Auf einen Blick
- SVP nutzt umstrittenen Influencer für Grenzschutz-Initiative gegen Migration
- Influencer «deWinterthurer» äussert provokative Ansichten zu Asylbewerbern und Kriminalität
- Auf Tiktok erreicht der 31-Jährige mehr als 65'000 Menschen
Systematische Grenzkontrollen, keine vorläufigen Aufnahmen und ein Asylkontingent von 5000 Personen pro Jahr: Die SVP bläst mit ihrer Grenzschutz-Initiative zum Frontalangriff gegen die Migration. Das macht sie neuerdings auch mithilfe des umstrittenen Influencers «deWinterthurer».
«Schwiiz, was isch los?», spricht der junge Mann mit emotionaler Stimme in die Kamera. «‹deWinterthurer› redet Klartext!», schreibt die SVP über dem Video, das die Partei auf dem Kurznachrichtendienst X veröffentlichte.
Im Beitrag geht es um zwei Asylbewerber, die sich vergangene Woche in Uzwil SG am Auto seiner Schwester zu schaffen machten und anschliessend verhaftet wurden. «Lieber lasse ich keinen Asylanten mehr in die Schweiz, als Angst um meine Familie haben zu müssen», sagt deWinterthurer dazu.
«Bewusst provokative» Aussagen des Tiktokers
Die Aussagen sind Wasser auf die Mühlen der SVP. Arbeitet der Influencer etwa neu mit der Partei zusammen? Seine Videos seien für alle frei zugänglich, sagt deWinterthurer auf Anfrage von Blick. «Die SVP fragte mich kurzfristig an, ob sie den Beitrag teilen darf.» SVP-Sympathisant sei er jedoch nicht. «Ich bin politisch neutral und würde auch zusagen, wenn die SP oder Juso anklopfen», sagt er.
Die Ansichten, die er im Video äussere, seien bewusst provokativ gewählt, so deWinterthurer. Damit hat er Erfolg: Auf Instagram erreicht der 31-Jährige mit seinen Beiträgen über 11'000, auf Tiktok sogar mehr als 65'000 Menschen. Unter den Stichworten «Journalismus» und «Berichterstattung» befasst er sich mit allerlei Themen: Horror-Clowns, Unfälle, Fussball – oder eben Kriminalität.
DeWinterthurer ist mehrfach vorbestraft
Dabei kommt auch er selbst immer wieder mit der Polizei aneinander – etwa aufgrund der Verbreitung von Falschinformationen oder verstümmelter Körperteile. Und er ist bereits mehrfach vorbestraft: wegen illegaler Feuerwerkskörper, Hausfriedensbruch und der Bekanntgabe von Blitzern.
«Die Aussage ist wichtig – egal, wer sie gemacht hat», sagt SVP-Mediensprecherin Andrea Sommer auf Anfrage. Das Video greife ein Thema auf, das den Leuten unter den Nägeln brenne.
Will die SVP also nun vermehrt mit Influencern arbeiten? «Unsere Social-Media-Strategie ist unverändert», sagt Sommer. «Wir fordern mit der Grenzschutz-Initiative einen Kurswechsel im Asylwesen. Der persönliche Erfahrungsbericht unterstreicht das Anliegen.»