In der Pandemie haben sich Depressionen verdreifacht
Jeder Zehnte hat den Corona-Blues

Die Corona-Krise hat nicht nur Folgen für körperliche Gesundheit und Wirtschaft. Je länger sie dauert, desto mehr drückt sie auf unsere Stimmung. Für viele Menschen ist das ein ernstes Problem.
Publiziert: 04.12.2020 um 01:22 Uhr
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Aktualisiert: 10.12.2020 um 19:56 Uhr
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Seit mehr als neun Monaten wütet die Pandemie nun schon. Und so langsam schägt sie sich auch auf unsere Psyche nieder.
Foto: Keystone
Sermîn Faki

Corona tut unserer Seele nicht gut. Eine im Juni veröffentlichte Umfrage der wissenschaftlichen Taskforce hat ergeben, dass während des Lockdowns fast dreimal so viele Menschen von Depressionssymptomen betroffen waren – neun statt drei Prozent.

Diese Entwicklung beobachtet auch Marieke Kruit (52). Die Psychologin, die am Sonntag in die Berner Stadtregierung gewählt wurde, leitet noch bis Ende Jahr die psychiatrischen Ambulatorien des Spitals Oberaargau. «Seit dem Ausbruch der Pandemie kommen vermehrt Patienten zu uns, die bisher nicht unter psychischen Erkrankungen gelitten haben», bestätigt sie.

Existenzängste, Stress, Isolation

Bei diesen Patienten sei eine sogenannte Anpassungsstörung diagnostizierbar – also eine psychische Reaktion auf Belastungen, die mit der Krise einhergehen. «Existenzängste, Stress, soziale Isolation und Verunsicherung führen vermehrt zu Ängsten und auch depressiver Stimmung», erklärt Kruit.

Diese Symptome nehmen seit Beginn der zweiten Welle wieder zu, wie eine aktuelle Bevölkerungsbefragung im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit (BAG) zeigt. Ende Oktober gaben 15 Prozent der Bevölkerung an, sich schlecht bis sehr schlecht zu fühlen.

Senioren und Junge besonders betroffen

Senioren schätzen ihr Wohlbefinden sogar noch schlechter ein als während des Lockdowns im Frühling. Sie fühlen sich seit dem Herbst wieder einsamer und ausgeschlossener. Mehr als zehn Prozent geben an, dass sie sich nach Gesellschaft sehnen. Einerseits ist das mit den Besuchseinschränkungen in Altersheimen zu erklären. Und andererseits damit, dass Angehörige den persönlichen Kontakt vermeiden, um die Älteren zu schützen.

Damit es uns allen besser geht

Viele Menschen in der Schweiz leiden auch seelisch unter den Auswirkungen der Corona-Krise. Deshalb initiiert das Bundesamt für Gesundheit (BAG) den Aktionstag «Darüber reden. Hilfe finden». Er findet am 10. Dezember 2020 statt.

Die Hilfsorganisationen Pro Mente Sana, Dargebotene Hand, Pro Juventute, Pro Senectute, Caritas und das Schweizerische Rote Kreuz widmen sich gemeinsam mit vielen weiteren Akteuren den verschiedensten Aspekten des Themas psychische Gesundheit. Menschen in schwierigen Situationen sollen so Solidarität erfahren und über konkrete Hilfsangebote informiert werden. Der Tag sensibilisiert auch die Gesamtbevölkerung dafür, im Umfeld aufmerksam zu sein und Hilfe zu leisten.

BLICK macht dieses wichtige Thema zum Schwerpunkt und berichtet vor, während und nach dem Aktionstag ausführlich darüber.

Weitere Informationen unter https://bag-coronavirus.ch/hilfe/

Viele Menschen in der Schweiz leiden auch seelisch unter den Auswirkungen der Corona-Krise. Deshalb initiiert das Bundesamt für Gesundheit (BAG) den Aktionstag «Darüber reden. Hilfe finden». Er findet am 10. Dezember 2020 statt.

Die Hilfsorganisationen Pro Mente Sana, Dargebotene Hand, Pro Juventute, Pro Senectute, Caritas und das Schweizerische Rote Kreuz widmen sich gemeinsam mit vielen weiteren Akteuren den verschiedensten Aspekten des Themas psychische Gesundheit. Menschen in schwierigen Situationen sollen so Solidarität erfahren und über konkrete Hilfsangebote informiert werden. Der Tag sensibilisiert auch die Gesamtbevölkerung dafür, im Umfeld aufmerksam zu sein und Hilfe zu leisten.

