Die Ehe für alle ermöglicht Schwulen und Lesben die Hochzeit – und sie bringt auch politische Feinde zusammen. Seite an Seite haben am Mittwochabend Vertreterinnen und Vertreter der Jungen SVP, der SVP und Mitglieder der Operation Libero in Dietikon ZH um Ja-Stimmen für die Abstimmung am 26. September geworben.
Es ist ein ungewohntes Bild. Denn unheiliger als diese Allianz geht es kaum. Schliesslich hatte die politische Bewegung mit dem pinken Logo vor einigen Jahren als eigentliche Anti-SVP-Organisation nationale Bekanntheit erlangt. Im Abstimmungskampf gegen die Durchsetzungs-Initiative lehrten die Polit-Aktivistinnen und -Aktivisten der Partei das Fürchten.
«Als guter SVPler sollte man Ja stimmen»
Fünf Jahre später sind aus den Feinden politische Verbündete geworden – zumindest im Zürcher Limmattal. Verantwortlich dafür ist Eveline Heiniger, SVP-Gemeinderätin in Dietikon. Anders als die Mehrheit ihrer Partei und deren nationaler Exponenten setzt sie sich aktiv für die Ehe für alle ein.
«Ich bin der Meinung, dass man als guter SVPler Ja stimmen sollte», findet sie mit Verweis auf das Parteibuch, in dem die Werte Freiheit und Sicherheit hochgehalten werden. «Wir sollten nicht im Mittelalter stecken bleiben! Gleichgeschlechtliche Paare sind heute eine gesellschaftliche Realität», sagt Heiniger.
Um auch ihre Parteikolleginnen und -kollegen für ein Ja zu gewinnen, nahm die Gemeinderätin vor einigen Wochen an einem Abstimmungskampf-Bootcamp der Operation Libero teil. Später bestellte sie bei der Bewegung Flyer und Plakate – die sie an der Delegiertenversammlung der Kantonalpartei verteilte.
Operation Libero staunte
Bei der Operation Libero war man erstaunt. «Sehr erstaunt», sagt Ruedi Schneider, Kampagnenleiter für die Ehe für alle bei der Bewegung. Eine Anfrage der SVP? Sowas hat man noch nicht erlebt. Schneider freut sich über Heinigers Offenheit: «Es ist schön, dass sie die Hand ausstreckt und auf uns zukommt!» Gemeinsam beschlossen sie, zusammen eine Flyeraktion durchzuführen.
Denn die beiden ungleichen politischen Lager sind derselben Meinung: «Jede Stimme zählt!» Man habe das Ziel, bei der Abstimmung ein möglichst deutliches Ja zu erreichen, sagen Heiniger und Schneider unisono. «Da macht es Sinn, gemeinsame Kräfte zu nutzen», findet die SVPlerin. Sonstige politische Differenzen hin oder her.