Jungpolitiker fordern Massnahmen gegen Antisemitismus
Obligatorische KZ-Besuche für Schweizer Schüler!

Die Zahl der judenfeindlichen Vorfälle ist «beispiellos hoch». Die Junge Mitte lanciert nun einen Katalog von Vorschlägen.
Publiziert: 23.03.2025 um 16:57 Uhr
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Eingang zur KZ-Gedenkstätte Auschwitz in Polen.
Foto: Thomas Meier

Darum gehts

  • Zahl der antisemitischen Vorfälle in der Schweiz stark gestiegen
  • Die Partei Junge Mitte präsentiert einen Forderungskatalog gegen Antisemitismus
  • Schulen sollen Holocaust-Gedenkstätten besuchen, Nazi-Symbole verboten werden
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Fabian EberhardStv. Chefredaktor SonntagsBlick

Die Zahlen lassen aufhorchen: 2024 registrierten die Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA) sowie der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) 221 antisemitische Vorfälle in der Schweiz. Das sind 287 Prozent mehr als 2022, das Jahr vor dem terroristischen Angriff der Hamas auf Israel. Die Meldungen häuften sich auf einem «beispiellos hohen Niveau», schreiben die Organisationen in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht.

Der dramatische Anstieg hat auch die Junge Mitte aufgeschreckt. Die Partei fordert ein entschlosseneres Vorgehen gegen Judenfeindlichkeit. «Es reicht nicht, Antisemitismus zu verurteilen – wir müssen ihn bekämpfen», sagt Marc Rüdisüli, Präsident der Jungen Mitte Schweiz, zu SonntagsBlick. «Nie wieder ist jetzt!»

«Solche Erfahrungen fördern Empathie»

Die Jungpartei formuliert konkrete Massnahmen – und nimmt vor allem den Bildungsbereich in den Blick: Jede Schülerin und jeder Schüler müsse im Rahmen des Unterrichts mindestens einmal eine Holocaust-Gedenkstätte besuchen. Auch angehende Lehrpersonen der Sekundarstufe sollen verpflichtet werden, während ihres Studiums ein Konzentrationslager zu besuchen. Rüdisüli: «Solche Erfahrungen fördern Empathie und ein tiefes Geschichtsverständnis.»

Darüber hinaus fordern die Jungpolitiker der Mitte, dass Bildungsprojekte gegen Antisemitismus gestärkt werden, dass mehr gegen die Hetze in sozialen Medien unternommen wird und dass Nazi-Symbole verboten werden, wie es auch der Bundesrat vorgeschlagen hat. «Es ist absurd, dass in der Schweiz Werbematerial mit Tabakwerbung illegal ist, während Hakenkreuz-Symbole geduldet werden.»

Messerangriff auf orthodoxen Juden

Gemäss dem Anfang Woche veröffentlichten Antisemitismusbericht handelte es sich bei den judenfeindlichen Vorfällen grösstenteils um Beschimpfungen und Schmierereien. Der Israelitische Gemeindebund meldete aber auch gewalttätige Attacken.

Tragischer Tiefpunkt war der Messerangriff eines 15-jährigen Schweizers mit tunesischen Wurzeln auf einen jüdisch-orthodoxen Mann im März 2024 in Zürich. Das Opfer überlebte nur mit viel Glück. Der Täter bekannte sich zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

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Jüdische Menschen fühlen sich nicht sicher

Die antisemitischen Vorfälle verstärken das Gefühl der Unsicherheit der jüdischen Gemeinde in der Schweiz. Viele ihrer Angehörigen verstecken deshalb religiöse Symbole wie Davidstern oder verzichten auf das Tragen einer Kippa. Eine von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) Ende 2024 durchgeführte Studie bestätigte das.

Immerhin: Die Politik hat das Problem mittlerweile erkannt. Der Bundesrat wurde vom Parlament beauftragt, gemeinsam mit den Kantonen eine Strategie und einen Aktionsplan gegen Antisemitismus und Rassismus auszuarbeiten.

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