Impfung gegen Corona
Spray könnte besser wirken als Spritze

Angst vor Spritzen? In Zukunft könnte das keine Ausrede mehr sein, auf die Corona-Impfung zu verzichten. Eine neue Studie zu Nasenspray-Impfungen stellt diesen ein besseres Zeugnis aus als den MRNA-Impfstoffen.
Publiziert: 20.05.2022 um 16:28 Uhr
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Gute Nachrichten für Spritzenphobiker: Impfungen per Nasenspray sind nun in Entwicklung.
Foto: Shutterstock
Gianna Blum

Statt der Spritze könnte dereinst ein Spray vor Corona schützen – und womöglich sogar besser. Laut einer Studie unter der Federführung der Freien Universität Berlin schneidet die Impfung per Nasenspray nämlich besser ab als der MRNA-Impfstoff.

Denn anders als bei den mRNA-Impfungen, die Antikörper im Blut bilden, entsteht mit dem Spray der Schutz direkt dort, wo das Virus andockt: in der Nasenschleimhaut. «Der Nasenspray kann eine lokale Immunität herstellen», erklärt der Molekularbiologe Emanuel Wyler (41). Der Schweizer, der am Max-Delbrück-Zentrum in Berlin forscht, ist Mitautor der noch nicht unabhängig geprüften und vorab veröffentlichten Studie. Beteiligt war unter anderem auch die Berliner Charité und Epidemiologe Christian Drosten (49).

Push statt Piks

Im Grunde genommen müsse man sich diese Impfung vorstellen wie ein Nasenspray gegen Schnupfen, so Wyler: Einmal ein Stoss in jedes Nasenloch und fertig ist die Impfung. Dort besteht ein eigenes Immunsystem, das von den klassischen Impfungen weniger gut stimuliert wird.

Bei der Studie an Hamstern – diese reagieren sehr ähnlich auf Corona wie Menschen – verglichen die Forscher den Nasenspray mit verschiedenen anderen Arten von Impfungen. Beim Spray kam ein sogenannter Lebend-Impfstoff zum Einsatz. Mittels gentechnischem Verfahren wird das Virus dabei stark abgeschwächt.

Antikörper in der Nase

Jene Tiere, die mit dem Nasenspray geimpft worden waren, hatten die meisten Antikörper in der Nasenschleimhaut – und dadurch mutmasslich den besten Schutz. «Das deutet darauf hin, dass der Spray besser vor Ansteckungen schützen könnte», erklärt Wyler. Die Spray-Impfung produzierte sogar mehr Antikörper in der Nase als die Infektion selbst.

Ähnlich wirksam waren die verschiedenen Impfstoffe in Bezug auf die Schwere der Erkrankung, wobei der Spray zusätzlich die oberen Atemwege besser schützte.

Ob der Spray nicht nur bei Hamstern, sondern auch Menschen wirkt, muss nun in klinischen Studien erst noch untersucht werden.

Keine Rettung für Risikopersonen

«Der grosse Vorteil am Spray ist, dass keine Spritze für die Impfung nötig ist», sagt Wyler. Denn es werde oft unterschätzt, wie viele Menschen Angst vor Spritzen haben. Neu sei die Technik aber eigentlich nicht. «In Deutschland ist schon seit Jahren ein entsprechender Grippe-Impfstoff auf dem Markt.» Weitgehend unbekannt ist sie aber noch in der Schweiz, wo erst vor kurzem ein Grippe-Nasenspray für Kinder und Jugendliche zugelassen wurde.

Ein Haken an den Lebend-Impfstoffen sei allerdings, dass sie nicht bei Menschen mit Immunschwächen eingesetzt werden dürfen. Just der durch Corona am meisten gefährdeten Gruppe könnte der Nasenspray also nicht helfen. Und die Forschung an Sprays mit anderen Impfstoffen stecke noch in den Kinderschuhen, so Wyler.

Schweizer Spray in den Startlöchern

Wann die Nasenspray-Impfung dereinst auf den Markt kommt, ist offen. Neben Forschern in den USA tüftelt auch die Schweiz an einer Version davon: Erst vor kurzem ist das Berliner Team gemeinsam mit Forschern der Uni Bern eine entsprechende Kooperation mit dem Basler Biotechunternehmen Rocketvax AG eingegangen. Wyler rechnet damit, dass frühestens in eineinhalb Jahren entsprechende Präparate fertig entwickelt sind.


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