Kampf um weibliche Stimmen beim Autobahn-Ausbau
Beide Lager werben jetzt um die Frauen

Im Kampf um den Autobahn-Ausbau haben die Gegner die Nase leicht vorn – dank der Frauen. Diese werden im Schlussspurt von beiden Seiten gezielt umworben.
Publiziert: 18.11.2024 um 19:10 Uhr
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Aktualisiert: 18.11.2024 um 19:21 Uhr
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In Umfragen lehnen Frauen den Autobahn-Ausbau mehrheitlich ab.
Foto: Thomas Meier

Auf einen Blick

  • Frauen lehnen den Autobahn-Ausbau mehrheitlich ab
  • Sie könnten damit den Ausschlag für ein Nein geben
  • Beide Seiten kämpfen nun gezielt um die Frauen-Stimmen
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Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Die jüngste SRG-Trendumfrage ist den Autobahn-Freunden in die Knochen gefahren. Die Gegner haben die Nase vorn. Genauer: die Gegnerinnen! 60 Prozent der Frauen wollen nämlich Nein stimmen, nur ein Drittel ist für den Ausbau. Die Frauen könnten die Vorlage am Sonntag also zum Absturz bringen.

Das wollen die Befürworter unbedingt verhindern. Im Schlussspurt versuchen sie deshalb gezielt, die Frauen abzuholen. «Weniger Stau, weniger Unfälle», heisst es in einem Inserat des Pro-Komitees, das das Sicherheitsbedürfnis ansprechen soll. Daneben prangt ein Drei-Generationen-Bild mit Tochter, Mutter und Grosi – lächelnd werben die drei für ein Ja am 24. November.

Umworbene Frauen

«Bei den Frauen haben wir noch Luft nach oben», bestätigt Kampagnenleiterin Corinne Aeberhard (55) vom Gewerbeverband die Anstrengungen, bei den Frauen zuzulegen. Präsentiert sich das Ja-Komitee eher männerlastig, sollen in den letzten Tagen mehr Frauen aktiviert werden.

Aeberhard ist sich bewusst, dass Frauen weniger autoaffin sind als Männer. Den Geschlechtergraben will sie aber überwinden, indem die Botschaft stärker auf die Frauen ausgerichtet wird. Sie macht ein Beispiel: «Wenn der Verkehr auf den Autobahnen fliesst, dann fliesst er nicht mehr als Ausweichverkehr durch die Dörfer. Dies bringt für alle mehr Verkehrssicherheit», so Aeberhard. «Sicherheit ist gerade für Frauen, Mütter und ältere Menschen sehr wichtig.»

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Doch auch das Nein-Lager versucht, bei den Frauen weiter Boden zu gewinnen, und schickt dafür Radrennfahrerin Marlen Reusser (33) auf die Piste. «Es sollte eigentlich sonnenklar sein, dass mehr Autobahnen zu noch mehr Verkehr auf unseren Strassen führen und wir somit für die Umwelt, unser Klima, aber auch kommende Generationen ein Nein einwerfen sollten», lässt sich die Sportlerin zitieren, die früher für die Jungen Grünen politisierte. Zudem wird die Vorlage von einem separaten «Frauen sagen Nein»-Komitee bekämpft. Darin finden sich vor allem Politikerinnen aus SP, Grünen und GLP.

«Wer die Frauen mobilisiert, gewinnt Abstimmungen»

Dass der Autobahn-Ausbau bei den Frauen stärker auf Widerstand stösst, macht sich auch im bürgerlichen Lager bemerkbar. Das zeigt sich bei den Mitte-Frauen. Bei der Parolenfassung waren die Meinungen halbe-halbe, sodass Präsidentin Christina Bachmann-Roth (41) den Antrag auf Stimmfreigabe stellte, der dann angenommen wurde.

«Beide Seiten führten nachvollziehbare Gründe ins Feld», erzählt sie. Bei den Befürworterinnen stand demnach die Verbesserung der Infrastruktur im Vordergrund, bei den Gegnerinnen die Sorge um die Umwelt und den Landverbrauch. «Das Thema Biodiversität wird bei vielen Frauen höher gewichtet», so Bachmann-Roth. «Vielleicht sind Frauen auch weniger auf Autobahnen unterwegs und daher weniger von Staus betroffen.»

Auch ihr ist aufgefallen, dass in den letzten Tagen stark um die Frauen-Stimmen geworben wird. «Ich wurde selber angefragt, in einem Komitee mitzumachen, habe aber abgelehnt», sagt sie. Für sie ist aber klar: «Frauen gehen bei Umweltfragen eher an die Urne. Und wer die Frauen mobilisiert, gewinnt Abstimmungen.»

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