In der Beobachter-Serie «Die Abrechnung» zeigen unterschiedliche Menschen ihren Kontoauszug – und erzählen, wie sie mit ihrem Budget leben. Wie viel Geld steht ihnen zur Verfügung? Wofür geben sie es aus?
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
Zum Beispiel Servicemitarbeiter Dennis Brand, der in Wirklichkeit anders heisst.
Meine Person
Ich bin 40 und arbeite in einem 80-Prozent-Pensum als Servicemitarbeiter in einem Zürcher Restaurant. Ich bin in Zürich aufgewachsen. Als ich ein Jugendlicher war, ist meine Mutter mit mir nach Kopenhagen gezogen. Nach der Lehre als Koch habe ich einige Jahre in Dänemark gearbeitet. Seit zwölf Jahren bin ich zurück in der Schweiz. Zuerst habe ich in einem Nachtclub in den Bergen gearbeitet. Schickimicki war aber nicht meins. Seit zehn Jahren arbeite ich nun in einem urbanen Restaurant. Mein Traum ist es, einmal ein eigenes Katzenhotel zu eröffnen.
Meine Einnahmen
Ich bin im Stundenlohn angestellt und bekomme pro Stunde netto 25.50 Franken. Ich arbeite an vier Tagen die Woche durchschnittlich neun Stunden. Das ergibt einen Lohn von rund 3700 Franken pro Monat. Das gesamte Trinkgeld fliesst in einen gemeinsamen Topf und wird auf alle Mitarbeitenden und die gearbeiteten Stunden aufgeteilt. Am Ende der Arbeitswoche wird das Geld bar ausbezahlt. Das können zwischen 170 und 230 Franken pro Person sein. Mein durchschnittliches Monatseinkommen beträgt also 4500 Franken.
Meine Ausgaben
Wohnen: Ich wohne zusammen mit meiner Freundin in der Stadt Zürich in einer 3,5-Zimmer-Wohnung. Sie arbeitet ebenfalls in der Gastronomie. Für Miete und Nebenkosten zahlen wir jeden Monat 2280 Franken. Dazu kommen pro Jahr 335 Franken Serafe-Gebühren und Stromkosten des städtischen Elektrizitätswerks von ungefähr 180 Franken. Die restlichen Stromkosten werden über den Mietzins abgerechnet. Wir teilen uns alle Kosten. Insgesamt gebe ich also pro Monat 1160 Franken fürs Wohnen aus.
Telefon, Internet und Abos: Ich habe ein Kombi-Abo für Internet, Mobile und TV. Das kostet mich jeden Monat 235 Franken. Das ist viel Geld. Eigentlich sollte ich schon lange zu einem günstigeren Anbieter wechseln, habe mir aber bisher die Zeit dafür nicht genommen. Dazu kommen monatlich 27 Franken für die Abos bei Spotify und Netflix.
Gesundheitskosten: Ich habe keinen Hausarzt und bin auch seit Jahren nicht mehr in einer Hausarztpraxis gewesen. Deshalb habe ich die höchstmögliche Franchise von 2500 Franken. Dafür zahle ich jeden Monat 245 Franken. Ich musste dieses Jahr leider schon zwei Mal ins Spital. Einmal wegen eines Blasensteins und das andere Mal wegen eines Velounfalls. Für beide Spitalbesuche zusammen habe ich 1500 Franken aus eigener Tasche bezahlt.
Versicherungen: Ich wurde vor Jahren einmal von einer Versicherung beim Abschluss einer Lebensversicherung übers Ohr gehauen. Mein Vertrauen in Versicherungen ist deshalb weg. Ich habe weder eine Hausrat- noch eine Privathaftpflichtversicherung. Um Letzteres sollte ich mich dringend kümmern. Meine Schwester hat mir vor Jahren eine Reiseversicherung geschenkt respektive die erste Rechnung bezahlt. Ich habe sie nicht gekündigt und zahle dafür jedes Jahr 120 Franken.
Mobilität: Ich habe ein sieben Jahre altes Holland-Velo, das mir mein Arbeitgeber geschenkt hat. Das benutze ich ab und zu. In der Stadt bin ich hauptsächlich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Ich kaufe mir jeweils beim Zürcher Verkehrsverbund ein 24-Stunden-Billett für Fr. 9.20. Das ungefähr 20 Mal pro Monat. Insgesamt gebe ich also pro Monat 184 Franken für ÖV-Tickets aus. Ausser in den Ferien verlasse ich die Stadt eher selten.
Haushalt: Ich koche viel und gerne. Fertigprodukte kommen mir nicht in die Küche. Qualität ist mir sehr wichtig. Das heisst: Ich kaufe hauptsächlich lokales Gemüse und ebensolche Früchte. Einmal pro Woche gibt es bei mir Fleisch. Auch hier ist es mir wichtig: regional. Letzthin habe ich aber auch einmal ein T-Bone-Steak aus Südamerika zu einem guten reduzierten Preis gekauft. Ich mag einen vollen Kühlschrank. Das gibt mir Optionen zum Kochen – von asiatisch bis italienisch. Ich gehe zweimal pro Woche einkaufen und gebe pro Einkauf ungefähr 100 Franken aus. Ich rauche pro Woche ungefähr drei Päckli Zigaretten. Das kostet mich wöchentlich knapp 25 Franken. Meine Katzen essen sowohl Trocken- als auch Nassfutter. Ich kaufe pro Monat einen Karton Trockenfutter (12 Franken) und alle zwei Wochen Nassfutter (23 Franken). Dazu kommt einmal pro Monat ein Sack Katzenstreu (9 Franken). Insgesamt gebe ich pro Monat 65 Franken für meine Büsis aus.
