Sind Speicheltests die Zukunft?
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Die wichtigsten Antworten:Sind Speicheltests die Zukunft?

Das sind die Vorteile
Sind Speicheltests die Zukunft?

Viele drücken sich vor den unangenehmen Corona-Tests. Dabei läge eine angenehmere Lösung schon lange vor, findet Virologin Alexandra Trkola: Speicheltests. Sie seien perfekt für Massentests. BLICK erklärt, worum es sich dabei handelt.
Publiziert: 20.01.2021 um 08:24 Uhr
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Aktualisiert: 04.03.2021 um 11:31 Uhr
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Schluss mit unangenehmen Nasentests.
Foto: Getty Images
Noa Dibbasey

Ein gefühlt meterlanges Stäbchen in die Nase oder den Rachen gesteckt zu bekommen, ist kein schönes Gefühl. Für manche gar ein Grund, sich lieber kein zweites Mal auf das Coronavirus testen zu lassen. Das möchte man in Graubünden, wo man zur Virusbekämpfung neu als erster Kanton auf Massentests setzt, dringend vermeiden.

Eine neue Testart soll dabei helfen: Wenn es um flächendeckende Schul- und Betriebstestungen geht, wendet der Kanton nun Speicheltests an. Das sei bei weitem angenehmer. Auch am Flughafen in Kloten setzt man neu auf diese Methode. Und an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) will man den bequemen Speicheltest als Anreiz für Life-Science-Studenten zum Testen verwenden.

«Speicheltests sind perfekt für Kinder»

«Endlich beginnen erste Kantone, Speicheltests zu verwenden», gibt sich die Zürcher Virologin Alexandra Trkola, die mit ihrem Team auch Speicheltests entwickelt hat, erleichtert. Doch es sind ihr noch nicht genug. «Mir ist nicht klar, wieso man die Tests nicht schon früher und flächendeckender verwendet hat», sagt sie. Sie böten die perfekte Möglichkeit für häufiges Testen und um Massentests durchzuführen – an Schulen beispielsweise. «Man muss die Kinder nur spucken lassen.» Auch in Altersheimen wären vermehrte Speicheltests optimal – so einfach wie sie zu handhaben seien.

Denn für den Test reicht es, sich zu Räuspern und dann in ein breites Teströhrchen zu spucken. Die Speichelprobe wird dann mit einer Stabilisierungsflüssigkeit versehen und in ein Labor gesendet. Dort werden die Proben mit der bekannten PCR-Methode auf das Coronavirus untersucht.

Fast so zuverlässig wie Nasen-Rachen-Tests

Die Spucketests sind zwar nicht so schnell ausgewertet wie Antigen-Schnelltests. Dafür sind sie fast so empfindlich wie die Nasen-Rachen-Tests auf PCR-Basis – und dementsprechend sehr zuverlässig. «Obwohl bei einem Nasenabstrich noch etwas mehr Virusmaterial vorhanden ist als im Speichel, sind Speicheltests auf PCR-Basis eine tolle Möglichkeit, grosse Massen zu testen», findet Trkola.

Dieser Meinung ist auch Götz Schlotterbeck von der FHNW in Muttenz BL. Dort will man den Studierenden mit freiwilligen Massentests ermöglichen, sicher an Laborpraktika teilzunehmen. «Die zweimal wöchentlich durchgeführten Speicheltests eignen sich dafür am besten», erklärt Schlotterbeck. Das liege aber nicht nur an der angenehmen Testart – die Spucketests bieten weitere Vorteile.

Mehrere Personen gleichzeitig Testen

«An der FHNW poolen wir die Speichelproben von etwa acht Studierenden», sagt er. Poolen bedeutet, dass man mehrere Speichelproben zusammenschüttet und gemeinsam testet – das senkt den Aufwand und somit auch die Kosten. Ist diese gepoolte Probe dann positiv, werden alle acht Studierende noch einmal einzeln diagnostisch getestet.

«Da bei Massentests aber nur asymptomatische Personen getestet werden, gehen wir davon aus, dass momentan deutlich weniger als ein Prozent auch tatsächlich infiziert ist», erklärt Schlotterbeck. Somit lohne sich dieses Verfahren für die FHNW.

Gibt es bald schon Speichel-Schnelltests?

Die Speicheltests sind also angenehm und günstig – perfekt also für Massentests. Einzig die Auswertungszeit kann als Nachteil gesehen werden. Doch ist es denkbar, dass die Spucketests in der Schweiz auch schon bald als Schnelltests auf den Markt kommen, so wie es in Frankreich bereits Realität ist?

Virologin Trkola bezweifelt das: «Bei Speichel-Antigenschnelltests würde man derzeit die Nachweisgrenze noch zu extrem drücken.» Sie sind zu ungenau. Das Beste sei es ja, Personen möglichst am Anfang der Infektion zu ermitteln – doch dann könne die Virusmenge im Körper und dementsprechend im Speichel noch gering sein. «In manchen Fällen so gering, dass sie mit einem Speichel-Antigenschnelltest wohl nicht festgestellt werden kann», sagt Trkola.

Man könne leider nicht den Fünfer und das Weggli haben: «Entweder der Test ist schnell, er ist genau oder er ist angenehm», sagt die Virologin. Speicheltests auf PCR-Basis böten einen guten Mittelweg. Trotzdem, wendet sie ein, sei es nicht unmöglich, dass es bald bessere Antigenschnelltests gäbe, die sich auch für Speichel eignen. Ihre Vermutung unterstützt das Bundesamt für Gesundheit auf Anfrage von BLICK: «Sobald ein Labor in der Schweiz die Validierungskriterien des Bundesrats für einen Speichel-Schnelltest erfüllt, dürfen diese auch hier verwendet werden.»


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