Kanton will zu den «Vorreitern» gehören
Wallis kämpft gegen Diskriminierung von LGBTIQ+-Menschen

Die Walliser Regierung will die Diskriminierung von LGBTIQ+-Menschen bekämpfen. Sie plant sowohl eine Kampagne gegen Homophobie und Transphobie als auch eine neue Stelle, die sich dem Thema widmen soll.
Publiziert: 11.01.2022 um 16:59 Uhr
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Das Wallis will zu einem der Vorreiter im Kampf gegen die Diskriminierung von LGBTQ+-Menschen werden.
Foto: Keystone

Das Wallis ist nicht als Kanton bekannt, in dem besonders viele Schwule und Lesben alt werden. Viele zieht es irgendwann in die «Ausserschweiz» – auch wegen der teilweise fehlenden Akzeptanz im Bergkanton. Nun will die Regierung der Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans, Intergeschlechtlichen und queeren Menschen (LGBTIQ+) aktiv entgegenwirken.

Sie plant sowohl eine Kampagne gegen Homophobie und Transphobie als auch eine neue Stelle im Amt für Gleichstellung und Familie, die sich dem Thema widmen soll. SP-Staatsrat Mathias Reynard (34) sagte am Dienstag vor den Medien: «Mit diesem ehrgeizigen Plan gehört das Wallis zu den Vorreiterkantonen im Bereich der Gesundheitsförderung und der Prävention von Diskriminierungen gegenüber LGBTIQ+-Menschen.» Insgesamt würden 130'000 Franken in «dieses Thema der öffentlichen Gesundheit» investiert.

Höheres Risiko für Selbstmordversuche

Ein vom Departement für Gesundheit, Soziales und Kultur in Auftrag gegebener Bericht zeigte, dass LGBTIQ+-Personen insgesamt, insbesondere psychisch und sexuell weniger gesund sind als der Rest der Bevölkerung. Die Analyse stellte beispielsweise fest, dass in dieser Gruppe mehr Suchtverhalten und ein zwei- bis fünfmal höheres Risiko für Selbstmordversuche besteht.

Auf der Grundlage der Schlussfolgerungen und Empfehlungen dieses Berichts hat der Kanton in Zusammenarbeit mit verschiedenen institutionellen und sozialen Partnern einen Aktionsplan für das Jahr 2022 ausgearbeitet. Rund zehn Massnahmen werden von der Gesundheitsförderung Wallis unter der Schirmherrschaft ihres Programms «Prévention du Rejet des Minorités (PREMIS)» umgesetzt. Für Mai ist zudem eine kantonale Sensibilisierungskampagne geplant.

Anlaufstelle für LGBTQ+-Menschen

Für Johanne Guex, Koordinatorin des Programms PREMIS, werden diese «konkreten» Massnahmen die Arbeit entlasten, die bisher von Vereinen wie Alpagai ehrenamtlich geleistet wurde, insbesondere durch die Schaffung einer psychosozialen Anlaufstelle im Amt für Gleichstellung und Familie. Es wurde «dringend notwendig, eine geeignete Anlaufstelle für LGBTIQ+-Personen in Not einzurichten, die oft sozial isoliert sind», sagte Guex. «Die angebotenen Möglichkeiten waren begrenzt oder sogar lückenhaft.»

Die Prävention gegen Homophobie und Transphobie soll auch in den Schulen auf allen Bildungsstufen verstärkt werden. Bei den Ordnungskräften wurde laut Staatsrat Mathias Reynard bereits eine Schulung durchgeführt, eine weitere ist in den nächsten Monat geplant.

Konkrete Zahlen von Übergriffen fehlen

Für das Gesundheitsdepartement ist die Information und Sensibilisierung der Bevölkerung und der Fachleute von grösster Bedeutung. «Je mehr wir daraus ein echtes Thema im öffentlichen Raum des Kantons Wallis machen, desto besser wird es uns gelingen, die Diskriminierung zu bekämpfen», sagte Reynard, der daran erinnerte, dass Übergriffe auf Personen, die ihre affektive oder sexuelle Orientierung offen zeigen, eine Realität sind.

Laut der von Gesundheitsförderung Wallis durchgeführten Analyse sollen zwischen 7000 und 35'000 Personen im Wallis zur betroffenen Bevölkerungsgruppe zählen. Diese Zahl sei jedoch schwer zu schätzen.

Aussagekräftiger wären Zahlen zu den erlittenen Übergriffen, auch wenn diese oft nur «die Spitze des Eisbergs» darstellten. Solche Zahlen existieren zurzeit allerdings nicht. In der letzten Legislaturperiode hatte der Walliser Grosse Rat ein Postulat abgelehnt, das von der Walliser Polizei verlangte, Statistiken über die von LGBTIQ+-Personen erlittene Gewalt zu führen.

Reynard bereits als Nationalrat aktiv

Staatsrat Mathias Reynard hatte sich bereits als SP-Nationalrat für die Rechte von Homosexuellen eingesetzt. Er stand hinter der Ausweitung der Anti-Rassismusstrafnorm auf Schwule und Lesben, der das Volk im Februar 2020 zustimmte. Seither sind Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung strafbar.

(SDA/til)

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