Die Corona-Pandemie hinterliess im vergangenen Jahr auch beim Preisüberwacher Stefan Meierhans (52) Spuren. Wegen der vorübergehenden Knappheit und hohen Preisen an Desinfektionsmitteln und Masken eröffnete er Marktbeobachtungen. Beim Ethanol klärte er gar ab, ob die marktführende Importeurin Alcosuisse missbräuchliche Preise definiert hatte.
Einen solchen Preismissbrauch habe aber nicht festgestellt werden können, schreibt der Preisüberwacher am Dienstag in seinem Jahresrückblick. Die höheren Preise seien auf die weltweite Mangellage und die gestiegenen Weltmarktpreise zurückzuführen.
Zu teure Labortests
Arbeit bereitete dem Preisüberwacher auch die neuen Labortests zum Nachweis des Coronavirus. Aus Sicht des Preisüberwachers war der anfänglich definierte Preis von 180 Franken zu hoch. Nach Intervention beim Innendepartement senkte dieses den Preis in mehreren Schritten markant.
Auch die Transaktionskosten bei Bezahlung mit Kreditkarte veranlasste den Preisüberwacher zu Interventionen. Es hätten sich viele Kundinnen und Kunden an der Höhe der Transaktionsgebühren gestört, insbesondere beim Bezahlen von Kleinstbeträgen etwa in einer Bäckerei oder an einem Kiosk, schreibt der Preisüberwacher. Auf Intervention des Preisüberwachers hätten dann die Zahlungsdienstleisterinnen SIX Payment Service und Concardi Massnahmen zu Gunsten der Kleinunternehmen ergriffen.
Hassliebe zwischen SBB und Preisüberwacher
Wegen der Corona-Pandemie passten der Preisüberwacher sowie die SBB zudem die Gültigkeit einer gemeinsame Erklärung für Sparbillette an. Der Preisüberwacher und die SBB hatten diese anfangs März 2020 unterzeichnet. Sie sah Sparbillette mit einer Rabattsumme von insgesamt 100 Millionen Franken vor.
Diese Vereinbarung sei aber obsolet geworden, da die SBB den Verkauf während rund drei Monaten einstellten, um nicht zusätzliche Kunden in den öffentlichen Verkehr zu locken. Die SBB und der Preisüberwacher hätten daher die Vereinbarung im Dezember 2020 durch eine neue einvernehmliche Regelung ersetzt, in der sich die SBB verpflichteten bis 2023 Sparbillete im Wert von 200 Millionen Franken anzubieten. Es ist nicht das erste Mal, das Meierhans die SBB in die Mangel nehmen muss. Steigende ÖV-Preise beschäftigen den Preisüberwacher schon lange.
1588 Meldungen von Bürgerinnen und Bürger
Doch der Preisüberwacher konnte sich 2020 auch ab und an Corona-freien Themen widmen. So zum Beispiel als er zu hohe Preise für die Kehrrichtverbrennung in Dietikon ZH bekämpfte oder Preisregelungen mit der Swisscom neu verhandelte.
Insgesamt hat der Preisüberwacher 1588 Meldungen von Bürgerinnen und Bürger bearbeitet, wobei er 13 neue einvernehmliche Lösungen erzielte. Von Behördenseite seien 522 Tarifvorlagen zur Stellungnahme unterbreitet worden. In 201 Fällen gab er eine Empfehlung ab. Der Preisüberwacher analysierte insgesamt 96 Wassertarife, 77 Abwassertarife und 53 Abfalltarife. (SDA/dbn)