Der amerikanische Wahlkampf ist mittlerweile in vollem Gang. Täglich werden die sozialen Medien mit neuen Beiträgen über die Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris (59) und Donald Trump (78) geflutet. Dabei fällt auf: Jüngst werben immer mehr junge Amerikanerinnen für Donald Trumps MAGA-Kampagne (Make America Great Again).
Ein Beispiel ist Luna. Die angeblich 32-jährige Trump-Unterstützerin aus dem umkämpften Bundesstaat Wisconsin hat seit ihrem Beitritt zu X im März eine riesige Anhängerschaft gewonnen. In dem Netzwerk lobt sie die Wiederwahlkampagne des Ex-Präsidenten, verbreitet Verschwörungstheorien über seine Gegnerin Kamala Harris und erklärt ihren 30'000 Followern republikanische Vorlagen.
Das Problem: Luna ist nicht real, wie eine grosse CNN-Recherche jetzt zeigt. Konkret: Das Profil zeigt gar nicht die vermeintliche Trump-Unterstützerin selbst, sondern Fotos der deutschen Mode-Influencerin Debbie Nederlof, die in den USA weder wahlberechtigt ist, noch Donald Trump unterstützt. Der Fall des brünetten Models ist nur einer von vielen, wie Investigativ-Reporter Benjamin Strick auf X erklärt.
«Ich habe nichts mit den Vereinigten Staaten zu tun»
CNN hat die Deutsche im Nachgang an die Recherchen kontaktiert. Das Model ist ausgebildete Optikerin und alleinerziehende Mutter. Mit zwei Jobs versucht sie, sich und ihre Kinder durchzubringen. Die junge Frau ist wütend, dass ihr Gesicht ohne Zustimmung für politische Werbung missbraucht wird. «Um ehrlich zu sein: ‹Was zum Teufel?› war meine Reaktion. Denn ich habe nichts mit den Vereinigten Staaten zu tun. Mit Trump, mit den politischen Dingen da drüben. Was zur Hölle geht mich – aus einem kleinen Ort in Deutschland – die US-Politik an?», sagt die Deutsche gegenüber CNN.
Nederlof ist eine von 17 echten europäischen Frauen aus Deutschland, den Niederlanden, Dänemark und sogar Russland, deren Online-Fotos von Unbekannten gestohlen wurden. Die gefälschten Konten gehören zu 56 Profilen auf X, die in der Recherche identifiziert werden konnten. Gemäss CNN gebe es aber keine Hinweise darauf, dass das Wahlkampfteam von Donald Trump dahintersteckt.
MAGA-Slogans auf unmarkierte Kleidung
In vielen Fällen stellten CNN und das unabhängige Forschungszentrum CIR (Centre for Information and Resilience) fest, dass die Bilder manipuliert wurden, um Trump- und MAGA-Slogans auf ansonsten unmarkierte Kleidung hinzuzufügen. Was auffällt: Die Konten posten oft ähnliche Botschaften auf Englisch, die Rechtschreibfehler enthalten. Laut den Investigativ-Journalisten könnte dies ein Zeichen sein, dass ausländische Akteure in die Verbreitung dieser Inhalte involviert sind.
Die meisten Accounts wurden in den letzten Monaten erstellt. Die Followerzahlen sind stetig gewachsen. Was allen Konten gemein ist: Als Standort werden immer die USA angegeben. Zudem bringen sie in ihren Biografien häufig ihre Unterstützung für Präsident Trump sowie «ihre Liebe zu Gott» zum Ausdruck. Ihre Feindbilder: Kamala Harris, Tim Walz, die LGBTQ-Community, Menschen, die Waffenlieferungen an die Ukraine unterstützen.
Auf CNN-Anfrage hat sich X nicht zu den Fake-Profilen geäussert. Aber: In den letzten 24 Stunden vor Veröffentlichung der Recherche hat X die Mehrheit der Konten gesperrt.