BLICK macht dieses wichtige Thema zum Schwerpunkt und berichtet vor, während und nach dem Aktionstag ausführlich darüber.

Weitere Informationen unter https://bag-coronavirus.ch/hilfe/

Allerdings zeigen Studien auch, dass es nicht die Senioren sind, die am meisten leiden – sondern die Jugendlichen. Der Anteil unter ihnen, der sich «nie, selten oder manchmal» glücklich fühlt, lag im November bei 38 Prozent und damit höher als in den Vorjahren. Kein Wunder: Kontakte zu Gleichaltrigen, die in diesem Alter eine entscheidende Rolle spielen, sind deutlich reduziert.

Es sind zudem andere Sorgen, die uns nun auf der Seele lasten: Während der ersten Welle raubte uns vor allem die unmittelbare Bedrohung den Schlaf. Nun bringen viele einfach keine Kraft mehr auf, die anhaltenden Krise emotional zu bewältigen. Zudem fürchten acht Prozent um ihren Arbeitsplatz, was existenzielle Ängste auslösen kann.

Eigenverantwortung tut der Psyche gut

Trotz alledem: Nicht allen geht es schlecht, insgesamt hält sich die Bevölkerung gut. Betroffen sind insbesondere Menschen, die allein leben oder speziell belastet sind – Spitalangestellte beispielsweise oder Risikogruppen.

Anderen wiederum tun gewisse Aspekte der Krise sogar gut. So wird das Homeoffice von vielen Menschen als positiv erlebt. Solidarität, Dankbarkeit und das Wegfallen von sozialem Druck helfen nochmals anderen. Dass es trotz Krise vielen Menschen gut geht, habe auch mit dem Schweizer Weg der Pandemiebekämpfung zu tun, meint die Taskforce: Indem der Bundesrat auf Eigenverantwortung statt auf Verbote setze, ermögliche er der Bevölkerung, das Gefühl von Autonomie beizubehalten. Eine freiwillig eingegangene Quarantäne etwa wirke sich psychologisch weniger negativ aus.

Das sind die häufigsten psychischen Krankheiten

Studien gehen davon aus, dass etwa 25 Prozent der Schweizer Bevölkerung an psychischen Krankheiten leiden. Diese gehören damit zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt. Unter den Begriff fallen aber nicht nur schwere Psychosen, sondern etwa auch Demenz.

Zu den häufigsten psychischen Erkrankungen gehören Angststörungen. Etwa jeder Sechste leidet darunter. Hin und wieder sind diese sehr eng begrenzt – wie etwa bei der Flugangst. Doch es gibt auch allgemeinere Angstsymptome.

Ebenfalls häufig sind Depressionen. 2012 gaben in der Schweizer Gesundheitsbefragung 6,5 Prozent an, unter starken, sowie 22,2 Prozent, unter schwachen depressiven Symptomen zu leiden. Frauen sind stärker betroffen als Männer.

Andere weitverbreitete psychische Erkrankungen sind gemäss der Stiftung Pro Mente Sana Belastungsstörungen (Traumata, etwa nach der Erfahrung von Gewalt), Borderline-Persönlichkeitsstörungen, Burnout und bipolare Störungen. Auch Essstörungen, Schizophrenie und Suchterkrankungen gehören dazu. Sermîn Faki

Studien gehen davon aus, dass etwa 25 Prozent der Schweizer Bevölkerung an psychischen Krankheiten leiden. Diese gehören damit zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt. Unter den Begriff fallen aber nicht nur schwere Psychosen, sondern etwa auch Demenz.

Zu den häufigsten psychischen Erkrankungen gehören Angststörungen. Etwa jeder Sechste leidet darunter. Hin und wieder sind diese sehr eng begrenzt – wie etwa bei der Flugangst. Doch es gibt auch allgemeinere Angstsymptome.

Ebenfalls häufig sind Depressionen. 2012 gaben in der Schweizer Gesundheitsbefragung 6,5 Prozent an, unter starken, sowie 22,2 Prozent, unter schwachen depressiven Symptomen zu leiden. Frauen sind stärker betroffen als Männer.

Andere weitverbreitete psychische Erkrankungen sind gemäss der Stiftung Pro Mente Sana Belastungsstörungen (Traumata, etwa nach der Erfahrung von Gewalt), Borderline-Persönlichkeitsstörungen, Burnout und bipolare Störungen. Auch Essstörungen, Schizophrenie und Suchterkrankungen gehören dazu. Sermîn Faki

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