Verpflegung ausser Haus: Zweimal pro Woche esse ich vor meiner Abendschicht bei meinem Arbeitgeber. Dafür werden mir 8 Franken pro Essen vom Lohn abgezogen. Nach der Arbeit trinken wir meistens noch was. Ein Bier kostet für Mitarbeiter dann 2 Franken. Pro Monat gebe ich ungefähr 50 Franken für Alkohol aus. Zweimal pro Monat gehe ich mit meiner Freundin zusammen auswärts essen. Wir probieren gerne neue Restaurants aus und geniessen dazu eine Flasche Wein. Das kostet uns zusammen pro Besuch zwischen 200 und 300 Franken. Die Rechnung begleicht einmal sie und das andere Mal ich. Wenn ich keine Lust habe zu kochen, hole ich mir einen Döner oder setze mich kurz in ein Restaurant. Das kommt wohl so zweimal pro Woche vor. Dafür gebe ich total etwa 230 Franken aus.
Kleidung und Schuhe: Ich trage heute noch Pullis und Jacken, die ich mit 28 gekauft habe. Die Hosen passen nicht mehr. Ich bin sehr sparsam, wenn es um Kleider und Schuhe geht. Trotzdem möchte ich mich wohlfühlen und gönne mir so viermal pro Jahr etwas Neues. Zum Beispiel ein schönes Hemd (60 Franken) oder ein neues Paar Skechers (90 Franken) zum Arbeiten. Ich mag es gerne farbig und liebe auffällig bedruckte Hemden. Auf den Monat gerechnet, gebe ich also knapp 25 Franken aus.
Freizeit: Ich liebe es, mit meinen zwei Büsis zu spielen. Sie haben ein paar Spielsachen. Wenn etwas kaputtgeht, ersetze ich es. Von Zeit zu Zeit kaufe ich neues Katzengras. Pro Jahr kosten mich diese Sachen ungefähr 200 Franken. Weiter spiele ich gerne «World of Warcraft» am Computer. Pro Jahr kostet mich das Videogame 60 Franken. Letzthin habe ich eine Spielerweiterung für 40 Franken gekauft. Meine Freundin und ich versuchen, einmal pro Woche Disco-Swing tanzen zu gehen. Am liebsten gehen wir in eine Bar im Zürcher Niederdorf. Tanzen ist gratis. Für Getränke gebe ich pro Abend 30 Franken aus. Irgendwann einmal würden wir gerne zusammen einen Tanzkurs besuchen.
Ferien: Mein Vater wohnt in Kanada. Ich besuche ihn jedes Jahr für zwei Wochen. Der Flug kostet mich zirka 1200 Franken. Für Shopping, Essen und Freizeitaktivitäten gebe ich dann jeweils rund 800 Franken aus. Mit meinem Bruder, der ein Auto hat, habe ich im Frühling einen Roadtrip mit dem Auto von Zürich nach Barcelona gemacht. Für Benzin, Essen und Unterkunft gab ich 800 Franken aus. Im Herbst gehen meine Freundin und ich vier Tage nach Bilbao. Dort feiern wir ihren Geburtstag. Flug und Unterkunft kosten mich 600 Franken.
Altersvorsorge: Dafür reicht mein Geld nicht und hat auch noch nie gereicht.
Steuern: Letztes Jahr habe ich 2500 Franken Steuern bezahlt.
Spenden: Vor zwei Jahren habe ich mich am Zürcher Hauptbahnhof von der Krebsliga überreden lassen, 100 Franken zu spenden. Seither überweise ich jedes Jahr denselben Betrag.
Sparen: Ich habe nicht wirklich eine Übersicht über mein Budget. Dank dieser Serie wurde mir jetzt bewusst, wohin mein Geld fliesst und wo ich sparen könnte. Zum Beispiel bei meinem Telekom-Abo. Vielleicht kündige ich das Abo und suche mir einen günstigeren Anbieter – vielleicht nutze ich meine Zeit einfach auch lieber anders.
Was ist der grösste Luxus, den Sie sich je geleistet haben?
Vor fast zehn Jahren habe ich mir für 1200 Franken eine Drohne gekauft. Ich liebe die Vogelperspektive. Das Strassennetzwerk, aber auch der Wald sehen von oben einzigartig aus. Die ersten vier bis fünf Jahre habe ich sie ständig benutzt. Heute brauche ich sie fast nicht mehr.
So fühle ich mich
Ich will nicht reich sein und definiere mich nicht über Geld. Solange ich tanzen gehen kann, Essen habe und mit meiner Freundin auswärts essen gehen kann, bin ich zufrieden. Während Corona war ich auf Kurzarbeit, das Trinkgeld fiel weg, und ich musste mit sehr wenig Geld auskommen. Das war sehr schwierig. Ich hatte schlaflose Nächte und wusste nicht, wie ich meine Miete bezahlen soll. Zum Glück hat mich meine Familie finanziell unterstützt.
Hier findest du die bisherigen Folgen der Rubrik «Die Abrechnung».