Weil sie die SVP nicht auf ihre Nationalrats-Wahlliste setzen will, kandidiert die Berner Grossrätin Madeleine Amstutz (44) auf einer eigenen Liste.
Wie die SVP darauf reagiert, ist offen. «Unsere einzige Priorität ist zurzeit der Wahlkampf, den wir gewinnen wollen», sagte Kantonalpräsident Manfred Bühler (44) am Montagabend im Regionaljournal Bern von Radio SRF. «Alles andere ist im Moment zweitrangig.» Zu bereits zirkulierenden Spekulationen über einen möglichen Parteiausschluss von Amstutz äusserte er sich nicht.
Klagen über Klagen
Amstutz, die in Sigriswil BE als Gemeinderätin amtet, war im Sommer 2020 unter Druck geraten: Sie soll zu viel Spesen bezogen und nicht immer den Dienstweg eingehalten haben, lautete der Vorwurf. So habe sie Anlässe wie die Lauberhorn-Abfahrt in Wengen BE auf die Spesenrechnung getan – obwohl sie eingeladen war.
Amstutz wies die Vorwürfe stets zurück, sah sich als Opfer eines Machtkampfs in Sigriswil – und klagte ihre politischen Gegner ein. Erst kürzlich errang sie vor Gericht einen Teilsieg: Die Mitglieder der Geschäftsprüfungskommission, die die Spesen-Affäre untersucht hatten, wurden wegen übler Nachrede zu bedingten Geldstrafen zwischen 3600 und 4800 Franken sowie zu Bussen zwischen 900 und 1200 Franken verurteilt.
Ohne SVP erfolgreich unterwegs
Das Tuch zwischen Amstutz und ihrer Partei ist aber längst zerschnitten: Weil die SVP Sigriswil sie nicht für den Gemeinderat kandidieren lassen wollte, gründete sie mit etwa 50 Weggefährten die «Neue SVP Sigriswil 2020» – und wurde glanzvoll gewählt.
Im März 2022 schaffte sie, ebenfalls ohne SVP, die Wiederwahl ins Berner Kantonsparlament auf der eigenen «Bügerlichen Stadt-Land-Liste» und politisiert seither als Fraktionslose.
Nun will Amstutz das auf nationaler Ebene wiederholen: Sie trete auf einer eigenen Liste an, um sich weiterhin für die Bürgerinnen und Bürger im Kanton Bern und für bürgerliche politische Anliegen einsetzen zu können, sagte sie gegenüber Radio SRF. (sf)