Hotel Palace Gstaad vermietet illegale Luxus-Alphütte
Hier kostet die Nacht 1600 Franken

Alphütte um Alphütte wird illegal ausgebaut. Doch im Kanton Bern schauen die Behörden weg. Statt eine Busse zu erteilen, legalisieren die Behörden die Situation im Nachhinein.
Publiziert: 01.09.2021 um 06:41 Uhr
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Aktualisiert: 01.09.2021 um 14:33 Uhr
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Das Hotel Palace in Gstaad hat eine besondere Unterkunft im Angebot.
Foto: imago images/IP3press

«Almen statt Palmen», wirbt die Online-Plattform yeti.ch für sieben Berghütten, die im Berner Oberland zu mieten sind. Zwar spricht man bei uns nicht von den Almen, sondern den Alpen, aber so genau nimmt man es im Kanton Bern nicht. Auch nicht mit dem Gesetz, wie Blick im Frühling berichtete: Alphütten werden illegal zu Luxusferienhäusern ausgebaut und zu horrenden Preisen an Touristen vermietet.

Nun ist die «Rundschau» auf einen weiteren Berner Fall gestossen. In der Sendung von heute Abend bekommt das Nobelhotel Palace in Gstaad BE grosse Aufmerksamkeit: Es vermietet die Walig-Alphütte – ab 1600 Franken die Nacht. 13 Jahre lang ohne Bewilligung, wie Recherchen des Politmagazins zeigen.

Von der «Rundschau» darauf aufmerksam gemacht, haben die Behörden die Vermietung nun nachträglich legalisiert. Weder wurde eine Busse ausgesprochen, noch der widerrechtlich erwirtschaftete Gewinn eingezogen. Das Palace reagierte nicht auf eine Blick-Anfrage.

Auf die Berner Weise

So läuft das im Kanton Bern: Jeder sei froh, wenn im Oberland Gewinne erwirtschaftet würden. Da schaue man halt nicht so genau hin, heisst es gar aus dem Umfeld der Kantonsregierung.

Dennoch wird die Politik jetzt aktiv: Die Berner SP-Grossrätin Andrea Zryd (45) verlangt, dass die Regierung Klarheit darüber schafft, was sie gegen den illegalen Ausbau von Alphütten unternimmt, und Angaben darüber macht, ob bei Verstössen Bussen verhängt werden. Zudem fordert sie Auskunft darüber, von wie viel illegal umgebauten Alphütten der Kanton Bern Kenntnis hat.

Selbst Baumhütte braucht Bewilligung

Ihrer Partei gehe es darum, Transparenz schaffen. Und sie will abstellen, dass die Behörden solche Vorfälle «quasi mit Bauernschläue entschuldigen». Bauern würden zu Recht vom Staat subventioniert, findet Zryd. Da erwarte man aber auch Ehrlichkeit gegenüber der Gesellschaft. Natürlich dürfe eine Alphütte ausgebaut werden, sofern der Umbau den gesetzlichen Vorgaben entspreche. Die Behörden stünden in der Pflicht, illegale Ausbauten zu ahnden.

Selbst für ein Baumhaus für die Kinder brauche es heute ja eine Bewilligung. «Schon etwas komisch, dass dann Alphütten problemlos ausgebaut werden können», so die Politikerin. (pt)

Hinweis: Mehr zum Thema heute in der «Rundschau», SRF 1, 20.05 Uhr


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