Der Zürcher SVP-Nationalrat Thomas Matter ist nicht eben berühmt dafür, politisch korrekt zu sein. Auf seinem Youtube-Kanal zieht er so ziemlich über alle und alles her, was ihm links und woke erscheint, sprich: zu tolerant, gegen Rassismus und für Gendergerechtigkeit. Und exakt dieser Thomas Matter erscheint seit kurzem auf der Website des Parlaments mit der genderneutralen Berufsbezeichnung «Unternehmer/in». SVP-Chef Marco Chiesa wiederum schmückt sich mit der Funktionsbezeichnung «DIREKTORIN» (ja, in Grossbuchstaben). Quasi als Gegenstück steht bei der grünen Ständerätin Maya Graf – immerhin Co-Präsidentin des Frauendachverbands Alliance F – «Biobauer/Biobäuerin» als Berufsbezeichnung.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
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Was ist da los im Parlament? Ist SVP-Chef Chiesa vor lauter Wettern gegen den «Gender-Wahn» diesem selbst erlegen und hat gleich das ganze Parlament in den – in seinen Worten – «freiheitsfeindlichen Gender-Woke-Unsinn» gerissen? Oder hat Matters Lieblingsgegnerin Tamara Funiciello im Bundeshaus die Oberhand erobert und setzt nun zum Kreuzzug gegen SVP und Patriarchat an? Oder stehen die Parlamentsdienste im Sold der SVP und liefern mit diesen genderneutralen Slapstick-Einträgen der Volkspartei Munition für den Wahlkampf?
Die Antwort ist – wie so oft im Leben – banaler. Über die Sommerferien wurde die Datenbank des Parlaments umgestellt «und besser strukturiert», wie eine Sprecherin der Parlamentsdienste schreibt. Das betreffe auch die Berufsbezeichnungen der Ratsmitglieder: Neu würden diese mit einem Dropdown-Menü erfasst. Und weil diese Eingabemaske für alle Ratsmitglieder zugänglich ist, werde sowohl die männliche als auch die weibliche Form erfasst.
Wer jetzt findet, bloss weil die Eingabemaske für alle Geschlechter gleich sei, müsse die Darstellung auf der Website nicht unbedingt genderneutral sein, unterschätzt vermutlich einfach die Komplexität des IT-Projekts. Und zur Beruhigung sei gesagt: Marco Chiesa mag zwar auf der Parlamentsseite als «DIREKTORIN» aufgeführt sein, sein militärischer Grad heisst am selben Ort immer noch «Wachtmeister». Merke: Wenn es um die Landesverteidigung geht, hat selbst der angebliche «Woke-Wahnsinn» Grenzen.