Von wegen Test-Flaute
Apotheker widersprechen dem Bund

In der Schweiz würden plötzlich viel weniger Corona-Tests durchgeführt, klagen die Bundesbehörden. Die Apotheken, die die Gratis-Selbsttests herausgeben, sehen das anders.
Publiziert: 22.04.2021 um 16:41 Uhr
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Aktualisiert: 29.04.2021 um 13:50 Uhr
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«Die Zahlen zu den Tests gefallen uns gar nicht», erklärte Gesundheitsminister Alain Berset diese Woche.
Foto: Keystone

Zahlen lügen nicht. Sollte man meinen. Und die Zahlen machen dem Bund Sorgen. In den vergangenen zwei Wochen haben die Corona-Fallzahlen wieder leicht zugenommen, warnte Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag vor den Medien. Gleichzeitig aber werde in der Schweiz viel weniger getestet.

«Wir haben praktisch ein Drittel weniger Tests registriert seit Ostern», so Mathys. Das passt Gesundheitsminister Alain Berset (49) gar nicht. Es müsse mehr getestet werden, schlug er am Mittwoch in dieselbe Kerbe. Die Positivitätsrate steige, obwohl es nicht mehr Tests gebe, also steige die Welle und das sei nicht gut.

Sind Herr und Frau Schweizer nach dem Boom rund um Ostern bereits wieder testmüde? Herrscht nach der Einführung der Gratis-Selbsttests und dem Run auf die Apotheken von Anfang April bereits wieder Flaute?

Vereinzelt kann es sogar zu Engpässen kommen

Das sieht man bei den Apotheken an der Front anders. Die Nachfrage habe sich nach dem ersten grossen Ansturm stabilisiert. Etwa im Kanton Bern. «Die testbereiten Personen haben sich fürs Erste sicher eingedeckt», sagt Gabriela Genoux vom Berner Apothekerverband. Immerhin seien rund 14 Millionen Selbsttests ausgeliefert worden. Weil die Tests nur alle 30 Tage gratis bezogen werden können, geht der Kantonalverband davon aus, dass die Nachfrage ab Anfang Mai wieder ansteigt.

Vereinzelt könne es sogar sein, dass keine Tests erhältlich sind, heisst es im Kanton Luzern. «Punktuell kann es bei einzelnen Apotheken zu Engpässen kommen, weil die Nachlieferungen nicht täglich eintreffen, sondern man mehrere Tage darauf warten muss», wird Karin Häfliger vom kantonalen Apothekerverein in der «Luzerner Zeitung» zitiert.

Tiefere Zahl gemeldeter Tests entspreche Erwartungen

Test-Müdigkeit kann man auch bei Pharmasuisse nicht erkennen. «Das Angebot wird weiterhin gut genutzt und recht gezielt eingesetzt», sagt ein Sprecher des Schweizerischen Apothekerverbands. «Die Selbsttests sind beliebt.»

Dass die Zahl der gemeldeten Corona-Tests im Vergleich zu Anfang April von gut 38'000 auf rund 24'000 abgenommen hat, entspreche den Erwartungen. «Mehr Menschen ohne Symptome machen nun anstelle eines Schnelltests in der Apotheke oder im Testcenter einen Selbsttest und nur noch bei einem positiven Resultat einen meldepflichtigen PCR-Bestätigungstest.»

Die Bundesbehörden aber halten an ihrer Kritik fest. Im Gegensatz zu den gemeldeten Tests würden Abwasser-Analysen aus der Region Zürich auf deutlich höhere Corona-Zahlen hinweisen, erklärte BAG-Experte Mathys vor den Medien. «Die Fallzahlen könnten also klar unterschätzt werden.» (dba)

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