Die Nervosität ist gross. Bei der Vorlage um den Autobahnbau, über den nächsten Sonntag abgestimmt wird, scheint es den Umfragen zufolge ein Fotofinish zu geben. Praktisch jeder, der irgendwie mit dem Dossier zu tun hat, scheint sich bereits geäussert zu haben. Nur einer hat sich bislang noch nicht aus der Deckung gewagt: Vincent Ducrot (62), CEO der Schweizerischen Bundesbahnen und damit einer der wichtigsten Player im Schweizer Verkehrswesen.
Wie Blick in Erfahrung bringen konnte, gehört der Bahn-Chef zu den klaren Befürwortern der Vorlage. So soll sich Ducrot privat ziemlich offensiv für ein Ja aussprechen. Dass der Vertreter eines Bundesbetriebs eine Vorlage des Bundesrats unterstützt, ist kein Skandal – aber eine bemerkenswerte Note in diesem Abstimmungskampf. Wie begründet der Freiburger seine Haltung? Eigentlich müsste er doch an öffentlichen Mitteln für den Schienenverkehr interessiert sein.
Kein Abstimmungskampf
Anfrage bei den SBB. Antwort: Der Chef möchte in der Öffentlichkeit keinen O-Ton dazu abgeben. Was durchaus Sinn macht: Mit dem Bund hat das Unternehmen einst vereinbart, dass man sich nur bei Vorlagen positioniert, die direkt den SBB-Bereich betreffen. Vorsitzende von öffentlichen Betrieben sollten keinen Abstimmungskampf machen.
Immerhin lässt sich aber eine Mediensprecherin der SBB zitieren, die die Haltung erklärt: «Strasse und Bahn sind komplementär.» Es brauche bei beiden angesichts der Prognosen des Bundesamts für Raumentwicklung zur Mobilität «genügend Kapazitäten». Sprich: Der SBB-Chef rechnet mit drohenden Engpässen sowohl auf Schienen wie auf Strassen.