Den 9000 Methadonpatienten in der Schweiz stehen schwere Monate bevor – denn ihr Medikament könnte bald nicht mehr erhältlich sein. Die schweizerische Gesellschaft für Suchtmedizin (SSAM) warnt von einem Engpass bei den hochdosierten Tabletten, die an Suchtkranke abgegeben werden.
Denn das Heilmittelinstitut Swissmedic hat die Betriebsbewilligung und alle Arzneimittelzulassungen des wichtigsten Methadonproduzenten aus Sicherheitsgründen ausgesetzt hat.
Ein Einbruch löste alles aus
Dass die Firma, die im Aargau beheimatet ist, ihre Bewilligung zur Produktion von Medikamenten verloren hat, geht auf einen Einbruch von sieben Jugendlichen in eine Produktionsstätte der Firma zurück, wie eine Recherche von SRF zeigt. Dieser ereignete sich allerdings schon 2017 – und er wurde nur durch Zufall entdeckt: Die jugendlichen Diebe liefen danach einer Polizeipatrouille in die Hände. Erst dadurch wurden die Behörden auf mögliche Sicherheitsmängel in der Fabrik aufmerksam.
Der Fall kam vor Gericht, und der Firmeninhaber wurde gemäss SRF wegen Widerhandlungen gegen das Chemikalien-, das Heilmittel- und das Betäubungsmittelgesetz verurteilt. Swissmedic kam daraufhin zum Schluss: Der Inhaber könne man nicht mehr das nötige Vertrauen schenken – er wurde nicht länger als sogenannt «fachverantwortliche Person» akzeptiert.
Vereinfachter Import gefordert
Der Inhaber wehrte sich dagegen bis vor Bundesgericht – erfolglos. Ende November 2022 hat das die Beschwerden in letzter Instanz abgewiesen. Seither verfügt das Unternehmen nicht mehr über gültige heilmittelrechtliche Bewilligungen und darf keine heilmittelrechtlichen Tätigkeiten mehr ausüben. Das Pflichtlager ist ebenfalls gesperrt.
Dies solange, bis die Mängel, die zur Sistierung geführt haben, behoben worden sind und Swissmedic Sistierung wieder aufhebt. Wie lange das dauert, weiss niemand.
Tausende betroffen
Für die Suchtkranken eine schlechte Nachricht. Denn es gibt kein Schweizer Unternehmen, das kurzfristig die Produktion übernehmen kann. Suchtmediziner Thilo Beck spricht in Radio SRF von einer «Katastrophe» und fordert einen vereinfachten Import von Methadontabletten aus dem Ausland.
Nur: Ein Import ist sehr teuer, wie Enea Martinelli (57), Vorstandsmitglied beim Apothekerverband, sagt: Jede Bewilligung koste rund 200 Franken und Gesuche könnten nur einzeln gestellt werden.
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Die betroffene Firma hatte laut Martinelli neben den Methadontabletten auch ein Medikament produziert, das während Operationen für die Narkose verwendet wird. In diesem Fall habe der Bund eine Lösung in Deutschland gefunden. Die einzige Alternative bei Methadon sei es hingegen, das Medikament flüssig einzunehmen oder von Apotheken in Kapseln abfüllen zu lassen – was auch sehr aufwändig ist. (sie/SDA)