Auf einen Blick
- Carla Del Ponte fordert Korrektur des Nationalratsentscheids
- UNRWA ist für 2,2 Millionen Menschen lebensnotwendig
- Selbst das Rote Kreuz kann die UNRWA nicht ersetzen
Glaubt man Israel, dann ist das Palästinenserhilfswerk UNRWA von der islamistischen Terrororganisation Hamas unterwandert. Der Nationalrat hat reagiert und im September beschlossen, die Unterstützung der UNRWA auszusetzen.
Nun schlägt die frühere Chefanklägerin Carla Del Ponte (77) Alarm. In einem Brief fordert Carla Del Ponte die Ständeräte dazu auf, den Entscheid des Nationalrats zu korrigieren. «Angesichts der derzeit katastrophalen Gesundheits- und Ernährungssituation sind 2,2 Millionen Menschen in akuter Not und dringend auf Unterstützung angewiesen. Diese kann ausschliesslich von der UNRWA bereitgestellt werden», steht in einem Brief, der Blick und «Le Temps» vorliegt. «Wir sind besorgt um die Bewahrung der humanitären Tradition unseres Landes und dessen Einfluss in der Welt.»
Selbst das Rote Kreuz kann die UNRWA nicht ersetzen
Die Uno-Organisation leiste Hilfe und Schutz für fast 6 Millionen Palästinenserinnen und Palästinenser in Jordanien, Syrien, Libanon, im Gazastreifen und im Westjordanland, einschliesslich Ostjerusalem. «Diese Information ist wichtig, denn wenn Sie die Einstellung der finanziellen Unterstützung der Schweiz für die UNRWA beschliessen, bestrafen Sie nicht nur die Bevölkerung des Gazastreifens, sondern sämtliche palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten», steht in dem Schreiben, das auch ehemalige Staatssekretäre und Botschafter unterschrieben haben.
«Keine schweizerische NGO verfügt über die Mittel, die Expertise oder die Kapazitäten, um die UNRWA zu ersetzen», steht in dem Brief. «Selbst das Rote Kreuz hat festgestellt, dass es die UNRWA nicht ersetzen kann.» Die Uno sei den Vorwürfen Israels nachgegangen, Israel habe teilweise keine Beweise geliefert.
Ausser Carla Del Ponte haben den Brief die ehemaligen Staatssekretäre Jacques de Watteville (73) und Jean-Daniel Gerber (78), ehemalige Botschafter wie Jean-Daniel Ruch (61) und Didier Pfirter (65) und Vertreter der humanitären Hilfe unterschrieben.