Nicht nur in den Teppichetagen von Grossbanken sind Frauen rar. Auch an der Spitze der Sportverbände muss man sie suchen. Das will Sportministerin Viola Amherd (59) jetzt ändern. Und zwar, indem sie den Verbänden den Geldhahn zudreht, wenn sie sich nicht sputen mit der Frauenförderung.
Die Zeit rennt. Der Plan der Sportministerin sieht nämlich vor, dass bis Ende 2024 ein Frauenanteil von 40 Prozent in Chefpositionen erreicht sein soll, schreibt «NZZ am Sonntag». Und wem das nicht gelingt, bekommt weniger Subventionen.
Nur so viel Geld wie Frauen
In einem zweiten Schritt soll die Frauenquote dann auch ein Kriterium dafür sein, wie viel Förderbeiträge ein Verband erhält. Amherd will, dass der Dachverband Swiss Olympic mit den Sportverbänden die Fortschritte dokumentiert.
Da wartet viel Arbeit auf die Verbände. Von den angepeilten 40 Prozent sind die Sportverbände nämlich noch meilenweit entfernt. Besonders düster siehts beim grössten Sportverband, dem Fussballverband, aus. Dort beträgt der Frauenanteil an der Spitze null Prozent. Ebenso bei den Schützen, Golfern oder den Hockeyanern.
Acht Prozent Frauenanteil bei Chefposten
Über sämtliche Schweizer Sportverbände hinweg stellen nur in acht Prozent aller Fälle Frauen das Präsidentenamt. Und auch der Dachverband Swiss Olympic ist stark männlich geprägt: Im Exekutivrat sind von 17 Mitgliedern vier weiblich, in der sechsköpfigen Geschäftsleitung sitzen ausschliesslich Männer.
Für den Dachverband Swiss Olympic ist die Forderung nach einem höheren Frauenanteil in Chefpositionen nichts Neues. Der Verband unterstütze das Ziel einer 40-prozentigen Frauenvertretung und hat dieses, unabhängig von Amherds Plänen, bereits selbst in ein neues Leitbild aufgenommen, sagt Präsident Jürg Stahl gegenüber der «NZZ am Sonntag». Allerdings möchte sich der Verband dafür mehr Zeit geben, nämlich bis 2030.
Post und Co. sind schon weiter
«Die Quote überall innert drei Jahren zu erreichen, ist sehr ambitioniert», sagt Stahl. Man müsse zum Beispiel auch bedenken, dass solche Verbandsfunktionen meist im Ehrenamt ausgeübt würden und die Suche nach Interessierten ohnehin nicht einfach sei.
In bundesnahen Betrieben gilt diese Praxis schon: In den obersten Leitungsorganen von Post, SBB, Ruag und Co. müssen bis 2023 mindestens 40 Prozent Frauen vertreten sein. Jetzt soll sich auch der Sport darum bemühen. (hac)