Auf einen Blick
- Ständerätin Andrea Gmür verzichtet, der Walliser Staatsrat Christophe Darbellay könnte noch kandidieren
- Frist für Kandidaturen endet am Montagmittag
- Gibt es noch einen Überraschungskandidaten oder marschiert Bauernpräsident Ritter durch?
Kommt es zum Duell? Zaubern die Mitte-Frauen am Wochenende doch noch eine Überraschungskandidatur aus dem Hut? Oder marschiert Markus Ritter (57, SG) durch? Der Bauernpräsident und Nationalrat ist bisher der Einzige, der für die Mitte in den Bundesrat will.
Seit Freitag jedenfalls ist klar: Der Fachkräftemangel ist auch beim Bundesrat angekommen. Zumindest was die Mitte anbelangt. Die ehemalige CVP straft die Legende Lügen, dass alle 246 Parlamentarierinnen und Parlamentarier am liebsten im Bundesrat sitzen würden. Fehlanzeige!
Gmür weg, wer bleibt noch?
Am Freitagnachmittag hat sich eine weitere Favoritin aus dem Rennen genommen: die Luzerner Ständerätin Andrea Gmür (60). Sie wolle nicht Nachfolgerin von Viola Amherd (62) werden, teilte sie mit. Gründe für den Verzicht nannte sie nicht. Gmür deutet aber an, dass eine Kandidatur für sie nie eine innere Herzensangelegenheit war. Erst der grosse Zuspruch und Ermunterungen von aussen hätten sie überhaupt dazu bewegt, «mir eine Kandidatur ernsthaft zu überlegen», sagt sie.
Die Luzernerin war die letzte verbliebene Frau im Kandidatenkarussell, die zweifellos über das nötige Rüstzeug für eine Kandidatur verfügt hätte. Damit stellt sich die Frage, wie die Mitte-Frauen ihrem Anspruch gerecht werden wollen, mindestens eine Frau für das Ticket zu stellen.
Viel Zeit bleibt jedenfalls nicht mehr, wenn sie noch eine Kandidatin aus dem Hut zaubern wollen: Am Montagmittag läuft die Frist ab, um der Findungskommission Kandidierende zu melden. Noch nicht definitiv abgesagt haben Elisabeth Schneider-Schneiter (60). Und auch die Freiburger Nationalrätin Marie-France Roth Pasquier (56) hat die Türe noch einen Haarspalt weit offen gelassen.
Bleibt Amherds Sitz in Walliser Hand?
Nun sind alle Augen auf Christophe Darbellay (53) gerichtet. Der Walliser Staatsrat will sich am Wochenende zu einer möglichen Kandidatur äussern. Seine Kantonalpartei hat dazu die nationalen Medien in die Mehrzweckhalle von Charrat VS, knapp sechs Kilometer entfernt von Martigny, eingeladen. Dort tagt der Parteivorstand. Ob Darbellay kandidiert oder nicht, ist offen. Er werde so oder so eine Medienkonferenz machen, hatte er im Vorfeld angekündigt.
Der frühere Nationalrat und Präsident der CVP Schweiz steckt in der Zwickmühle: Am 2. März sind im Wallis Wahlen – und er will seinen Sitz im Staatsrat verteidigen. Um nicht plötzlich ohne Mandat dazustehen, müsste er also sowohl für den Bundesrat als auch für den Staatsrat kandidieren.
Mehrheit für lateinischsprachige Schweiz – und die Bauern?
Will der Walliser aber Bundesrat werden, dürften die Chancen jetzt so gross sein wie sonst nie. Darbellay könnte sich als Gegenpol zu Ritter positionieren. Der Ostschweizer hat den Nachteil, dass mit Karin Keller-Sutter bereits eine St. Gallerin im Bundesrat sitzt. Der Romand Darbellay könnte auch in der FDP oder der SVP Unterstützer finden. Denn wenn Guy Parmelin (65) oder Ignazio Cassis (63) dereinst zurücktreten, hätten die beiden Parteien mehr Möglichkeiten bei der Kandidatensuche.
Sieger sind, sollte es zum Duell Ritter gegen Darbellay kommen, so oder so die Bauern. Darbellay ist Agronom, Ritter Landwirt. Mit Beat Jans (60), Albert Rösti (57) und Guy Parmelin hätte die Agrarlobby dann ab dem 1. April eine Mehrheit in der Landesregierung.