Impfschnecke Schweiz
Wer ist schuld – Kantone oder BAG?

Zürich zieht sich in sein Schneckenhaus zurück. Eine Erklärung zum langsamen Vorankommen gibts vom Kanton nicht. Beim Bund ist auch nicht klar, weshalb der Wirtschaftskanton nicht in die Gänge kommt. Klar ist nur: Er hat ein Problem.
Publiziert: 13.04.2021 um 01:30 Uhr
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Aktualisiert: 30.04.2021 um 10:18 Uhr
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Die Zürcher Gesundheitsdirektion von Natalie Rickli zieht sich in ihr Schneckenhaus zurück.
Foto: Keystone
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Die Zürcher Gesundheitsdirektion von Natalie Rickli zieht sich in ihr Schneckenhaus zurück.
Foto: Keystone
Pascal Tischhauser

Das Unverständnis wächst: Dass einige Kantone beim Impfen nur geringe Fortschritte machen, löst Kopfschütteln aus. Besonders gross ist dieses Zürich gegenüber. Der Kanton hat «ein Problem» mit den Corona-Impfungen. Niemand pikst schweizweit weniger als der grösste Schweizer Kanton.

Wieso dass der Wirtschaftskanton als langsamste Impfschnecke im Land dahinkriecht, kann oder will derzeit aber niemand erklären. Auch die Gesundheitsdirektion von Natalie Rickli (44, SVP) zieht sich ins Schneckenhaus zurück und äussert sich nicht hierzu. Sie gibt aber bekannt, dass sich das Problem mit den nicht vergebenen Impfterminen gelöst hat: Waren vor einer Woche von 90'000 Erstimpfungsterminen für den April nur 72'000 vergeben, konnten diese nun alle an den Mann und die Frau gebraucht werden.

Schuld sind immer die anderen

Sollten erst die freien Ostertage schuld gewesen sein, dass man bei der Verabreichung der Corona-Vakzine nicht in die Gänge kam, zeigen die Kantone nun aufs Bundesamt für Gesundheit (BAG). Die SVP-Gesundheitsdirektoren Jean-Pierre Gallati (54, AG) und Pierre Alain Schnegg (58, BE) verteidigten sich, man müsse genügend Impfdosen als Reserve halten, um bei den Impfstoffen von Pfizer/Biontech und Moderna die zweite Dosis zu garantieren.

Tatsächlich wurden die Kantone im Januar, als sich der Engpass beim Impfstoff abzeichnete, entsprechend orientiert. Schon am 23. Februar informierte der Bund die Kantone aber darüber, dass sie bereit sein müssten, ab April den Impfturbo zu schalten.

GDK-Sprecher Tobias Bär hält dennoch dagegen: «Aus Sicht der GDK hat die Empfehlung des Bundes, 50 Prozent der Impfdosen physisch zu reservieren, um die Zweitimpfung zu garantieren, weiterhin Gültigkeit. Sollte das nicht mehr notwendig sein, da inzwischen genügend Impfstoff vorhanden ist, bräuchte es eine entsprechende Klarstellung des Bundes.»

Man steht ja in Kontakt

Hier macht es sich die GDK zu einfach: BAG und die Kantone stehen in engem Kontakt. Jeden Donnerstag hätten sie im Lagerapport Unklarheiten darüber ausräumen können, ob weiterhin Impfstoff für die zweite Impfung zurückgehalten werden muss. Und es bestehen weitere wöchentliche Meetings.

Zudem ist es nicht das erste Mal, dass der Bund die Kantone vorgewarnt hatte: Gesundheitsminister Alain Berset (48) hatte ihnen im Sommer klargemacht, das Contact Tracing müsse funktionieren, wenn die Corona-Zahlen wieder emporschnellen. Bekanntlich hat es das nicht.

Auch jetzt ist es so, dass der Bund vorinformiert war, aber doch nicht alle bereit sind. Am Montag erhielt die Schweiz weitere 157'000 Impfdosen, womit nun 850'000 Dosen da sind. Und das Team von BAG-Impfchefin Nora Kronig (40) hat die Zusicherung, dass gleich nochmals mehrere hunderttausend Dosen kommen. Zudem erhält die Schweiz im Mai und Juni je 3 Millionen Dosen. Und es wird die Zulassung weiterer Impfstoffe erwartet.

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BAG hält sich vornehm zurück

Das BAG hält sich aber zurück mit Kritik: Das Kontingentsmanagement obliege den Kantonen. Sie würden durch «regelmässig über kurzfristig bestätigte und noch unbestätigte Liefermengen sowie über mittel- und langfristige Lieferprognosen informiert». Es sei dem Bund bewusst, dass die Planung eine Herausforderung darstelle.

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