Plötzlich herrschte im Berner Grossrat Heiterkeit, als der Samichlaus die Rednertribüne erklomm. So mancher Politiker frohlockte wohl in der Hoffnung, am Nikolaustag ein Geschenk einzustreichen. Schliesslich sind die Vertreter des Nehmerkantons ganz wild auf Präsentchen.
Doch (oh Schreck!) der Samichlaus-Sack war so prall gefüllt wie das Berner Budget ohne Finanzausgleich – nicht mehr als eine Flasche Grappa lag drin. Offenkundig erlaubte sich der Nikolaus einen kleinen Scherz. Denn das Mitbringsel reimt sich auf Rappa, den Nachnamen des Grossratspräsidenten.
Francesco Rappa könnte nun in Versuchung geraten, den Grappa mit auf die Jagd zu nehmen. Dürfen doch die Berner weiterhin unter Alkoholeinfluss auf Wildtiere schiessen. Eine Gesetzesanpassung, die dem Einhalt gebietet, lehnte der Grossrat vergangene Woche ab.
Der Bartli ist skeptisch
Pech für den Samichlaus. Er wohnt bekanntlich im Wald und hätte es wohl lieber, würden die Jäger nicht um seine Hütte ballern. Bleibt zu hoffen, dass die Schützen mit einem Schuss Ethanol im Blut zielgenau treffen.
Doch der Bartli ist skeptisch. «Jagen mit Alkohol im Blut, das gibt guten Mut», sagte er vor den Politikern. Aber zum Glück weiss sich der Samichlaus zu schützen. «Mein Mantel ist dick und rot. Er schützt vor Wolf und Schrot.»
Hätten die Politiker bloss das Trinken bei der Jagd untersagt. Dann hätte der Samichlaus vielleicht Mandarinen im Gepäck gehabt. Oder wären die Berner in diesem Jahr besonders fleissig gewesen, hätte es womöglich sogar Schokolade gegeben. Doch selbst an diesem Mittwoch zog sich die politische Debatte derart hin, dass die Politiker gezwungen waren, einige Geschäfte zu vertagen.
Zuletzt wäre der Nikolaus vielleicht etwas spendabler gewesen, hätten ihm die Berner wenigstens ein Sprüchlein vorgetragen. Ein Vorschlag fürs nächste Mal: «Samichlaus du liebe Ma, dörfi ächt e Batze ha?»