Kantone nutzen Corona-Kapazitäten nun für Ukraine-Krise
Aus Contact Tracern werden Flüchtlingshelfer

Kaum ist die Corona-Krise vorbei, stehen die Kantone mit den Ukraine-Flüchtlingen schon vor der nächsten Belastungsprobe. In mehreren Kantonen können ehemalige Contact Tracer nun gleich für neue Aufgaben weiterbeschäftigt werden.
Publiziert: 02.04.2022 um 11:08 Uhr
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Mehrere Kantone beschäftigen ehemalige Contact Tracer weiter, um nun bei der Bewältigung des Flüchtlingsansturms zu helfen.
Foto: Keystone
Lea Hartmann

Früher telefonierten sie Personen ab, um Corona-Ansteckungen zu verhindern. Nun nehmen sie den Hörer in die Hand, um Geflüchtete an Gastfamilien zu vermitteln. In mehreren Kantonen kommen zur Bewältigung des Flüchtlings-Ansturms aus der Ukraine ehemalige Contact Tracer zum Einsatz.

Denn mit dem Ende der Corona-Massnahmen hat sich die Kontaktrückverfolgung erübrigt. Die Arbeitsverträge von vielen Mitarbeitenden kantonaler Contact Tracings sind auf Anfang April oder bereits früher ausgelaufen.

Sie melden sich bei potenziellen Gastfamilien

Nun werden die Helfer gleich für die nächste Krise gebraucht. Etliche Kantone würden derzeit personell an die Kapazitätsgrenze kommen, sagte Gaby Szöllösy (55) von der Konferenz der kantonalen Sozialdirektoren an der Ukraine-Medienkonferenz am Donnerstag. Es braucht Leute, die in den neuen Flüchtlingsunterkünften präsent sind, und vor allem viel Personal, um all das Organisatorische zu regeln.

In Graubünden unterstützen frühere Contact Tracer die Behörden dabei, mit Leuten Kontakt aufzunehmen, die sich mit einem Unterkunftsangebot für Geflüchtete gemeldet haben. Auch im Thurgau stehen aktuell fünf ehemalige Mitarbeitende des Contact Tracings für eine Ukraine-Hotline im Einsatz, wie der Kanton auf Anfrage mitteilt.

Aus Impfzentrum wird Erstaufnahmeheim

In Schaffhausen, Freiburg, im Aargau und Wallis greift man ebenfalls auf solche Personen zurück. Im Wallis beispielsweise waren alle neun Leute, die jetzt die kantonale Ukraine-Anlaufstelle betreuen, vorher für die Kontaktrückverfolgung tätig.

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Baselland nutzt die Kapazitäten, die man für die Bewältigung der Corona-Krise geschaffen hat, derweil anderweitig. Der Kanton sucht händeringend nach Unterbringungsplätzen für die ankommenden Flüchtlinge. Nun wurde ein ehemaliges Impf- und Testzentrum zum Erstaufnahmeheim für Geflüchtete umfunktioniert. «Bei der Umstellung kam Personal, das bis dahin dort gearbeitet hat, zum Einsatz», teilt der kantonale Sozialdienst mit.

Zivis im Einsatz

Nebst ehemaligen Contact Tracern unterstützen in einigen Kantonen auch Zivildienstleistende die Behörden. Stand vergangenen Montag waren in sechs Kantonen insgesamt 18 Zivis für einen sogenannten Notlagen-Einsatz im Dienst. Die Zahl dürfte noch erheblich steigen. Auch der Zivilschutz ist gefordert.

Sollte es nötig werden, könnte zudem auch die Armee zusätzliche Unterstützung leisten. Derzeit helfen Soldaten bei der Einrichtung von Armeeunterkünften für Flüchtlinge. «Möglich ist auch eine Transportunterstützung für das Staatssekretariat für Migration», sagt Armeesprecher Lorenz Frischknecht. Gesuche von Kantonen, bei der Platzierung oder Betreuung von Geflüchteten zu helfen, seien bisher keine eingetroffen. Wie bei den Corona-Einsätzen müsste auch für einen Ukraine-Assistenzdienst erst der Bundesrat grünes Licht geben.

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