Gewagte KI-Offensive
Walliser FDP-Politiker Nantermod irritiert mit «kinderlosen Mathilde»

Der Walliser FDP-Mann Philippe Nantermod macht Stimmung gegen eine kinderlose Mathilde aus Lausanne. Den Beitrag hat er mit KI generiert, aber nicht entsprechend gekennzeichnet.
Publiziert: 11:30 Uhr
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Aktualisiert: vor 13 Minuten
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Philippe Nantermod hält sich nicht an die FDP-eigenen Regeln zum Umgang mit künstlicher Intelligenz.
Foto: keystone-sda.ch
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Raphael RauchBundeshausredaktor

Der Walliser FDP-Nationalrat Philippe Nantermod (40) und die Waadtländer Grossrätin Mathilde Marendaz (27) haben eine Gemeinsamkeit: Beide provozieren gerne. Marendaz ist Klimaaktivistin, Nantermod als ehemaliger FDP-Vizepräsident so ziemlich das Gegenteil. Kein Wunder, dass beim Thema Autobahn-Ausbau die Meinung der beiden aufeinanderprallen.

Am Donnerstag postete Nantermod auf X, vormals Twitter, ein Bild, das er mit künstlicher Intelligenz generiert hatte, ohne dies zu kennzeichnen. Es geht um eine kinderlose Mathilde der Grünen Jugend, die in der zweitgrössten Stadt der Schweiz lebe. Ihr legt Nantermod die Worte in den Mund: «Das Auto ist ein Relikt aus dem vergangenen Jahrhundert.» Dazu postete Nantermod den Satz: «Weil nicht alle im Zentrum von Lausanne wohnen. Ja zu Autobahnen.»

Die Selbstverpflichtung der FDP

Pikantes Detail: Vor einem Jahr hat die FDP eigene Richtlinien zum Umgang mit künstlicher Intelligenz im Wahlkampf verabschiedet. Laut der FDP-Selbstverpflichtung müssen Inhalte, die mittels KI generiert werden, als solche gekennzeichnet werden. Auch betont die FDP: «Wir nutzen keine KI-erzeugten Inhalte mit der Absicht, die Öffentlichkeit zu täuschen, indem sie Akteurinnen und Akteuren der Parteien falsche Tatsachen oder Aussagen unterstellen.»

Wie stark Philippe Nantermod gegen die selbst auferlegten Regeln verstossen hat, ist Ansichtssache. Fakt ist, dass Genf die zweitgrösste Stadt der Schweiz ist und nicht, wie Nantermod insinuiert, Lausanne. Fakt ist auch, dass Mathilde Marendaz sich nicht bei den Jungen Grünen engagiert, sondern bei «Ensemble à Gauche».

«Der Vorname Mathilde passte recht gut»

Nantermod zu Blick: «Ich habe mich nicht von Frau Marendaz inspirieren lassen, sondern von einer Stadtplanerin aus Lausanne, die erklärte, dass das Auto überholt sei. Als Nicht-Städter bin ich der Meinung, dass diese arrogante Haltung die Verachtung der städtischen Umweltschützer für die Bewohner der Randregionen zeigt.» Gleichwohl räumt Nantermod ein: «Der Vorname Mathilde passte aufgrund meiner Erfahrungen mit Frau Marendaz recht gut, um die Moralvorstellungen der Städter zu veranschaulichen.»

Nach einem Rüffel durch FDP-Generalsekretär Jonas Projer (43) schob Nantermod auf Twitter nach, dass das Bild KI-generiert sei. Projer wiederum verteidigt seinen Parteikollegen: «Statt Nantermod zu kritisieren, sollten seine Gegner besser ihrerseits bei den Fakten bleiben, wie die irreführenden Kampagnen gegen die Sicherung der Nationalstrassen und gegen die Gesundheitsreform Efas exemplarisch zeigen.»

Und was sagt Mathilde Marendaz? «Ich fühle mich geehrt. Offenbar sind die Bürgerlichen verzweifelt, dass sie die Abstimmung über den Autobahn-Ausbau verlieren werden. Allerdings ist es für eine Demokratie gefährlich, wenn dies zu Fake News führt. Ich werde mich weiterhin für den Kampf für das Klima und für gute Lebensbedingungen einsetzen – dafür braucht es nicht noch mehr Autobahnen.»

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