Auf einen Blick
- Christine Schraner Burgener gibt Leitung des Staatssekretariat für Migration Ende Jahr ab
- Jans will nächste Woche neuen Asylchef vorstellen
- Viele Aufgaben warten auf den neuen Chef
Für diesen Job braucht es Nerven aus Stahl: Staatssekretärin Christine Schraner Burgener (61) gibt die Leitung des Staatssekretariates für Migration (SEM) auf Ende Jahr ab. Gesucht wird ein neuer Asylchef oder Asylchefin.
Asyl-Minister Beat Jans (60) will nun offenbar nächste Woche die Personalie aus dem Hut zaubern, die die Herkulesaufgabe übernehmen soll. Das pfeift es in Bundesbern von allen Dächern.
Die Diplomatin Schraner Burgener möchte lieber Chefin des Uno-Flüchtlingshilfswerks UNHCR werden, weshalb sie nach drei Jahren als Staatssekretärin beim Bund gekündigt hat.
Für ihre Nachfolge hat Jans eine Findungskommission einberufen. In dieser sitzt etwa die jurassische Regierungsrätin Nathalie Barthoulot (56) oder alt FDP-Ständerat Philipp Müller (72). Nun sollen sie fündig geworden sein, der Bundesrat muss die Personalie jedoch noch absegnen. Das könnte schon nächste Woche der Fall sein.
«Schwierigster Job in der Verwaltung»
Aus Politik und Gesellschaft gibt es aber schier unerfüllbare Anforderungen, an die neue Person, die den Chefsessel beerben soll. «Es ist wohl einer der schwierigsten Jobs in der Verwaltung», sagt FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen (43) zu Blick. Er erwarte, dass die neue Leitung das rechtliche System und internationale Übereinkünfte derart ausreize, dass die Schweiz weniger attraktiv für Flüchtende werde, führt er weiter aus.
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Eine dicke Haut braucht der oder die Neue so oder so: So schiesst die SVP seit Monaten gegen den Justizminister und seine Asylpolitik, auch Jans neuer Chefbeamte dürfte künftig sein Fett wegkriegen. So ist für SVP-Asylchef Pascal Schmid (48) klar: «Es braucht eine Person, die erkennt, dass angesichts der riesigen unkontrollierten Migrationsströme eine absolute Konzentration auf den Kern des Flüchtlingsbegriffs angezeigt ist.»
Jans Rücken decken
Deutlich gemässigter tönt es aus der Mitte: «Ich wünsche mir eine Person, die einen juristischen Hintergrund hat und praktische Erfahrungen im Ausländerrecht», sagt Mitte-Ständerat Daniel Fässler (64). Zudem hoffe er auf jemanden mit «Führungswillen».
Greta Gysin (Grüne, 41) hofft auf jemanden mit dickem Fell, wie sie gegenüber Blick ausführt. Die Präsidentin der Staatspolitischen Kommission des Nationalrats stellt sich eine Person vor, die pragmatisch und kreativ handelt, dabei die Menschlichkeit nicht vergisst. «Die Person wird im Parlament und in der Öffentlichkeit immer wieder mit Kritik zu kämpfen haben», so die Tessinerin.
Jans geriet in den letzten Monaten immer wieder in die Kritik, nach Beschlüssen, die das SEM selbst fällte. Etwa, als es beschloss, die Asylpraxis für afghanische Frauen und Mädchen zu lockern. Darum ist auch für Jans' eigenes Standing die neue Personalie wichtig.
Mehr Kontakt zu der Politik gewünscht
Wasserfallen hofft auf eine neue SEM-Spitze, der mehr in der zuständigen Kommission auftritt als Schraner Burgener. Der Berner kann sich beispielsweise den jetzigen SEM-Vize Vincenzo Mascioli durchaus als neuen SEM-Chef vorstellen. «Er war in den letzten Monaten der arme Teufel, der der Politik die schlechten Nachrichten überbringen musste, wenn die Chefs fehlten.»
Jans gelobte diese Woche Besserung – er wolle künftig die Politik mehr über die Vorgänge im Asyl-Dossier informieren, sagte er. Blick hatte über die Unzufriedenheit in der Kommission berichtet.