Im Kampf gegen den «Woke-Wahn» bezahlt Partei den Coiffeur-Besuch
Junge SVP will mehr Blondinen

Die Junge SVP bezahlt allen den Coiffeur-Besuch – wenn sie sich blond färben lassen. Das neueste Kapitel im Kampf der Jungpartei gegen den «Woke-Wahn».
Publiziert: 01.02.2023 um 12:36 Uhr
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Aktualisiert: 01.02.2023 um 12:55 Uhr
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Mehr Blondinen braucht das Land! Findet die Junge SVP.
Foto: Getty Images

Die Debatte um Wokeness – gemeint ist eine grosse Wachsamkeit für Diskriminierungen und Missstände – treibt immer irrere Blüten. Was auch damit zu tun hat, dass das Thema so polarisiert und daher zu weiteren Eskalationen einlädt.

Aktuelles Beispiel ist ein Angebot der Jungen SVP: Die Jungpartei zahlt jedem, der jetzt zum Coiffeur geht und sich die Haare blond färbt, die Rechnung. Das zumindest verspricht Präsident David Trachsel (28). Einfach Beleg einsenden und Kontodaten angeben – die Blondierung wird von der JSVP beglichen.

Trachsel hat den Kampf gegen Wokeness entdeckt

«Setz ein Zeichen gegen den Woke-Wahn, färbe dir die Haare blond und die Junge SVP bezahlt dir den Besuch beim Coiffeur», wirbt er auf Twitter, bebildert mit einer gutaussehenden jungen Blondine.

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Trachsel ist sich nie zu schade für eine Provokation – man könnte auch sagen, er hat ein gutes Gespür für kontroverse Themen. Und der sogenannte «Woke-Wahnsinn» hat es ihm besonders angetan. So forderte er kürzlich, dass die Schweiz das Weltwirtschaftsforum (WEF) rausschmeissen soll. Weil es zu woke sei. Sogar die Unterstützung der Bundesratskandidaten im vergangenen Dezember machte Trachsel von der «Beendigung des Woke-Wahnsinns» abhängig.

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Debatte aus den USA genutzt

Die aktuelle Forderung nach mehr Blondinen hat einen konkreten Anlass. Die USA führten kürzlich eine Debatte darüber, ob künstliches Blond auch unter die kulturelle Aneignung falle. Auslöser war ein Tiktok-Post einer jungen Frau, bei deren blondem Haarschopf man die brünetten Ansätze sah. Worauf User ihr vorwarfen, gefärbt zu sein. Was wiederum die Mutter der jungen Frau veranlasste, zu betonen, dass ihre Tochter «blond geboren» sei. So weit, so absurd.

Die afroamerikanische Soziologieprofessorin Tressie McMillan Cottom behauptete daraufhin, wer sich die Haare blond färbe, eigne sich einen sozialen Status an. «Blond» sei ein ethnisches Merkmal, man meine damit eigentlich: weiss.

Kein Thema zu absurd

Deshalb könne man von einem sozialen Status sprechen, der in diesem Falle von der Haarfarbe ausgehe – blonde Haare stünden für Ansehen und Macht, weshalb jene, die keine haben, danach streben und sich blondieren würden.

Auch das: So weit, so absurd. Für die Junge SVP und ihren Präsidenten (selbst mit blonden Haaren gesegnet) allerdings nicht absurd genug, um auch noch auf das Thema aufzuspringen und Kapital daraus zu schlagen.

Obwohl es eher Kapital vernichten könnte – wenn sich Hunderte melden, ginge das ganz schön ins Geld. Wahrscheinlich hat das die Jungpartei nun auch selbst gemerkt. Die Coiffeurrechnung bezahlen will sie nun nur noch für die ersten 20 Neu-Blondierten, die sich melden. (sf)

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