Wenn die Ehe für alle der SVP ein Zettelchen schreiben würde mit der Frage: «Willst du mit mir gehen?», kämen diverseste «Nein» und «Vielleicht» zurück – aber auch so einige «Ja, ich will». Die Parteispitze ist zwar auf Nein-Linie, Präsident Marco Chiesa (46) hat sich im Referendumskomitee engagiert. Doch bereits im Parlament haben über ein Dutzend SVP-Mitglieder Ja gesagt.
Hinsichtlich der Abstimmung vom 26. September gibt es im Ja-Komitee ebenfalls SVP-Vertreter, parteiintern hat sich gar ein eigenes Pro-Komitee formiert. Einzelne Sektionen haben bereits die Ja-Parole herausgegeben oder setzen auf Stimmfreigabe.
Eine Frage des Alters
Eine, die sich an vorderster Front engagiert, ist die Aargauer SVP-Nationalrätin Martina Bircher (37). Sonst stramm auf Parteilinie, engagiert sie sich öffentlichkeitswirksam für ein Ja, in Parteizeitschriften und an Delegiertenversammlungen. Sie erlebe zwei Lager, sagt Bircher, bei denen das Alter eine grosse Rolle spiele. «Die ältere Generation stellt sicher auch religiöse Werte in den Vordergrund.» Bei den Jüngeren präge die Haltung, dass sich der Staat nicht einmischen dürfe. Auf ihr eigenes Engagement erhalte sie kaum negative Reaktionen. Im Gegenteil: Insbesondere Frauen, auch ältere Frauen innerhalb der SVP, stünden dem Anliegen positiv gegenüber.
Emmentaler SVP sagt Ja
Dass die Konfliktlinie vor allem zwischen den Generationen verläuft, stellt auch Michael Frauchiger (31) fest. Der Zürcher SVPler hat das Pro-Komitee auf die Beine gestellt, dem neben Bircher auch eine ganze Reihe weiterer Parlamentsmitglieder angehören.
«Ein Stadt-Land-Graben ist es sicher nicht», sagt er und verweist auf die Lokalsektion im Emmental, welche die Ja-Parole ausgegeben hat. Er erlebe keinerlei Gegenwind von der Parteileitung, sagt Frauchiger – und auf seiner Sektionen-Tour viel Offenheit. «Mich hat überrascht, dass die junge SVP sich zur Stimmfreigabe entschieden hat», sagt er – für ein Anliegen, bei dem an der Delegiertenversammlung ein Juso-Mitglied die Ja-Seite präsentierte, sei das «sonst eigentlich undenkbar».
Trotz parteiinternem Hin und Her: Von einer Spaltung will Frauchiger nicht sprechen. «Letztlich ist die Ehe für alle kein Kernanliegen der SVP», gibt er zu bedenken.
«Altmodische» SVP
Im Jahr 2021 gegen die Gleichberechtigung von Homosexuellen zu sein, ist kaum mehr en vogue. Das hat auch Martina Bircher erkannt. «Mir sagen viele Unterstützer, dass sie nicht nachvollziehen können, dass die SVP bei gesellschaftspolitischen Themen so altmodisch daher kommt», sagt sie. Es gehe ihr darum, «zu zeigen, dass es auch innerhalb der SVP verschiedene Pole gibt».
Von Imagepflege will Jungpolitiker Frauchiger dagegen gar nichts hören. Im Pro-Komitee mache man aus Überzeugung mit, gebildet sei es geworden, um aufzuzeigen, dass konservative Werte mit liberalen Ansätzen vereinbar seien – «und nicht, um sich ins ‹gute Licht› zu rücken».
Am Samstag wird sich die Mutterpartei für eine Parole entscheiden. Die Basis der SVP ist gespalten: Wie die SRG-Abstimmungsumfrage zeigt, hat das Nein-Lager nur einen hauchdünnen Vorsprung von 51 Prozent.
Jungen Stimmen zum Trotz hält Martina Bircher es trotzdem für unwahrscheinlich, dass sich die Delegierten am Samstag für die Ja-Parole entscheiden. «Ich rechne damit, dass der konservativere Teil obsiegen wird», sagt sie. «Aber je mehr Pro-Stimmen laut werden, desto wichtiger.»
Am 26. September stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung darüber ab, ob auch gleichgeschlechtliche Paare heiraten dürfen. Heute ist es nur möglich, eine Partnerschaft amtlich eintragen zu lassen. Bei dieser haben die Partner zwar in vielen Belangen die gleichen Rechte und Pflichten wie Ehegatten, sind aber etwa bei der Adoption, dem Zugang zur Fortpflanzungsmedizin, oder der vereinfachten Einbürgerung schlechter gestellt. Mit der Öffnung der zivilen Ehe erhalten gleichgeschlechtliche Paare dieselben Rechte wie bisherige Ehegatten, lesbische Paare erhalten ausserdem Zugang zur Samenspende.
Ein überparteiliches Komitee mit Vertretern vor allem aus der Eidgenössisch-Demokratischen Union (EDU) und der SVP hat dagegen das Referendum ergriffen, da die Ehe als Verbindung zwischen Mann und Frau geschützt werden müsse. Die meisten Parteien, darunter FDP, CVP, Grüne und SP sprechen sich für ein Ja aus.
Am 26. September stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung darüber ab, ob auch gleichgeschlechtliche Paare heiraten dürfen. Heute ist es nur möglich, eine Partnerschaft amtlich eintragen zu lassen. Bei dieser haben die Partner zwar in vielen Belangen die gleichen Rechte und Pflichten wie Ehegatten, sind aber etwa bei der Adoption, dem Zugang zur Fortpflanzungsmedizin, oder der vereinfachten Einbürgerung schlechter gestellt. Mit der Öffnung der zivilen Ehe erhalten gleichgeschlechtliche Paare dieselben Rechte wie bisherige Ehegatten, lesbische Paare erhalten ausserdem Zugang zur Samenspende.
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