Das Dementi aus Peking war deutlich: Es habe keine Bitte aus Russland auf militärische und wirtschaftliche Hilfe gegeben, sagte Zhao Lijian, Sprecher der chinesischen Staats- und Parteiführung, am Montag, nachdem US-Medien von einer solchen Anfrage berichtet hatten.
China hält sich auffällig zurück mit einer Positionierung zur russischen Invasion in der Ukraine und greift Moskau auch sonst nicht gross unter die Arme.
So war etwa vermutet worden, dass Russland nach seinem Ausschluss aus dem Interbankensystem Swift seine Zahlungen über das Cross-Border Interbank Payment System (Cips) abwickeln und so die Finanzsanktionen umgehen könnte. Cips ist die chinesische Alternative zu Swift.
Währungsströme über Cips gesunken
Doch das ist nicht der Fall, wie Jan Oetting (45), Spezialist für Zahlungssicherheitssysteme beim deutschen Beratungsunternehmen Consileon, sagt. Ganz im Gegenteil: Statt zu steigen, haben sich die Währungsströme über Cips seit dem Beginn des Krieges dramatisch verringert. Wurden am 24. Februar, dem Tag, als der russische Präsident Wladimir Putin (69) die Ukraine überfiel, noch 390 Milliarden Yuan (57 Milliarden Franken) über Cips transferiert, waren es am 12. März nur noch 290 Milliarden (42 Milliarden Franken).
Was dieser Rückgang laut Oetting auch zeigt: China leidet wirtschaftlich unter dem Krieg. «Letztlich zeigen die Währungsströme ja Handelsströme an», so der Experte. «Peking dürfte alles andere als glücklich sein über den Krieg in der Ukraine.»
Handelsroute stillgelegt
Der Grund für die stockende Wirtschaft liegt laut Oetting daran, dass ein Teil der Neuen Seidenstrasse – jener Handelsroute, die China über Russland und Belarus mit Westeuropa verbindet – faktisch stillgelegt sein dürfte. Vielen Firmen sei es angesichts der Sanktionen zu unsicher, Waren via Russland zu transportieren.
Ausserdem, so Oetting, würden sich wohl auch chinesische Firmen an die Sanktionen halten. Der Fall Huawei habe ihnen gezeigt, wie teuer eine Umgehung sie zu stehen kommen könnte: 2018 hatten die USA die Finanzchefin des chinesischen Smartphone-Herstellers verhaften lassen, weil sie gegen die Iran-Sanktionen verstossen haben soll.
USA geben sich hart
Nach dem Treffen zwischen dem chinesischen Aussenpolitiker Yang Jiechi (71) und dem nationalen Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan (45), hatte das Weisse Haus nochmals klargemacht: «Wenn China militärische Unterstützung oder andere Hilfe anbietet, womit Sanktionen unterlaufen oder Kriegshandlungen unterstützt werden, wird dies erhebliche Konsequenzen haben», so Sprecherin Jen Psaki (43).
Für Oetting ist daher klar: «China hat Milliarden guter Gründe, für Frieden zu werben.»