Hoffnung für Kultur-Branche
Parlamentarier fordern Corona-Versicherung

Das Coronavirus hat die Kulturbranche ins Wachkoma befördert. Es reicht knapp zum Überleben, neue Veranstaltungen für den Sommer aber werden kaum geplant – zu gross ist das Risiko. Nun will die Wirtschaftskommission des Nationalrats mit einem «Schutzschirm» helfen.
Publiziert: 02.02.2021 um 14:59 Uhr
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Aktualisiert: 03.02.2021 um 17:29 Uhr
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Veranstaltungen sind derzeit nur bis 5 Personen möglich. An Kulturveranstaltungen ist da nicht zu denken.
Foto: MARTIAL TREZZINI
Daniel Ballmer

Alles steht still. Schon seit Ende Dezember sind Kulturveranstaltungen in der Schweiz faktisch verboten. Der Corona-Lockdown des Bundesrats soll noch bis Ende Februar dauern. Die Branche liegt im Wachkoma. Viele Veranstalter kämpfen ums Überleben.

Und im Sommer? Können dann endlich wieder Open Airs stattfinden? Oder Stadtfeste? Oder Messen? Dürfen wir uns dann wieder über ein bisschen Normalität freuen? Vielleicht. Wie sich die Pandemie weiterentwickelt, bleibt unberechenbar. Klar ist: Will die Schweiz einen Festivalsommer erleben, dann müssen schon jetzt die Weichen gestellt werden.

Für viele ist das Risiko zu gross

Doch bis heute scheuen viele Veranstalter das Risiko, Projekte zu planen und dann plötzlich auf den Kosten sitzen zu bleiben, wenn der Anlass schliesslich doch abgesagt werden muss. Wegen leerer Kassen können es sich viele auch nicht mehr leisten, Mitarbeitende aus der Kurzarbeit für die Planung von Festivals, Konzertreihen oder Messen aufzubieten. Werden die Events aber jetzt nicht geplant, kann im Sommer auch nichts stattfinden.

Das sieht auch die Wirtschaftskommission (WAK) des Nationalrats. Sie hat deshalb die Verwaltung beauftragt, möglichst rasch Vorschläge zu erarbeiten für eine staatliche Risikoversicherung, für einen sogenannten «Schutzschirm für die Veranstaltungsbranche» mitsamt der Gesetzesgrundlagen. Das bestätigen mehrere WAK-Mitglieder gegenüber BLICK. Skeptisch zeigte sich vorab die SVP. Sie möchte lieber den Lockdown aufheben.

Staat soll Teil des Risikos übernehmen

«Die Probleme der stillgelegten Branche sind nicht zu übersehen», sagt Grünen-Nationalrätin Regula Rytz (58), die den Antrag in die Kommission eingebracht hat. Ziel des «Schutzschirms» soll es sein, trotz der Corona-Krise Planung und Durchführung von Veranstaltungen noch in diesem Jahr zu ermöglichen. «Dafür brauchen die Veranstalter die Sicherheit, dass zumindest ein Teil ihrer Ausgaben vom Staat abgedeckt sind, wenn es zu einer coronabedingten Absage oder wesentlichen Einschränkung der Veranstaltung kommt», sagt Rytz.

Das sieht Christoph Kamber genauso. Der Eventmanager und Präsident des Branchenverbands «Expo Event Swiss LiveCom Association» hat den Vorschlag ursprünglich angeregt: «Wenn wir im Sommer wieder ein Kulturleben geniessen können wollen, müssen wir jetzt die Handbremse lösen.» Viele Veranstaltungen bräuchten eine Vorlaufzeit von mehreren Monaten. «Die Branche braucht aber erst wieder Perspektiven.»

Österreich zahlt bis zu 90 Prozent

Kamber verweist dabei auf Österreich und Deutschland. Die Nachbarländer haben bereits eine solche Risikoversicherung beschlossen. Sie soll der Veranstaltungsbranche erlauben, die Planung von Kulturanlässen wieder aufzunehmen. Die österreichische Regierung beispielsweise hat dazu Mitte Januar 300 Millionen Euro bereitgestellt. Maximal 90 Prozent der nachweisbar angefallenen Kosten können zurückerstattet werden, falls das Coronavirus doch noch einen Strich durch die Rechnung macht.

«Auch unsere Kultur- und Veranstaltungsbranche braucht wieder Perspektiven», ist Rytz überzeugt. «Viele können derzeit gerade noch überleben, aber nicht mehr in künftige Anlässe investieren.» Daher soll es nun schnell gehen. Bereits in der Frühlingssession könnte das Parlament im Rahmen des Covid-Gesetzes über den «Schutzschirm» abstimmen, so Rytz. «Das muss jetzt rasch kommen, sonst nützt es nichts mehr!»

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