Wenn es das Bundesamt für Gesundheit (BAG) nicht macht, dann machen wir es halt selber – nach diesem Motto tüftelt die Berner Gesundheitsdirektion einen Plan zum Massentesten aus. «Momentan lassen sich viel zu wenige Bernerinnen und Berner testen», erklärt Sprecher Gundekar Giebel. Vor allem jetzt, wo man die Massnahmen wieder lockere, sei das ein Problem.
Um die Leute vermehrt zum Testen zu bringen, sieht man in Bern nur eine Lösung: den Antigen-Spuck-Schnelltest. Dieser ist angenehmer als der Stäbchentest und könnte allenfalls auch selbst zu Hause durchgeführt werden – so wie es in Österreich gemacht wird. Ziel sei, erklärt Giebel, dass der Speichel-Schnelltest zu Hause zur Routine wird.
Der Bund zeigt sich zwar interessiert an diesen Tests, wie Virginie Masserey (56), Leiterin der Infektionskontrolle beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), am Freitag beteuerte. Doch der Validierungsprozess – also der Nachweis, dass die Tests wirklich etwas taugen – sei noch nicht genügend fortgeschritten. Dieser müsse in Laboren erst noch geprüft werden.
Die Berner wollen vorwärtsmachen
Die Berner mögen nicht warten. «Wir fragen uns, wieso die Validierung so lange dauert», so Giebel. Deswegen nehme man das nun selbst in die Hand. «1000 Speichel-Schnelltests werden mit Corona-Tests auf PCR-Basis verglichen», erklärt er. Wenn beide nicht allzu stark voneinander abweichen, möchte man die Speichel-Schnelltests möglichst rasch einsetzen können.
Die Rechnung: Wenn sich pro Woche eine Viertelmillion Berner testen lassen, mache allein die Masse mögliche Ungenauigkeiten des Speichel-Schnelltests wett. Letzte Woche hatte die Berner Gesundheitsdirektion deswegen gar noch gedroht, die Tests allenfalls auch ohne Validierung durch das BAG anzubieten – doch so weit will man sich nicht mehr aus dem Fenster lehnen.
Beim Bund kam das damals gar nicht gut an. «In der Schweiz gibt es Gesetz und Regeln, die man auch in den Kantonen respektieren muss», sagte Masserey letzte Woche kurz angebunden. Und forderte Bern auf, auf die nationale Strategie zu warten.
«Bund und Kanton können sich gegenseitig unterstützen»
Die Berner Kantonsärztin Linda Nartey (52), die ebenfalls auf die Pläne ihres Kantons angesprochen wurde, beschwichtigte damals: «Vielleicht können sich Bund und Kanton unterstützen, sodass die Tests schneller validiert werden können.» Doch auch sie liess keinen Zweifel daran, dass die Spuck-Schnelltests sinnvoll seien.
Aus Sicht des BAG bringen die Tests aber auch Probleme mit sich. Es würde damit nämlich keine Meldung der positiven Fälle erfolgen – und es könne nicht kontrolliert werden, ob sich eine positiv getestete Person tatsächlich in Quarantäne begebe, lässt das BAG gegenüber BLICK verlauten. Das erschwere es, den epidemiologischen Überblick zu behalten.
Dieser Problematik stellt man sich auch in Bern. Für Gundekar Giebel ist klar: «Die Selbsttestung verlangt eine grosse Eigenverantwortung von den Bürgerinnen und Bürgern.» Den Leuten müsse einfach bewusst werden, was für einen grossen Beitrag sie zur Pandemie-Bekämpfung leisten, wenn sie sich bei einem positiven Selbsttest-Ergebnis in Isolation begeben. Das Ausland zeige, dass dies Erfolg habe.