, weil sie eine nachhaltigere Wirtschaft möglich mache.

BLICK: Herr Awuah, Sie sind selbst Unternehmer. Warum engagieren Sie sich für die Konzern-Initiative?
Kobbina Awuah: Ich bin überzeugt, dass diese Initiative nachhaltige Geschäftspraktiken fördert. Nach meiner Erfahrung verhält sich die grosse Mehrheit der multinationalen Unternehmen verantwortungsbewusst. Aber es gibt eine kleine Anzahl, die das leider nicht tut. Und seien wir realistisch: In manchen afrikanischen Ländern haben die Opfer keine zuverlässigen Gerichte, vor denen sie sich wehren können.

Kann denn die Initiative eine Wirkung auf die Bedingungen im entsprechenden Land haben?
Ja, ich habe persönlich genau diese Erfahrung gemacht. Ich bin Mitbegründer einer afrikanischen Investmentfirma. Wir führen mehrere Franchisen für US-Konzerne, darunter Burger King. Letzterer hat auf der Einhaltung von globalen Standards bestanden, konkret ging es um Palmöl. Das hat uns wiederum gezwungen, unsere Lieferanten genauer unter die Lupe zu nehmen – und mit ihnen zusammenzuarbeiten, damit sie die Vorgaben erfüllen können.

Der Handelsminister von Burkina Faso, Harouna Kaboré, sieht das anders. Er sagt, ein Ja zur Initiative schade der Wirtschaft seines Landes.

Das ist viel zu kurz gedacht. Langfristig sind die Vorteile riesig. Mit der Initiative steigt das Interesse der Konzerne, mit sauberen lokalen Zulieferern zu arbeiten und in diese zu investieren. Diese Zulieferer gewinnen neue Fähigkeiten, können globale Standards einführen – hoffentlich bis zum Punkt, an dem sie selbst international mithalten können. Das nützt der Wirtschaft viel mehr, und zwar über Generationen.

Schweizer Unternehmen sagen, dass sie bei einem Ja nicht mehr in Risikoländern wie Burkina Faso arbeiten würden – schon allein wegen des Reputationsrisikos.
Die meisten multinationalen Unternehmen verhalten sich richtig und haben keinen Grund zu gehen. Dazu kommt: Es ist am betroffenen Land, den Firmen Anreize zum Investieren zu geben. Das kann man mit laschen Regeln tun. Oder man kann sicherstellen, dass das Einhalten von Menschenrechten und Umweltstandards vor Ort auch möglich ist.

Zur Person: Kobbina Awuah

Kobbina Awuah (35) stammt aus Ghana. Er hat in den USA an den Universitäten Cornell und Harvard studiert. Awuah lebt seit 2018 in Zürich, wo er zur Finanzierung von Kleinfirmen im Entwicklungskontext forscht. Zudem ist er Mitbegründer von Peak Investment Capital, einer Investorenfirma, die Franchise-Unternehmen für verschiedene US-Lebensmittelkonzerne auf dem afrikanischen Kontinent führt.

Kobbina Awuah (35) stammt aus Ghana. Er hat in den USA an den Universitäten Cornell und Harvard studiert. Awuah lebt seit 2018 in Zürich, wo er zur Finanzierung von Kleinfirmen im Entwicklungskontext forscht. Zudem ist er Mitbegründer von Peak Investment Capital, einer Investorenfirma, die Franchise-Unternehmen für verschiedene US-Lebensmittelkonzerne auf dem afrikanischen Kontinent führt.

Viele sagen, die Initiative ist neokolonialistisch. Wir Schweizer wollen anderen Ländern unsere Regeln aufzwingen und trauen ihnen nicht zu, das selbst zu tun.
Das ist doch absurd. Menschenrechte gelten überall – nur fehlen eben in manchen Ländern die Ressourcen, sie auch durchzusetzen. Neokolonialistisch sind Konzerne, die glauben, deswegen Menschenrechte und Umweltstandards ignorieren zu können. Neokolonialistisch ist zu denken, dass afrikanische Länder nur über westliche Investoren wachsen können – statt die Chancen der Zusammenarbeit zu sehen.

Es gibt bereits Richtlinien und Standards, an die sich Unternehmen und ihre Tochterfirmen im Ausland halten müssen. Da braucht es doch nicht auch noch Haftungsregeln.
Einen gewissen Einfluss haben sicher auch freiwillige Standards. Für Opfer von Menschenrechtsverletzung ist aber die Möglichkeit sehr wichtig, im Ernstfall auf Schweizer Gerichte zählen zu können. Ich glaube, das hat mehr Wirkung als ein mögliches Gerichtsverfahren im Kongo oder sonst wo. Und ganz ehrlich: Es ist doch nicht so schwierig. Menschenrechte einzuhalten ist nicht Raketenwissenschaft!

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