Die Sorgen und der Unmut in der Bevölkerung wachsen. 2775 Meldungen sind dem Preisüberwacher im vergangenen Jahr ins Haus geflattert. Das sind 17 Prozent mehr als noch im vergangenen Jahr. Damals sind 2368 Bürgermeldungen eingegangen. Seit Ende 2021 ist der Vergleich noch prekärer, da hat sich die Anzahl beinahe verdoppelt. Diese Zahlen präsentierte Preisüberwacher Stefan Meierhans (55) an seiner Jahresbilanz am Montag in Bern.
Diese Entwicklung sei Ausdruck von wachsenden Sorgen und Unmut in der Bevölkerung über die steigenden Lebenshaltungskosten, erklärte Meierhans. Die Umsetzung von Massnahmen gegen die Hochpreisinsel Schweiz habe für grosse Teile der Bevölkerung eine weit grössere Dringlichkeit, als es der Landesindex der Konsumentenpreise vermuten lasse. Für ihn und sein Team heisse das vor allem eines: «Dranbleiben, Prophylaxe leisten, vorbeugen!» Also aktiv werden, bevor das Übel überhaupt eintreffe, so Meierhans.
Viele Meldungen zu den Themen Energie und Gesundheit
Am häufigsten, nämlich in 20,4 Prozent der Fälle, ging es bei den Bürgermeldungen an den Preisüberwacher um den Bereich Energie. Auf Platz zwei der Rangliste folgt das Gesundheitswesen mit einem Anteil von 13,4 Prozent. Dies mit grossem Abstand vor dem öffentlichen Verkehr, auf den 5 Prozent der Meldungen entfielen.
Beim Strom sieht der Preisüberwacher denn auch Möglichkeiten, Kosten zu senken. Seit Jahren zahlten Bevölkerung und Wirtschaft deutlich überhöhte Nutzungsgebühren, beklagte Meierhans. Pro Jahr gehe es um einen dreistelligen Millionenbetrag.
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Was die Benzin- und Dieselpreise betrifft, untersuchte der Pressüberwacher die Höhe der Margen von Raffinerien und Tankstellen. Der Preisanstieg lasse sich nicht vollständig durch gestiegene Rohölpreise erklären, hielt er dazu fest. Sicher sei, dass es bei den Raffinerien Margenzuwächse gegeben habe. Ob es sich um eine temporäre Störung des Marktmechanismus oder um ein nachhaltiges Phänomen handle, werde weiter untersucht.
Als wesentliche Ergebnisse seiner Arbeit nannte der Preisüberwacher die Einigungen mit der Post und der ÖV-Branchenorganisation Alliance Swisspass. Im Falle der Post hätten geplante Preiserhöhungen um 40 Prozent reduziert werden können.
Preisüberwacher fordert Augenmass von der öffentlichen Hand
Die Post hatte im vergangenen Juli angekündigt, auf Anfang 2024 die Tarife für Briefe und Pakete zu erhöhen. Seit Beginn des Jahres kosten A- und B-Post-Briefe je 10 Rappen mehr, die Preise für Priority- und Economy-Pakete stiegen um je 1.50 Franken.
Was die Preise im öffentlichen Verkehr angeht, hob Meierhans hervor, unter anderem habe man eine finanzielle Überbelastung von Inhaberinnen und Inhabern eines 2.-Klasse-Generalabonnements verhindern können. Seit dem Fahrplanwechsel kostet das 2. Klasse-GA 3995 Franken, Alliance Swisspass wollte ursprünglich eine Preiserhöhung auf 4080 Franken.
Auch von der öffentlichen Hand selbst forderte der Preisüberwacher nach eigener Aussage angesichts der Teuerung «grösste Zurückhaltung und Augenmass» bei der allfälligen Erhöhung von Gebühren für Wasser, Abwasser und Abfall nahe. Erfreulich sei, dass viele der Empfehlungen Gehör gefunden hätten.
Wie in vergangenen Jahren mahnte Meierhans zudem, Systemfehler im Gesundheitswesen zu eliminieren und beispielsweise eine Senkung der Medikamentenpreise auf das Niveau anderer europäischer Staaten anzustreben. 2023 habe er im Gesundheitswesen Massnahmen im Umfang von einer Milliarde Franken empfohlen – mit dem Ziel, den Anstieg der Krankenkassenprämien zu bremsen. (oco/SDA)