Von 80 auf über 90 Milliarden Franken in sechs Jahren. Die Gesundheitskosten sind in den vergangenen Jahren massiv gestiegen – die Folgen spüren wir alle in Form der Explosion der Krankenkassenprämien.
Zwei Gesundheitsökonomen der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften sind nun in einer gross angelegten Studie der Frage nachgegangen, was die wahren Gründe für die massive Kostensteigerung sind.
Es wird behandelt, auch wenns nichts bringt
Als grösster Kostentreiber hat sich nicht etwa die immer älter werdende Gesellschaft herausgestellt, wie der «Tages-Anzeiger» aus der Studie zitiert. Sondern, dass die Kosten pro Patient stark gestiegen sind. 43 Prozent des Anstiegs ist gemäss Studie mit diesen Mehrausgaben zu erklären. «Unsere Analyse zeigt, dass der grösste Kostentreiber diese Mengenausweitung ist», sagt Studienautor Michael Stucki.
Die Überalterung der Gesellschaft erklärt hingegen nur 15 Prozent des Wachstums zwischen 2012 und 2017. Die sogenannte Prävalenz – die Häufigkeit, mit der Krankheiten in einer Bevölkerungsgruppe auftreten – hat mit 12 Prozent noch weniger Einfluss. 30 Prozent macht das Bevölkerungswachstum aus. Immer mehr Leute führen logischerweise auch zu mehr Kosten.
Die Mehrausgaben pro Patient lassen sich beispielsweise damit erklären, dass Medikamente und Therapien immer teurer werden. Ärztinnen und Ärzte würden heute ausserdem mehr abklären und folglich auch mehr behandeln, wird Maria Trottmann, Expertin für Versorgungsforschung bei der Krankenkasse Swica und Mitautorin der Studie, zitiert. Dies habe auch mit Fehlanreizen bei der Abrechnung der Leistungen zu tun. Auch im hohen Alter würden heute noch Behandlungen durchgeführt, auf die man früher verzichtet habe.
3,3 Milliarden pro Jahr wegen Depressionen
Laut dem «Tages-Anzeiger» handelt es sich um die erste Studie, die die Gesundheitskosten in der Schweiz und deren Entwicklung so detailliert unter die Lupe genommen hat. Sie zeigt auch auf, welche Krankheiten am meisten kosten.
Am teuersten kommen psychische Erkrankungen und Suchtkrankheiten. 11,4 Milliarden Franken kosten sie pro Jahr – das entspricht 14 Prozent der Gesamtkosten. Allein 3,3 Milliarden Franken fallen auf Depressionen. 11 Milliarden Franken kostet die Behandlung von Erkrankungen der Muskulatur oder des Skeletts wie beispielsweise Rückenschmerzen oder Rheuma. Auf dem dritten Platz: Alzheimer, Parkinson und andere neurologische Krankheiten.
Dabei wurden sämtliche direkten Kosten für Ärzte, Spitäler, Labors, Pflege und Medikamente eingerechnet. Nicht aber indirekte Kosten wie Arbeitsausfälle infolge einer Krankheit oder Frühpensionierungen. (lha)