102 Franken muss hinblättern, wer – ohne Halbtax – mit dem Zug von Bern nach Zürich und retour will. Das ist viel. Zu viel, findet Preisüberwacher Stefan Meierhans (51). Er fordert von den SBB und anderen Transportunternehmen, dass sie dieses Jahr endlich die Billettpreise senken.
Der Preisüberwacher stellte heute in Bern seinen Jahresbericht vor. Den Fokus setzt er darin auf die teuren Ticketpreise. Denn während die Kilometerkosten im motorisierten Individualverkehr zwischen 1990 und 2016 weniger stark als der Landesindex der Konsumentenpreise gestiegen sind, lag die Preisentwicklung im öffentlichen Verkehr weit über der Teuerung.
Am meisten Meldungen wegen ÖV
Dass das Thema für Unmut unter den Konsumenten sorgt, zeigen die Zahlen. Knapp 1700 Meldungen aus der Bevölkerung gingen 2019 beim Preisüberwacher ein. Rund jede fünfte betraf den öffentlichen Verkehr. Bereits im vergangenen Jahr war der öffentliche Verkehr das Thema Nr. 1 bei Meldungen an den Preisüberwacher – zusammen mit den Kosten im Gesundheitswesen. Doch während die Beschwerden wegen letzteren abgenommen haben, ist der Ärger über die ÖV-Kosten nach wie vor sehr gross.
Preisüberwacher Meierhans begründet seine Forderung nach einer Preissenkung unter anderem damit, dass die Transportunternehmen ab diesem Jahr weniger Ausgaben haben. So hat der Bundesrat beschlossen, den sogenannten Trassenpreis zu reduzieren – also den Preis für die Benutzung der Schienen. Das bedeutet für SBB und Co. Einsparungen von 60 Millionen Franken pro Jahr. Diese müssten an die Kunden weitergegeben werden, erwartet Meierhans.
Halbtax muss günstiger werden
Ein weiteres Argument des Preisüberwachers: Die Transportunternehmen werden immer effizienter. Immer häufiger werden Tickets online gekauft. «Diese Entwicklung sollte mittelfristig zu Kostensenkungen führen – im Regional- und Fernverkehr», hält Meierhans fest.
Auch das Halbtax müsse billiger werden. Schliesslich dürfte die Umstellung auf den Swisspass zu Vereinfachungen und Effizienzgewinnen geführt haben.
Verwirrendes Tarif-Dickicht
Der Preisüberwacher kämpft zudem seit Jahren dafür, dass der Tarif-Dschungel gelichtet wird. In der Schweiz gibt es zig verschiedene Tarifsysteme – je nach Verbund oder Transportunternehmen. Das sorgt nicht nur für viel Verwirrung, sondern auch für unlogische Preise. Versierte ÖV-Nutzer würden so oftmals günstiger fahren als solche, die sich nicht besonders gut auskennen, bemängelt Meierhans.
Ausserdem gibt es derzeit innerhalb von Verbünden keine Sparbilletts, was dazu führt, dass kürzere Fahrten teilweise viel teurer sind als lange. Das darf nicht sein, findet der Preisüberwacher. (lha)