Am kommenden Mittwoch finden sie wieder statt, die Bundesratswahlen. Sechs Mitglieder der Landesregierung sollen bestätigt und die Nachfolge von SP-Bundesrat Alain Berset (51) bestimmt werden. Immer wieder finden sich unter den abgegebenen Wahlzetteln ungültige. Man fragt sich dann jeweils: Sind so viele Parlamentsmitglieder unfähig? Vielleicht eben gerade nicht.
Wenn, wie jetzt mit Jon Pult (39) und Beat Jans (59), zwei Kandidaten mit einem ähnlich kurzen Nachnamen zur Auswahl stehen, ein Parlamentarier aber beide überhaupt nicht mag? Selbst wenn die Fraktion ihre Mitglieder eindringlich gebeten hat, einen der offiziellen Kandidaten zu wählen, gibt es einen Trick.
Problem gelöst!
Würde der Parlamentarier etwa Priska Seiler Graf (55) schreiben, sähen die Sitznachbarn, dass er einen langen Namen auf den Wahlzettel kritzelt. Also schreibt er ein paar wenige unleserliche Zeichen auf den Wahlzettel. Damit wird dieser ungültig. Problem gelöst!
Sowohl falsch geschriebene Namen wie etwa John Puld oder Beat Jenins würden wohl akzeptiert werden. Einfacher machen solche Schreibfehler das Auszählen aber nicht.
Selbst wenn ab 8 Uhr morgens pro Wahlgang nur eine Viertelstunde eingeplant wird, ziehen sich die Bundesratswahlen hin. Zuerst werden die bisherigen sechs Bundesratsmitglieder im Amt bestätigt. Zuerst Guy Parmelin (64). Das dürfte fix gehen.
Cassis-Wiederwahl könnte dauern
Doch schon bei der zweiten Wahl könnte es länger dauern. Hier greifen die Grünen den FDP-Sitz von Ignazio Cassis (62) mit Nationalrat Gerhard Andrey (47) an. Selbst wenn Andrey mehr oder weniger erfolglos bleibt, könnten zwei bis drei Wahlgänge nötig werden. Erst recht, wenn sich noch jemand einen Scherz erlaubt und einfach Gerhard schreibt. Dann könnte auch Mitte-Chef Gerhard Pfister (61) gemeint sein. Sowas verzögert die Wahlen.
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Und kann sogar deren Ausgang beeinflussen. Wie beim Fall Roos 1999. Die beiden CVP-Bundesräte Arnold Koller (90) und Flavio Cotti (1939-2020) waren zurückgetreten. Zwei CVP-Frauen, Rita Roos (72) und Ruth Metzler (59), waren als Kandidatinnen für Kollers Nachfolge nominiert. Im dritten Wahlgang erhielten beide je 122 Stimmen. Ein Wahlzettel mit dem Namen «Roth» wurde dabei für ungültig erklärt. Wäre er Roos zugeschlagen worden, sie wäre Bundesrätin geworden. Doch bei der anschliessenden Ersatzwahl für Cotti war eben Jean-François Roth als Kandidat nominiert worden. So nahm man an, dass dieser gemeint sei. Das kostete Roos die Wahl.
Keller-Sutter muss sich nicht sorgen
Zurück zum 13. Dezember: Nach der voraussichtlichen Bestätigung von Cassis im Amt, dürfte es bei der Wiederwahl von Viola Amherd (61) schnell gehen. Und wie zu hören ist, würde nach einem grandios gescheiterten Angriff auf Cassis kaum ein richtiger Angriff auf Karin Keller-Sutter (59) mehr erfolgen. So dürfte es bei dieser Wiederwahl und bei den folgenden von Albert Rösti (56) und Elisabeth Baume-Schneider (59) rasch gehen – selbst wenn sich jemand mit Kellner-Sutter in der Schreibweise vertäte.
Dann – es dürfte Mittag sein – schreitet die Bundesversammlung zu Bersets Nachfolge. Theoretisch könnte hier eine einzige Stimme ausreichen, um das neue Bundesratsmitglied zu küren. Dies, wenn 245 National- und Ständeräte leer einwerfen würden und nur Pult seinen eigenen Namen aufschriebe.
Zeichnung statt Namen
Für Diskussionen sorgen würde es aber, wenn das Wahlbüro neben all den leeren Zetteln auf einen mit einer schicken Zeichnung eines Pults stiesse. Ehrverletzend dürfte das nicht sein, denn dann wäre die Stimme ungültig. Aber die Zeichnung kann dem Bündner Nationalrat zugeordnet werden.
Dann wäre es richtig spannend, wenn das Büro über das Pult und den Pult entscheiden müsste.