Kochbuch für Politiker
Welches Rezept für welche Partei?

Auf den letzten Metern will ein Kochbuch den inhaltsarmen Wahlkampf aufmischen. Was ist davon zu halten? Eine Glosse.
Publiziert: 11.10.2023 um 10:21 Uhr
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Aktualisiert: 11.10.2023 um 10:44 Uhr
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Ein veganes Kochbuch widmet sich den Parteien!
Foto: imago images/Panthermedia
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Robin BäniRedaktor

Wer Inhalte sucht, wird in diesem Wahlkampf enttäuscht. Was ist da drin, wo SP, SVP, GLP draufsteht? Schaut man sich die Videos, Posts und Aktionen der Politikerinnen und Politiker an, landet man schnell beim Fleischkäse oder der Bratwurst: Deren Inhalt wollen Metzger auch lieber nicht so genau verraten.

Vielleicht kann ein Kochbuch Abhilfe schaffen? Und dafür sorgen, dass die Debatten doch noch hochkochen? Das jedenfalls hofft Tier im Fokus (TIF). In den letzten Tagen des Wahlkampfs hat die Tierrechtsorganisation eine Rezeptsammlung herausgegeben. Nicht irgendeine, sondern eine politische. Geschrieben mit einer Prise Humor und einem ordentlichen Schuss Veganismus. Der Clou: Die Rezepte basieren auf den Werten der Parteien.

Rösti für Rösti

Entsprechend bekommt die SVP Rösti aufgetischt. Nein, nicht ihren Bundesrat Albert Rösti (56), schliesslich soll ja alles vegan sein. Stattdessen stammen alle Produkte aus heimischem Anbau, schreibt TIF – Inländervorrang auf dem Teller! Zudem stehe das Gericht für Tradition. Bundesrat Rösti dürfte es freuen, auch wenn sein Lieblingsessen eigentlich nicht Rösti ist, sondern Härdöpfelgratin mit Schweinssteak. Dafür hat er es nicht nur an die Spitze der Eidgenossenschaft geschafft, sondern nun auch in ein personalisiertes Kochbuch.

Vom SVP-Stammtisch gehts in die Kronenhalle zur FDP. Auf dem Tisch landet auch hier die Kartoffel, allerdings als Stocki und das noch mit edler Morchel-Cognac-Sauce. Auch hier alles pflanzlich, da der zentrale liberale Wert Freiheit auch für Tiere gelten soll, wie TIF findet. Immerhin beglückt das Menü beim Firmenessen auch den Verwaltungsrat – teures Fleisch steht nicht auf der Rechnung. 

Salat den Genossen, Fake-Fleisch der GLP

Hoffentlich zahlen die Liberalen wenigstens ordentlich Trinkgeld. Sonst meckert die SP. Die Genossen dürfen den Gürtel nämlich enger schnallen. Sie werden von TIF auf Diät gesetzt und müssen sich mit einem Salat begnügen. Immerhin gibt es etwas Pasta dazu. Und der Salat fällt bunt aus – so wie die (Zitat TIF) «lebendige Vielfalt, die ihr vertretet». Das tönt fast ein wenig nach Schwärmerei. Obwohl es nur Salat gibt. Oder gerade deswegen. 

Dörfs es bitzeli mehr sii? Bei den den Grünliberalen schon: Hier kommt pflanzliches Stroganoff auf den Tisch. Das Gericht passt zur DNA der Partei: Statt Verzicht soll Technologie die Umwelt retten. Wer allerdings schon mal Planted-Produkte verspeist und diese für Fleisch gehalten hat, muss seinen Geschmackssinn verloren haben. Doch vielleicht spornt das Gaumen-Dilemma die GLP ja an, mit Mut nach neuen Lösungen zu suchen – ganz so, wie sie es in ihrem Wahl-Slogan verspricht.

Gegessen wird, was auf den Tisch kommt

Ehrlicher für den Gaumen wirds bei den Grünen. Deren Umweltbewusstsein verbietet rücksichtslosen Konsum und alles, was danach aussieht. Also erhalten sie ein Gericht, dessen minimalen Fussabdruck man schon von weitem sieht: Zucchetti-Spaghetti an Linsen-Bolognese. Man kennt das Gericht aus Teilzeit-Vegan-Wohngemeinschaften. Aber schmeckt es auch? 

Kulinarisch herausgefordert wird auch die Mitte-Partei, mit einer veganen Wurst im Blätterteig. Das passe zur Partei, weil es ein echter Familienhit sei, schreibt TIF. Fragt sich, ob das Gericht auch dem Fraktionspräsidenten und bekennenden Fleischliebhaber Philipp Matthias Bregy (45) mundet. Zweifel sind angebracht. Aber vielleicht sind seine zwei Kinder ja weniger heikel.

Wahrscheinlich gilt am Bregyschen Familientisch wie am Wahlsonntag für alle Parteien: Gegessen wird, was auf den Tisch kommt.

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