Knall bei der FDP
Wahlkampfchef und Generalsekretärin fliehen vor Burkart

Fünf Tage vor der Wahl von Thierry Burkart zum neuen FDP-Präsidenten kommt es zum Aderlass in wichtigen Positionen bei den Freisinnigen. Zwei Schlüsselfiguren nehmen den Hut.
Publiziert: 27.09.2021 um 14:39 Uhr
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Aktualisiert: 27.09.2021 um 20:16 Uhr

Am Samstag wählt die FDP ihren neuen Präsidenten – der Aargauer Ständerat Thierry Burkart (46) wird die Nachfolge von Petra Gössi (45) antreten. Seine Wahl ist so sicher wie das Amen in der Kirche – unumstritten ist Burkart dennoch nicht. Nicht wenige fürchten, dass Burkart die FDP wieder auf einen rechten Kurs führen wird, der insbesondere in den wachstumsstarken urbanen Regionen nicht gut ankommt. Auch, wenn es dafür bisher keine Anzeichen gibt.

Burkart wird zunächst aber personelle Fragen zu klären haben. Kurz vor Amtsantritt nämlich verlassen zwei zentrale Figuren die Kommandobrücke des freisinnigen Schiffes: Wahlkampfleiter Damian Müller (36) gibt sein Amt per sofort ab. Und auch Generalsekretärin Fanny Noghero (42) nimmt den Hut.

Noghero fehlt das Vertrauen

Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, habe Noghero am Montag eine Mail an die Bundeshausfraktion verschickt, in dem sie ihre Kündigung auf Ende März 2022 bekannt gibt. Das ist der nächstmögliche Zeitpunkt bei einer sechsmonatigen Kündigungsfrist.

Noghero hatte sich bei ihrem Stellenantritt vor einem Jahr eigentlich verpflichtet, die Partei bis zu den eidgenössischen Wahlen 2023 zu begleiten. Doch der anstehende Wechsel an der Parteispitze hat sie zum Umdenken bewogen.

«Die enge Bindung und das Vertrauen zwischen Parteipräsident und Generalsekretärin ist unabdingbar, um politische Kämpfe zu führen», zitiert die Zeitung aus dem Mail. Sie wolle dem künftigen Präsidenten Thierry Burkart die Möglichkeit geben, ein perfektes Duo zu bilden, um die FDP bei den eidgenössischen Wahlen zum Sieg zu führen, so Noghero weiter. Zwischen den Zeilen heisst das: Aus ihrer Sicht fehlt die Vertrauensbasis mit Burkart.

Müller schiebt Zeitmangel vor

Dass Müller und Burkart das Heu nicht auf der gleichen Bühne haben, ist bekannt. So trug Müller den Klimakurs unter Gössi überzeugt mit, Burkart hingegen lehnte das CO₂-Gesetz ab. Zudem gelten beide als grosse Polit-Hoffnungen mit entsprechenden Ambitionen, was sie zwangsläufig zu Rivalen macht.

Müller war zum Wahlkampfchef bestimmt worden, bevor Gössi ihren Rücktritt bekannt gegeben hatte. Seine Demission begründet er aber nicht mit dem neuen Präsidenten, sondern mit Zeitmangel. Er werde demnächst eine neue Tätigkeit in der Wirtschaft übernehmen, so Müller gemäss «Tages-Anzeiger». «Das zwingt mich, politisch einen klaren Fokus auf mein Mandat als Ständerat des Kantons Luzern zu legen.»

Eine Chance für Burkart

So sehr diese beide Abgänge und deren Interpretation in der Öffentlichkeit Burkart schmerzen dürften: Es liegt eine Chance darin. So kann der neue Präsident sein Team so zusammenstellen, wie er es für richtig erachtet. Und er kann so verhindern, dass er – anders als Gössi – Heckenschützen in seinem nächsten Umfeld hat.

Damit hat Burkart bereits angefangen, als er bei Bekanntgabe seiner Kandidatur schon seine Vizepräsidenten mitbrachte. Es handelt sich dabei um Ständerat Andrea Caroni (41), die Nationalräte Andri Silberschmidt (27) und Philippe Nantermod (37) sowie – bis jetzt – die einzige Frau, Ständerätin Johanna Gapany (33). Allerdings musste Burkart bei den FDP-Frauen versprechen, noch eine weitere Frau ins Präsidium zu holen. (sf)

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