In Köniz BE gehts ihnen schon ans Portemonnaie
Biker sollen für Trails blechen

Waldbesitzende wollen künftig Geld von Bikern, die durch ihr Waldstück fahren. In Köniz BE müssen sie schon zahlen. Anderswo stösst die Forderung auf mehr Widerstand.
Publiziert: 29.03.2024 um 01:15 Uhr
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Aktualisiert: 02.04.2024 um 09:57 Uhr
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Waldbesitzer wollen Geld für Biketrails. Das hat der Verband der Waldbesitzer kürzlich gefordert. In der Gemeinde Köniz BE ist das schon beschlossene Sache.
Foto: Philippe Rossier

Erst kürzlich hat Peter Schmid* kleine Tannli gesetzt – an den Biketrails in seinem eigenen Waldstück am Ulmizberg. «Die Biker haben sie dann einfach ausgerupft. Das macht mich verruckt», sagt Schmid.

Mit dem Ulmizberg und dem Gurten beherbergt die Gemeinde Köniz BE gleich zwei beliebte Bikerdestinationen. Die Trails sorgen immer wieder für Knatsch. «Biker gehen auch gerne mal mit der Schaufel ans Werk», klagt Schmid. Dann gäbe es Gräben und Erosion entstehe.

Jetzt soll es der ganzen Biker-Bande an den Kragen gehen: Der Verband der Waldbesitzer (Wald Schweiz) will sie zur Kasse bitten. 

Biker sammeln Spenden mit QR-Codes

Mit jährlich ein bis zwei Franken pro Trailmeter sollen Waldbesitzende entschädigt werden, hat Wald Schweiz kürzlich gefordert. Damit soll der Aufwand entschädigt werden, den die Biketrails den Waldbesitzern bescheren. Und, dass diese ihren Wald überhaupt für Bikerinnen zur Verfügung stellen.

In Köniz laufen entsprechende Gespräche bereits. Bis Ende Jahr soll mit den betroffenen Waldbesitzern am Ulmizberg eine Vereinbarung auf dem Tisch liegen.

Für den offiziellen Mountainbike-Trail am Gurten greift die Bikeorganisation trailnet.ch schon seit 2006 in die Tasche und entschädigt hauptsächlich private Waldbesitzer. Finanziert wird das über Mitgliederbeiträge von rund 600 Biker. Zudem wurden vor zwei Jahren QR-Codes an die Trailstrecke gestellt, um freiwillige Spenden zu sammeln. «Trailkarma» nennt sich das.

2500 Franken pro Hektar

Offizielle Trails gibt es am Ulmizberg noch keine. Trotzdem bahnen sich die Biker einen Weg durch den Wald – zum Beispiel durch das Grundstück von Peter Schmid. Er wünscht sich darum bewilligte und entschädigte Trails, wie am Gurten.

Die Gemeinde Köniz wird voraussichtlich einen Teil der Entschädigungen übernehmen. «Damit können wir Konflikte dämpfen», sagt Daniel Gilgen (59), Leiter Abteilung Umwelt und Landschaft der Gemeinde Köniz. 

Verhandelt werde über eine jährliche Entschädigung von 50 Rappen pro Laufmeter. Auf einen Hektar wären das 2500 Franken. Das ist zwar wesentlich weniger, als die ein bis zwei Franken, die Wald Schweiz fordert, aber laut Gilgen ein guter Betrag: «So viel bekommt man normalerweise nicht, wenn man einen Hektar Wald verpachtet.»

«Bemängeln den Fokus auf Biker»

Severin Schindler (37), Vorstandsmitglied von trailnet.ch, versteht die Forderungen der Waldbesitzenden. Allerdings bemängelt er den Fokus auf die Biker: «Auch weitere Naherholungssuchende wie Reiter, OL-Läufer, und Wanderwege tragen zum Nutzungsdruck bei».

Dass sich auch die öffentliche Hand vermehrt an den Entschädigungen beteiligen will, begrüsst Schindler. Die Wege stünden der Öffentlichkeit zur Verfügung und seien für alle zugänglich – die Zahlungspflicht könne also langfristig nicht nur an den Bikern hängenbleiben.

Zürcher sind skeptischer

Die Zürcher gehen die Problematik in einem tieferen Gang an. Mario Okle, Gemeindepräsident von Weiningen ZH, hält nichts von einer Entschädigung nur für Biketrails. Es sei wichtig, für alle Freizeitaktivitäten gleich lange Spiesse zu verwenden.

Im Wald sollten keine privatwirtschaftlichen Interessen durchgesetzt werden, findet Luise Rohland (28), Co-Präsidentin der Bikeorganisation Züritrails. «Aus unserer Sicht ist eine solche Finanzierung keine Lösung», so Rohland. 

Züritrails unterstützt aber einen Entscheid des Zürcher Kantonsrats, der vergangenen Februar den Weg für einen Ausbau von Trails geebnet hat. Das soll Konflikte auf bestehenden Wegen verringern.

«Wir müssen Vertrauen schaffen»

Ausgerechnet der leidenschaftliche Biker Schindler zeigt mehr Verständnis für die Trailgegner: Biker seien als letzte Waldnutzer dazugestossen und vielerorts seien illegale Trails entstanden. «Wir müssen gegenüber den verschiedenen Stakeholdern Vertrauen schaffen.»

Vielleicht sammelt er damit bereits gutes Karma für seine nächste Bikeabfahrt.

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